Wartungsfunktionen

LH a.D. LADir HR i.R. Dr. Josef Schumacher

LH a.D. LADir HR i.R. Dr. Josef Schumacher

Urverbindung: Austria Innsbruck (09.01.1913)

Geboren: 14.11.1894, Wien
Gestorben: 11.06.1971, Innsbruck
Landeshauptmann (Tirol), Mitglied des Länderrates, Landesamtsdirektor
Politische Haft: 1938 und 1944 Polizeihaft

Lebenslauf:

Schumacher wurde als Sohn des Tiroler Landeshauptmannstellvertreters, Nationalratsabgeordneten und Senatspräsidenten am Oberlandesgericht von Innsbruck, Franz Schumacher (Nc EM), geboren. Dessen Großvater war wiederum Casimir Schumacher, Bürgermeister von Innsbruck, der aus dem vorderösterreichischen Freiburg/Br. nach Innsbruck zog.

Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Wien und Trient begann Schumacher im Herbst 1912 mit dem Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Austria beitrat (Couleurname Jos). Zwischen 1914 bis 1918 war er bei den Kaiserjägern (letzter Dienstgrad: Leutnant der Reserve, Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, Karl-Truppenkreuz).

Nach dem Krieg studierte Schumacher an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien weiter (Dr. iur. 1920) und war 1919/20 bereits in der Invalidenentschädigungskommission tätig. 1920 trat er in den Dienst der Tiroler Landesregierung. Nach verschiedenen Tätigkeiten wurde er zuletzt 1933 Bezirkshauptmann von Landeck.

Schumacher war zwar Mitglied der Tiroler Heimwehr, engagierte sich aber vor 1933 in der Christlichsozialen Partei nicht allzusehr. Zu aller Überraschung wurde er am nach dem Tod von Landeshauptmann Franz Stumpf (AIn) am 21. März 1935 zum Landeshauptmann von Tirol ernannt. Damit war er nach der Verfassung des „Ständestaates“ (1934) automatisch Mitglied des Länderrates und des Bundestages.

Diese Ernennung geschah unter Ausnützung des Art. 32, Abs. 4, des Verfassungsüberleitungsgesetzes von 1934 durch Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) und gegen den Willen der Vaterländischen Front (VF) und des Tiroler Landtags, der nach der Verfassung von 1934 das Recht auf einen Dreiervorschlag gehabt hätte. Die VF war für den Finanz-Landesrat Hans Peer (Le EM), und der Landtag bestimmte in seiner Sitzung vom 12. März 1935 folgenden Dreiervorschlag: Alfons Weißgatterer (AIn), nach 1945 dann Landeshauptmann, Erich Kneußl (AIn), Nationalratsabgeordneter und Mitglied des Bundeswirtschaftsrates, sowie Adolf Platzgummer (Le), nach 1945 Landtagspräsident. Die Heimwehr favorisierte jedoch einen anderen Kandidaten.

In dieser politisch verzwickten Lage bestellte die Bundesregierung den anerkannten und integren Verwaltungsfachmann Schumacher zum Landeshauptmann, „um eine sonst unvermeidliche Kampfabstimmung im Tiroler Landtag zu vermeiden, die angesichts der damaligen Krisenlage riskant schien“ (Kurt Schuschnigg). Schuschnigg kannte ihn aus seiner Aktivenzeit bei der Austria noch persönlich. Seitens der Bundesregierung wurde – damals rechtlich nicht unumstritten – argumentiert, daß ein Dreivorschlag nur einem nach den Vorgaben der „Ständestaats“-Verfassung gewählten Landtag zusteht. Der Tiroler Landtag wurde jedoch im Herbst 1934 mangels der entsprechenden Voraussetzungen ernannt

,

Im Zuge des Anschlusses trat Schumacher am Abend des 11. März 1938 als Landeshauptmann zurück und wurde kurze Zeit später verhaftet. Er blieb bis Juli 1938 in Haft. Mit 2. März 1939 wurde er pensioniert. 1943 kamen seine Mutter und seine Schwester bei einem Bombenangriff ums Leben. Nach dem Hitler-Attentat wurde er im August 1944 neuerlich verhaftet und blieb bis Oktober 1944 in Haft. Danach wurde er zum Volkssturm eingezogen und gegen Ende des Krieges von italienischen Partisanen gefangengenommen.

Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft trat Schumacher mit 11. März 1947 wieder in den Tiroler Landesdienst und wurde 1948 zum w. Hofrat ernannt. Mit 1. Januar 1956 wurde er zum Landesamtsdirektorstellvertreter und mit 1. Januar 1958 zum Landesamtsdirektor bestellt. Ende 1959 ging er in den Ruhestand. Von 1950 bis zu seinem Tod war er Präsident und Bundesschützenmeister des Bundes der Tiroler Schützenkompanien. Ebenso war er Obmann des Verbandes der Tiroler Blasmusikkapellen.

„Mit Josef Schumacher, den aus seiner Gymnasialzeit in Trient […] persönliche Lebenserfahrung mit den früheren Welschtirolern verband, ist einer der wenigen noch lebenden Altösterreicher von uns gegangen. Man sage nicht, daß ihre Zeit vorüber sei. Ihre Nachfahren werden sich ihrer auf dem Weg nach Europa erinnern“ (Kurt Schuschnigg).

Quellen und Literatur:

Schuschnigg, Kurt (AIn): Josef Schumacher, in: Austrier-Blätter, Heft 40, 1971, S. 48f.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, S. 463. 536f.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 213f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 514.