Lebenslauf:
Platzgummer wurde als Sohn des späteren Tiroler Landtagspräsidenten Adolf Platzgummer (Le) geboren. Dieser war zu dieser Zeit gerade Vorsteher des Bezirksgerichts Hofgastein.1931 wechselte dieser er als Vorsteher des Bezirksgerichts nach Silz (Bezirk Imst, Tirol). Dort besuchte Winfried Platzgummer zuerst die Volksschule. 1938 übersiedelte die Familie nach Telfs (Bezirk Innsbruck-Land), von wo Adolf Platzgummer herstammte. Dort beendete Winfried Platzgummer die Volksschule und besuchte ebenfalls dort die Hauptschule, um dann an das Innsbrucker Gymnasium zu wechseln.
Nach seiner Matura im Jahr 1950 begann Platzgummer das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1955). Nachdem er bereits ab 1. August 1954 wissenschaftliche Hilfskraft war, wurde er mit 1. November 1956 Hochschulassistent am Institut für Strafrecht und Kriminologie. Ab 5. November 1962 war er kurze Zeit Rechtspraktikant, um ab 1. Januar 1963 als Richteramtsanwärter in Innsbruck tätig zu sein. In dieser Zeit kam er über seinen älteren Bruder Helmut Platzgummer (Le), später Provinzial der Österreichischen Jesuiten-Provinz, in Kontakt zur Leopoldina, der dort Verbindungsseelsorger war. Diese nahm 1964 Winfried Platzgummer als Urmitglied in den Stand eines Alten Herren auf. Sein Leibbursch war der spätere Landeshauptmann von Tirol Herwig van Staat (Le). Im April desselben Jahres habilitierte sich Platzgummer in Innsbruck für Strafrecht, Strafprozeßrecht und Kriminologie.
Nachdem Platzgummer 1965 eine Gastprofessur an der Universität Göttingen (Niedersachsen) innehatte, wurde er mit 30. Juni 1966 zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Strafrecht und Strafprozeßrecht an die Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien berufen. Seine Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor erfolgte mit 18. Mai 1968. In den Studienjahren 1975/76 und 1976/77 war er Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, in denen er das neue Universitätsorganisationsgesetz (UOG) an der Fakultät umsetzte.
Am 19. Juni 1978 wurde Platzgummer zum Rektor der Universität Wien für die Studienjahre 1979/80 und 1980/81 gewählt. Diese Wahl wurde am 27. September 1978 wegen einer angeblich nicht ordnungsgemäßen Vertretung vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung aufgehoben. Bei der am 27. November 1978 erfolgten Wiederholung der Rektorswahl unterlag Platzgummer. Dieser hatte inzwischen Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof erhoben, der dieser am 20. Juni 1979 stattgab. Damit war der Wahlwiederholung die Rechtsgrundlage entzogen. Platzgummer trat daher am 25. Juni 1979 seinen Dienst als Prärektor und am 1. Oktober 1979 als Rektor an. Sein Nachfolger am 1. Oktober 1981 in dieser Funktion war Richard Georg Plaschka (NdW). Unter ihm war dann Platzgummer 1981/82 Prorektor.
Platzgummer wurde 1999 emeritiert. Sein Nachfolger auf der Lehrkanzel wurde sein Schüler und spätere Vizekanzler Wolfgang Brandstetter (Nc), der bei ihm seit 1981 Assistent war. Platzgummer verkehrte seit den siebziger Jahren bei der Amelungia, wo viele Tiroler, die er kannte, Mitglieder waren, Dort hielt er auch Gesangsfuchsenconvente ab. 1983 wurde er bei ihr Bandphilister (Couleurname Bartel). Bestattet wurde er auf dem Friedhof Wien-Döbling.
Werke:
Die Bewußtseinsform des Vorsatzes. Eine strafrechtsdogmatische Untersuchung auf psychologischer Grundlage (1964).Die strafrechtlichen Grenzen des Streiks im öffentlichen Dienst (1967).
Grundzüge des österreichischen Strafverfahrens (1. Aufl. 1984, 8. Aufl. 1997).
Untersuchungsausschüsse und Rechtsstaat (gemeinsam mit Wolfgang Brandstetter [Nc]) (1989).
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 7. 1. 2025).Verbindungsarchiv Amelungia (Parte).
https://geschichte.univie.ac.at/de/personen/winfried-platzgummer.
Rechberger, Walter (Am): Trauerrede für Winfried Platzgummer am Trauerkommers am 7. 1. 2025, in: Grün-Gold-Rot. Zeitschrift der K. Ö. H. V. Amelungia, 113. Jg., Ausgabe 2/2025, 22f.