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em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Georg Plaschka

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Georg Plaschka

Urverbindung: Nordgau Wien (31.05.1948)

Bandverbindungen: S-B, Nc

Geboren: 08.07.1925, Vöttau (heute Bitov, Südmähren)
Gestorben: 27.10.2001, Wien
Universitätsprofessor (Osteuropäische Geschichte)

Lebenslauf:

Plaschka wurde als Sohn eines Gutsverwalters (Burg Vöttau an der Thaya) geboren. Nach dem Besuch der tschechischen Volksschule in Vöttau absolvierte er 1943 das deutsche Realgymnasium in Znaim (Znojmo, Südmähren). Danach wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und geriet im Böhmerwald in Gefangenschaft, aus der er 1946 zurückkehrte. Seine Familie wurde inzwischen vertrieben und ließ sich in Niederösterreich nieder.

Plaschka begann 1946 mit der Studium der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1954), wo er zuerst der Amelungia beitrat und dann als Fuchs zum Nordgau (Couleurname Schnurps) wechselte. 1951 half er bei der Wiedererrichtung der Saxo-Bavaria Prag in Wien mit. Neben dem Studium mußte er des Unterhalts wegen als Journalist beim Österreichischen Wirtschaftverlag arbeiten. Sein Dissertationsvater war Hugo Hantsch (Fd).

1958 wurde Plaschka von Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (NdW) bauftragt, eine „Arbeitsgemeinschaft Ost“ aufzubauen, aus der sich das „Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut“ entwickelte. Dessen Obmann war er dann von 1962 bis 1988. Die Aufgabe des Instituts war die Anknüpfung und Intensivierung institutioneller und persönlicher wissenschaftlicher Kontakte, wodurch auch ein gewisser „Abbau“ des Eisernen Vorhangs erfolgen sollte.

1962 habilitierte sich Plaschka an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien für Allgemeine Geschichte der Neuzeit. 1965 wurde er zum ao. Universitätsprofessor und 1967 zum o. Universitätsprofessor für Osteuropäische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der West- und Südslawen an der Universität Wien ernannt. In den Studienjahren 1975/76 und 1976/77 war er Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, in den Studienjahren 1981/82 und 1982/83 war er Rektor der Universität Wien und Vorsitzender der Rektorenkonferenz. Als solcher begrüßte er im Jahr 1983 Papst Johannes Paul II. zum Gespräch mit österreichischen Wissenschaftlern in der Wiener Hofburg. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und dort Obmann der Historischen Kommission. 1993 wurde er emeritierte.

Plaschka war wohl einer der international renommiertesten Osteuropahistoriker seiner Zeit. Nach ihm ist ein Preis benannt, der von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften seit 2004 alle zwei Jahre für außerordentliche Leistungen auf dem Gebiet ost-, ostmittel- und südosteuropäischen Geschichte vergeben wird.
Plaschka war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Nordmark Hohenau.


Werke:

(Auswahl)
Von Palacký bis Pekar. Geschichtswissenschaft und Nationalbewußtsein bei den Tschechen (1955).
Cattaro – Prag. Revolte und Revolution (1963).
Die Auflösung des Habsburgerreichs (1970).
Nationalismus, Staatsgewalt, Widerstand. Aspekte nationaler und sozialer Entwicklung in Ostmittel- und Südosteuropa (1985).
Matrosen, Offiziere, Rebellen, Krisenkonfrontationen zur See 1900 bis 1918, 2 Bde. (1983 bis 1987).
Avantgarde des Widerstands. Modellfälle militärischer Auflehnung im 19. und 20. Jahrhundert, 2 Bde. (2000).

Quellen und Literatur:

Fellner, Fritz – Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 320 (mit umfangreichen Angaben zur Literatur und zu Publikationen).
Haselsteiner, Horst (Am): „Der Neugier und der Wahrheit verpflichtet…“ Das Wirken Richard Georg Plaschkas, in: „Wenn ich aus der Fremde komme…“ 200 Jahre Nordgau. Festschrift anläßlich des 90. Stiftgungsfestes e. v. K. D. St. V. Nordgau-Prag zu Koblenz und 110. Stiftungsfestes e. s. v. K. Ö. H. V. Nordgau Wien. Gesamtredaktion Florian Kührer. Wien 2011, SS. 186–189.