Lebenslauf:
Lorenzoni war der Sohn eines Postamtsdirektors und verbrachte die Jugend in Schärding. Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Kremsmünster (Matura 1912) studierte er an den Rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten in Prag, in Wien, wo er dem Kürnberg beitrat (Couleurname Lori) und in Graz (Dr. iur. 1920). 1912/13 war er Einjährig-Frewilliger beim Landwehrinfanterieregiment Nr. 2 in Linz.
Im Ersten Weltkrieg wurde Lorenzoni zum Landwehrinfanterieregiment Nr. 3 in Graz eingezogen (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Militärverdienstkreuz, Signum laudis, große silberne Tapferkeitsmedaille und Karl-Truppenkreuz). Mit diesem machte er zuerst die Kämpfe in Galizien mit und wurde dann 1915 an die Italienfront versetzt, wo er im Herbst 1917 die Offensive der 12. Isonzoschlacht mitmachte. Über seine dabei gemachten Erlebnisse berichtete er der „Academia“. Von Kaiser Karl I. erhielt er am 23. November 1917 persönlich die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere überreicht.
Lorenzoni kehrte erst im September 1919 aus der italienischen Kriegsgefangenschaft zurück, in die er Ende des Krieges geriet, und schloß dann sein in Graz Studium ab. Danach trat er 1920 in den oberösterreichischen Landesdienst. Er wurde auch bald Mitarbeiter des christlichen Landarbeiter- und Kleinhäuslerbundes, wo er recht bald sehr beliebt wurde. Er versprach nicht nur Hilfe, sondern verhalf auch zu einer solchen. Überall, wo er Not sah, half er, ohne gedrängt zu werden.
Als Landarbeitervertreter wurde Lorenzoni 1925 als Kandidat für die Wahlen zum oberösterreichischen Landtag aufgestellt und auch gewählt. Diesem gehörte er dann vom 2. Juli 1925 bis zum 31. Oktober 1934 sowie dann vom 13. Dezember 1945 bis zu seinem Tod an. 1931 wurde er Obmann des Finanzausschusses. Im gleichen Jahr wurde er auch Präsident der Oberösterreichischen Landarbeiter-Versicherungsanstalt.
Im „Ständestaat“ wurde Lorenzoni von Heinrich Gleißner in die Landesregierung als Landesrat für Finanzen berufen. Diese Funktion übte er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 aus. Aufgrund dieser Funktion war er auch Mitglied des Länderrates. Ab 1935 war er auch Landesführer des Freiheitsbundes, das war die Wehrorganisation der christlichen Arbeiter.
Nachdem Lorenzoni 1937 Oberregierungsrat geworden war, verblieb Lorenzoni für einige Zeit als Finanz-Landesrat in der Übergangslandesregierung unter Gauleiter Eigruber, wurde aber dann als Beamter rückversetzt und 1939 auf einen anderen Dienstposten abgeschoben. Nach dem Hitlerattentat 1944 war er für kurze Zeit vom 23. August bis zum 5. September 1944 verhaftet. Sein einziger Sohn fiel am Weihnachtstag des Jahres 1944.
Nach dem Krieg wurde Lorenzoni, der mit 1. Juli 1945 zum w. Hofrat ernannt wurde, Mitglied der Provisorischen Landesregierung. Am 13. Dezember 1945 wurde er zum Landeshauptmannstellvertreter gewählt und betreute neuerlich das Finanzressort. In dieser Funktion war er der Motor des oberösterreichischen Wirtschaftsaufschwunges. Seine Obsorge galt auch den verschiedenen Landesanstalten, bei denen er in Aufsichtsgremien saß. So war er u. a. Präsident des Aufsichtsrates der Oberösterreichischen Kraftwerke AG (OKA).
Mitten in dieser schweren Aufbauarbeit erlitt er am Schreibtisch seines Büros einen Schlaganfall und starb noch während der Fahrt mit der Rettung ins Krankenhaus. Sein Bruder war Oskar Lorenzoni (Kb).
Lorenzoni gehörte – so wie Felix Kern (AW), Max Mayr (AIn) und Josef Schwinner (AW) – nach den Landeshauptleuten Johann N. Hauser (Nc EM), Josef Schlegel (Nc) und Heinrich Gleißner (S-B) zur bedeutenden zweiten Reihe der oberösterreichischen Landespolitiker der Zwischenkriegszeit. Sie erfuhren ihre katholische Milieusozialisierung vor dem Ersten Weltkrieg nicht zuletzt im Rahmen einer CV-Verbindung, wodurch sie dann zum politischen Engagement gefördert wurden.
Quellen und Literatur:
Academia 30 (1917/18), S. 342f.Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3). Linz 1976, S. 169.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 147f.
Polgar, Michael (Kb): 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, S. 243f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 206.