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LHStv. Dir. Felix Kern

LHStv. Dir. Felix Kern

Urverbindung: Austria-Wien (09.01.1913)

Geboren: 21.05.1892, Unterweißenbach (Bezirk Freistadt, Oberösterreich)
Gestorben: 23.10.1955, Linz
Landeshauptmannstellvertreter (Oberösterreich), Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Oberösterreich), Direktor des oberösterreichischen Bauernbundes
Politische Haft: 1938 Polizeihaft, 1938/39 KZ Dachau, 1944 KZ Linz-Schörgenhub

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Kern wurde als Sohn des oberösterreichischen Landtagsabgeordneten (1896 bis 1902) und Maurermeisters Leopold Kern geboren und hatte 15 Geschwister. Sein Firmpate war Johann N. Hauser (Nc EM). Er absolvierte bis 1911 das Gymnasium in Ried im Innkreis, wo er 1908 der katholischen Pennalie Rugia beitrat (später MKV) und dort durch vier Semester hindurch Senior war. Mit seinem Religionsprofessor gründet er gemeinsam eine Marianische Kongregation. Ursprünglich wollte er eigentlich Forstwesen an der Hochschule für Bodenkultur studieren, entschied sich aber vorerst für den Priesterberuf und begann das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Linz. Er trat aber im Herbst 1912 aus dem Priesterseminar wieder aus und begann das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, machte aber keinen Abschluß. Dort trat er der Austria bei (Couleurname Ekkehart).

Zu Kriegsbeginn meldete sich Kern freiwillig k. k. zum Landwehrinfanterieregiment Nr. 37, das vor Kriegsbeginn in Gravosa (Gruž), numehr ein Stadtteil von Ragusa (Dubrovnik) in Dalmatien, in Garnison war. Er machte zuerst den Balkanfeldzug mit und war dann an der Isonzofront eingesetzt. Von dort schrieb er sogar einen Bericht an die „Academia“. Er machte auch die 12. Isonzoschlacht (Oktober/November 1917) mit. Er wurde viermal verwundet und konnte bereits Ende Oktober 1918 zurückkehren (letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve: Auszeichnungen: Militärverdienstkreuz, silbernes Signum laudis, Signum laudis, silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, zweimal die bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz, Verwundetenmedaille, Ehrenzeichen des Roten Kreuzes).

KERNS POLITISCHE LAUFBAHN BIS 1938

Noch unmittelbar vor Ende des Ersten Weltkriegs wurde Kern von Landeshauptmann Johann N. Hauser (Nc EM) beauftragt, die Reorganisation der Christlichsozialen Partei in Oberösterreich durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde er Sekretär des Katholischen Volksvereins, der die Parteileitung der Christlichsozialen darstellte. In diesem Zusammenhang gründete er im Rahmen des Volksvereins den oberösterreichischen Bauernbund. In den Jahren 1919 bis 1922 leitete er zusätzlich die „Steyrer Zeitung“. Am 1. Oktober 1922 wurde er leitender Sekretär und am 21. April 1923 Direktor des oberösterreichischen Bauernbundes.

Seinem diesbezüglichen politischen Engagement folgten politische Funktionen. So war Kern vom 18. November 1918 bis zum 15. Mai 1919 bereits Mitglied der Provisorischen Landesversammlung. Vom 2. Juli 1925 bis zum 31. Oktober 1934 und vom 13. Dezember 1945 bis zu seinem Tod gehörte er dem oberösterreichischen Landtag an. Zwischen dem 18. Mai 1927 bis zum 30. Oktober 1931 (Mandatsniederlegung) war er Nationalratsabgeordneter.

Am 18. Mai 1931 wurde Kern zum Landesrat gewählt und übernahm das Bauressort. Dieses Amt bekleidete er bis zum 12. März 1938. Nach dem Ausscheiden von Landesrat Ernst Hirsch (Kb EM) Ende 1933 übernahm er auch dessen Schulressort.

DIE JAHRE 1938 BIS 1955

Kern wurde nach dem Anschluß am 13. März 1938 verhaftet und am 18. März all seiner Ämter enthoben. Nach einer Polizeihaft wurde er am 16. Juli 1938 ins KZ Dachau überstellt. Im Frühjahr 1938 wurde er krankheitshalber in ein Münchener Krankenhaus gebracht, von dort am 17. April nach Linz transportiert und dort dann enthaftet. Mit 1. August 1939 wurde er vom Bistum Linz als Baureferent angestellt. Nach dem Hitler-Attentat wurde er am 22. Juli 1944 neuerlich verhaftet und kam dann am 17. Oktober ins KZ Linz-Schörgenhub, von wo er am 24. Dezember 1944 entlassen wurde.

Nach dem Krieg engagierte sich Kern sofort wieder in der Politik. Er trat seinen Posten als Bauernbunddirektor wieder an und war dadurch maßgeblich bei der Gründung der ÖVP beteiligt. Er wurde am 25. November 1945 wieder in den Landtag und am 13. Dezember wieder zum Landesrat gewählt, wo er neuerlich das Bauressort übernahm. Nach dem Tod des Landeshauptmannstellvertreters Franz Lorenzoni (Kb) rückte Kern am 5. Juni 1948 zum Landeshauptmannstellvertreter auf. Als Leiter des Bauressorts war Kern wesentlich am Wiederaufbau Oberösterreichs nach dem Krieg und an der Modernisierung der Infrastruktur beteiligt. Seine Funktionen im Landtag sowie in der Landesregierung übte er bis zu seinem Tod aus.

Neben seinen politischen Funktionen war Kern nach 1945 Präsident des Katholischen Volksvereins, der aber nicht mehr diese Bedeutung wie vor 1934 hatte, Obmannstellvertreter des Katholischen Preßvereins sowie Mitglied mehrerer Aufsichtsräte.

Kern starb an jenem Sonntag, wo er nochmals zum oberösterreichischen Landtagsabgeordneten hätte gewählt werden sollen, und drei Tage vor jenem 26. Oktober, wo im Österreich aufgrund des Staatsvertrags kein alliierter Besatzungssoldat mehr seinen Aufenthalt haben durfte.

Bischof Franz Zauner bezeichnete Kern als „unbeugsamen Katholiken“ und Außenminister Leopold Figl (Nc) als „Patrioten von Jugend an“. Das „Linzer Volksblatt“ schrieb anläßlich seines Ablebens: „Kern hatte keine Anliegen, das ihm jemals unterbreitet wurde, vergessen oder unerledigt gelassen. Die Ordnung, die aus seiner persönlichen Lebensführung strahlte, zog sich durch seinen gesamten Arbeitsbereich.“

„Kern war ein Politiker mit ausgesprochenen Sympathien und Antipathien, bei ihm gab es wenige Zwischentöne. Hatte er zu jemandem Vertrauen, so war er hilfsbereit und war großzügig. Er war menschlich aber auch hart – auch gegen sich selbst – , hatte großes Steh- und Durchsetzungsvermögen“ (Harry Slapnicka).

Kern gehörte – so wie Franz Lorenzoni (Kb), Max Mayr (AIn) und Josef Schwinner (AW) – nach den Landeshauptleuten Johann N. Hauser (Nc EM), Josef Schlegel (Nc) und Heinrich Gleißner (S-B) zur bedeutenden zweiten Reihe der oberösterreichischen Landespolitiker der Zwischenkriegszeit an. Sie erfuhren ihre katholische Milieusozialisierung vor dem Ersten Weltkrieg nicht zuletzt im Rahmen einer CV-Verbindung, wodurch sie dann zum politischen Engagement gefördert wurden.

Werke:

Katholischer Volksverein für Oberösterreich (o. J.).
Oberösterreichischer Volkskredit (1949).
Oberösterreichischer Landesverlag (1951).
Oberösterreichischer Bauern- und Kleinhäuslerbund. 2 Bände (1953/56).

Quellen und Literatur:

Academia 28 (1915/16), S. 151.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3). Linz 1976, S. 146ff.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 158f.