Lebenslauf:
Feichtlbauer wurde als Sohn eines Postbeamten geboren und besuchte nach der Volksschule das Gymnasium in Ried im Innkreis, wo er bei der MKV-Verbindung Rugia aktiv wurde. Nach der Matura im Jahr 1950 begann er das Studium der Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. rer. pol. 1955), wo er dem Kürnberg beitrat (Couleurname Huppi). Aufgrund eines Fulbright-Stipendiums konnte er ein Jahr an der Universität von St. Louis, USA, verbringen, wo ab 1948 der frühere österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (AIn) lehrte. Zusätzlich absolvierte Feichtlbauer eine Dolmetscherausbildung für Englisch (Dipl.-Dolm.). Er schrieb seine Dissertation „Soziologie des Zeremoniells“ bei August M. Knoll (NbW).
Nach seinem Studium ergriff Feichtlbauer die Berufslaufbahn eines Journalisten. Er begann zuerst als Redakteur bei der „Rieder Volkszeitung“, einer Bezirkszeitung, die zum Oberösterreichischen Landesverlag gehörte (Katholischer Preßverein der Diözese Linz). 1960 wechselte er zur ÖVP-Tageszeitung „Linzer Volksblatt“ und 1965 zu den „Salzburger Nachrichten“, wo seit 1964 Karl Heinz Ritschel (AW) Chefredakteur war.
1970 wurde Feichtlbauer Chefredakteur der nicht mehr existierenden Wochenzeitung „Wochenpresse“ in Wien. 1972 wurde die Tageszeitung der „Kurier“ von einem Konsortium übernommen, bei dem das Druck- und Verlagshaus Styria unter Generaldirektor Hanns Sassmann (Trn EM) die operative Leitung innehatte. Julius Kainz (BbG EM) wurde zum Generalbevollmächtigten bestellt. Sassmann und Kainz holten 1973 Feichtlbauer als Chefredakteur zum „Kurier“. Als 1974 die Styria das „Kurier“-Konsortium verließ, war auch das Ende Feichtlbauers als Chefredakteur abzusehen. Anfang 1975 ging er als Amerika-Korrespondent des „Kurier“ nach Washington.
1975/76 war die von Friedrich Funder (Cl) gegründete katholische Wochenzeitung „Die Furche“ seitens des Herold-Verlags nicht mehr zu halten. Die Styria stieg als Mehrheitsgesellschafter bei der „Furche“ ein und begann mit deren Sanierung. In dieser End- bzw. Übergangsphase war Hans Magenschaf (Baj) Chefredakteur. Als dieser 1976 als Pressesprecher zur NEWAG/NIOGAS unter Rudolf Gruber (NdW) wechselte, holte Sassmann 1978 nach einer Übergangsphase Feichtlbauer als Chefredakteur zur „Furche“. Hier baute er dieses wichtige katholische Organ redaktionell aus. Mit 1. September 1984 übernahm er dann als Nachfolger von Helmut Steinacker (Nc) die Leitung der Presseabteilung der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. Als solcher ging er 1992 in Pension.
Durch seine Tätigkeit in der „Furche“ geriet Feichtlbauer zwangsläufig verstärkt in das kirchlich-katholische Umfeld und verstand sich in besonderer Weise als katholischer Publizist. Daher wurde er bereits 1979 zum Vorsitzenden des Verbandes katholischer Publizisten Österreichs gewählt, was er bis 1990 blieb. Ebenso war er zeitweise Vorstandsmitglied des Österreichischen Laienrates.
Besonders herausgefordert wurde Feichtlbauer durch den von Rom erzwungenen Kurswechsel der katholischen Kirche in Österreich, was sich vor allem durch umstrittene Bischofsernennungen manifestierte (vor allem Hans-Hermann Groër, Kurt Krenn). Als im April 1995 der Skandal um Groër aufflog, gehörte er zu den Unterstützern der Kirchenvolksbegehrensbewegung bzw. der Plattform „Wir sind Kirche“, die von Thomas Plankensteiner (R-B) gegründet wurde. Feichtlbauer trat nun verstärkt als Vertreter eines reformkatholischen Kurses ins Rampenlicht und veröffentlichte dazu auch einige Bücher (siehe unten). 1998 übernahm er dann von Plankensteiner den Vorsitz von „Wir sind Kirche“, was er bis 2002 blieb.
Feichtlbauer war auch Mitarbeiter beim ORF. So moderierte er zeitweise das Religionsmagazin „Orientierung“ sowie die Diskussionssendung „Club 2“ und nahm zu kirchlichen Fragen in Interviews immer wieder Stellung. Von 1993 bis 1995 war er Generalsekretär der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen. Seit 2010 engagierte er sich auch im Österreichischen Presserat. Darüber hinaus schrieb er weiterhin Kommentar in der „Furche“, deren Herausgeberkollegium er angehörte, und hielt Vorträge. In der letzten Phase seines Lebens arbeitete er in der „Opferschutzkommission der unabhängigen Opferschutzanwaltschaft“ mit und hat sich für die Anliegen zahlreicher Mißbrauchsopfer engagiert.
Feichtlbauer gehörte zu den prononcierten österreichischen katholischen Publizisten und Intellektuellen im letzten Drittel des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts. Er ehelichte eine Tochter von Josef Lugmayr sen. (Kb).Er erlag einem in bewundernswerter christlicher Demut ertragenen schweren Leiden (Leberkrebs) und wurde auf dem Grinzinger Friedhof begraben.
Werke:
(Auswahl)Der Computer macht’s möglich (1978).
Der Aufstand der Lämmer. Zu den Fragen des Kirchenvolks (1995).
Zerbricht die Kirche? (1999).
Der Fall Österreich. Nationalsozialismus, Rassismus – eine notwendige Bilanz (2000).
Josef Pühringer. Augenmaß und Leidenschaft (2002).
Franz König. Der Jahrhundert-Kardinal (2003).
Neuer Papst – Hoffnung für wen? (2005).
Quellen und Literatur:
Polgar, Michael: 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, S. 293f.Nachruf von Gerhard Jandl (Kb) in https://www.oecv.at/News/Detail/4513
http://religion.orf.at/stories/2865324
http://diepresse.com/home/leben/mensch/5291058/Katholischer-Publizist-Hubert-Feichtlbauer-85jaehrig-(abgerufen am 07.07.2022)