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Komm.R Dir. i.R. Julius Kainz

Komm.R Dir. i.R. Julius Kainz

Ehrenmitgliedschaften: Babenberg Graz

Geboren: 07.06.1935, Weitersfeld (nunmehr Gemeinde Murfeld, Bezirk Feldbach, Steiermark)
Gestorben: 26.09.2016, Graz
Vorstandsmitglied der Styria Medien AG, Geschäftsführer „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft mbH & Co. KG, Präsident des Verbandes der Österreichischen Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger (VÖZ), Diözesanführer der Katholischen Jugend Steiermark

Lebenslauf:

Kainz wurde als Sohn eines Kleinbauern geboren und absolvierte die Pflichtschule. Als Jugendlicher engagierte er sich bei der nach 1945 gegründeten Katholischen Landjugend (KLJ) der Diözese Graz-Seckau, einer Gliederung der Katholischen Jugend im Rahmen der Katholischen Aktion (KA). Aufgrund seines Organisationstalents bekleidete er dort bald Führungsfunktionen. Ende 1954 wurde er zum Diözesanführer der KLJ der Diözese Graz-Seckau und 1957 zum Diözesanführer der Katholischen Jugend der Diözese Graz-Seckau bestellt.

Da es damals nicht unüblich war, daß das Druck- und Verlagshaus Styria Personal von der Diözese bzw. der KA übernommen hat, trat Kainz mit 1. Oktober 1958 in die Werbeabteilung der zur Styria gehörenden „Kleinen Zeitung“ ein. Generaldirektor der Styria war damals Karl Maria Stepan (Nc). Als 1959 Hanns Sassmann (Trn EM) Direktor der Zeitungsverlages wurde, war dieser somit direkter Vorgesetzter von Kainz. Bereits mit 1. Juli 1963 wurde Kainz zum Werbeleiter des Zeitungsverlages ernannt. Die wichtigste Aufgabe dieser Funktion war die Steigerung der Käufer- und Abonnentenzahlen der „Kleinen Zeitung“.

Als Sassmann mit 1. Mai 1968 zum Generaldirektor des Druck- und Verlagshauses Styria ernannt wurde, erfolgte gleichzeitig die Bestellung von Kainz zum Leiter des Zeitungsverlages. Mit 11. November 1969 wurde er zu dessen Direktor ernannt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit fiel der Erwerb des „Wiener bzw. Grazer Montag“ (umgangssprachlich wegen seiner partiellen Farbgebung „blauer Montag“ genannt). Da damals noch viele Zeitungen, so auch die „Kleine Zeitung“, am Montag nicht erschienen sind (für diese Ausgabe hätte am Sonntag gearbeitet werden müssen), wurde damit eine Lücke geschlossen.

Anfang der siebziger Jahre begann der „Zeitungskrieg“ in der Steiermark. als die „Kronen-Zeitung“ sich mit einer eigenen Ausgabe in diesem Bundesland zu etablieren versuchte. Für Kainz war das eine besondere Herausforderung, die ihm in Branchenkreisen den Spitznamen „katholischer Falk“ eintrug (Kurt Falk war neben Hans Dichand Mitbegründer bzw. -inhaber der „Kronen-Zeitung“ und bis 1974 deren Geschäftsführer).

Als im Jahr 1972 Ludwig Polsterer, der Eigentümer des „Kurier“, seine Zeitung verkaufen wollte, bestand die Gefahr einer Übernahme durch die „Kronen-Zeitung“ (sog. „Elefanten-Hochzeit“). Ein Konsortium, zu dem auch die Styria gehörte, konnte das verhindern und übernahm den „Kurier“. Kainz wurde Generalbevollmächtigter der neuen „Kurier“-Gesellschaft und pendelte somit zwischen Graz und Wien. Sassmann un Kainz holten 1973 Hubert Feichtlbauer (Kb) als Chefredakteur zum „Kurier“. Als 1974 die Styria aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit anderen Gesellschaftern aus diesem Konsortium ausschied, konzentrierte sich die Tätigkeit von Kainz wieder voll auf die „Kleine Zeitung“. Es war sein Verdienst, daß er deren führende Stellung gegenüber der „Kronen-Zeitung“ in der Steiermark und Kärnten halten konnte. Die „Kleine Zeitung“ (Steiermark und Kärnten) ist nach wie vor die größte Bundesländerzeitung, war damals die drittgrößte Zeitung Österreichs und wurde nach dem Rückgang des „Kurier“ zeitweise die zweitgrößte Tageszeitung Österreich.

Mitte der siebziger Jahr kam es unter Federführung von Kainz zu einer engen Kooperation mit der 1972 gegründeten „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“, die sich als Alternative zu den dominanten „Vorarlberger Nachrichten“ verstand, deren Inhaber und Geschäftsführer damals Eugen Ruß (Le EM) war. Format und Layout der „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“ wurde der „Kleinen Zeitung“ angeglichen. Diese Kooperation stand in der Strategie gegen die Dominanz der „Kronen Zeitung“. Bei der „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“ war damals Hubert Säly (Le) (1935–1992) Geschäftsführer. 1990 endete diese Kooperation.

Nachdem Sassmann von 1970 bis 1974 Präsident des Verbands der Österreichischen Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger war (er heißt nun Verband der Österreichischen Zeitungen), wurde Kainz 1979 in diese Funktion gewählt, die er bis 1988 ausübte. 2002 wurde er wegen seiner Verdienste um diesen Verband zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation der Tageszeitung „Die Presse“, die damals dem „Verein der Förderung der freien bürgerlichen Presse“ gehörte, der wiederum der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft nahestand, übernahm Ende 1991 die Styria 51 Prozent der Anteile an der Presse-Verlags-GmbH. Damit verbunden war der Auftrag an die Styria, die operative Leitung der „Presse“ zu übernehmen. Unter Beibehaltung seiner Funktion als Direktor des Zeitungsverlages übernahm Kainz mit 1. Dezember 1991 die Geschäftsführung der „Presse“ und pendelte, so wie 17 Jahre zuvor, zwischen Graz und Wien.

Kainz gelang es, die einzige bürgerliche Qualitätszeitung Österreichs zu stabilisieren, und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur österreichischen Pressevielfalt. Er gilt als „Retter“ der „Presse“. 1993 führte er eine Formatänderung durch, nämlich vom größeren sog. „Rheinischen Format“ zum kleineren sog. „Berliner Format“. 1999 wurden seitens der Styria die restlichen Anteile an der „Presse“ erworben. Man kann dieses Engagement des katholischen Verlages Styria an der „Presse“ durchaus als „Treppenwitz der Geschichte“ bezeichnen, wenn man die Geschichte dieser Zeitung betrachtet, die vor allem vor 1914 als durchaus antiklerikal bezeichnet werden kann.

Ende 1994 machte sich Kainz Hoffnungen, die Nachfolge von Sassmann als Generaldirektor der Styria antreten zu können. Statt seiner übernahm der aus der akademischen Lehre (Technische Universität Graz) stammende Reinhard Haberfellner (BbG) diese Funktion. Kainz erhielt dafür den Titel Zentraldirektor und wurde mit 1. März 1995 zusätzlich zu seiner Aufgabe als Geschäftsführer zum Herausgeber der „Presse“ bestellt.

1997 kam es zur Gründung der Styria Medien AG als Nachfolgerin der sog. „Anstalten des Katholischen Preßvereins in der Diözese Graz-Seckau“, so der offizielle Name für das Druck- und Verlagshaus Styria. Kainz wurde zum Vorstandsmitglied der AG bestellt, Vorstandsvorsitzender blieb bis 1998 noch Haberfellner, um dann Horst Pirker Platz zu machen. Kainz ging nach Erreichung seines 65. Lebensjahres mit 30. Juni 2000 bei der Styria sowie bei der „Presse“ in Ruhestand und schied auch aus dem Vorstand der Styria aus. Bei der „Presse“ blieb er dann bis 2005 deren Herausgeber.

Kainz war 35 Jahre von 1968 bis 2003 Vorstandsmitglied der Austria Presse Agentur (APA) und erhielt den Titel eines Kommerzialrates. Er war seit seiner Jugend passionierter Pfeifenraucher und wurde 2001 vom Österreichischen Pfeifenclub zum „Pfeifenraucher des Jahres 2001“ ernannt.

Kainz kam über Sassmann Anfang der siebziger Jahre in Kontakt zum CV. Seine drei Söhne Julius Thomas (Trn), Georg Markus (F-B) und Elmar (Trn) traten dem CV bei, so daß die Ehrenmitgliedschaftsverleihung der Babenberg Graz an Kainz (Couleurname Ecco) nur den Endpunkt einer Entwicklung darstellte. Er wurde zwei Jahre vor seinem Tod auch Ehrenmitglied der Grazer MKV-Verbindung Markomannia Eppenstein.

Kainz erlitt Ende April 2016 einen Schlaganfall, an dessen Folgen er dann starb. Er wurde auf dem Friedhof Graz-St. Leonhard begraben.

Quellen und Literatur:

Mitteilung von Thomas Kainz (Trn), Email vom 15. 11. 2016.
Die Presse, 28. 9. 2016.
Kleine Zeitung, 28. 9. 2016.
http://www.styria.com/-/ein-zeitungsverleger-aus-berufung (28. 9. 2016)