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Gen.-Dir. i.R. Komm.R Mag. Dr. Rudolf Gruber

Gen.-Dir. i.R. Komm.R Mag. Dr. Rudolf Gruber

Urverbindung: Nordgau Wien (12.11.1956)

Bandverbindungen: V-B

Geboren: 28.12.1933, Gablitz (damals Bezirk Hietzing-Umgebung, nunmehr Bezirk St. Pölten-Land, Niederösterreich)
Gestorben: 27.01.2024, Baden (Niederösterreich)
Generaldirektor (NEWAG-NIOGAS bzw. EVN), Vorortspräsident, ÖCV-Amtsträger (Auslandsfragen)

Lebenslauf:

Gruber besuchte nach der Volksschule das Gymnasium in Wien-Hietzing (Fichtnergasse), was ihm die Pflegeltern ermöglichten. In dieser Zeit wurde er bei der MKV-Verbindung Borussia Wien aktiv. Nach seiner Matura im Jahr 1953 begann er sowohl eine Banklehre in der Wiener Privatbank Pinschof & Co. als auch das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur 1958), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Dr. cer. Grog). Dort war er im Sommersemester 1958 Consenior und im Studienjahr 1958/59 zweimal Senior.

Als für das Studienjahr 1960/61 der Nordgau zum Vorort gewählt wurde, bekleidete Gruber das Amt des Vorortspräsidenten. Sein 2. Vorortsbeisitzer war Wilhelm II Demuth (NdW). Da er bereits im April 1960 philistriert wurde, mußte er reaktiviert werden. In der Zeit seiner Seniorate und als Vorortspräsident wurde zum einen die neue Cartellordnung beschlossen, zum anderen begannen im ÖCV die Diskussionen um eine Hochschulreform. Das Vorortsjahr war so erfolgreich, daß der Nordgau auch für das folgende Studienjahr 1961/62 mit dem Vorortspräsidenten Peter Micheler (NdW) zum Vorort gewählt wurde.

Nach Beendigung seines Studiums und als nach wie vor Angestellter der Bank Pinschof & Co. machte Gruber die Prüfung für Sensale an der Wiener Börse. Als 1960 ein derartiger Posten frei war, wurde er Sensal der Wiener Wertpapierbörse als eines von acht Mitgliedern des Gremiums der Sensale. Die niederösterreichischen Energieversorger Niederösterreichische Elektrizitätswirtschafts AG (NEWAG) und Niederösterreichische Gasvertriebs GmbH (NIOGAS) wurden ab 1966 von einem Skandal erschüttert, der vom damaligen Generaldirektor und früheren niederösterreichischen Landeshauptmannstellvertreter Viktor Müllner (ehemals Dan EM) verursacht wurde. Dieser trat Ende 1966 zurück.

Gruber wurde Mitglied einer Sanierungskommission für diese angeschlagenen Unternehmen und schließlich mit 19. Januar 1968 zum Generaldirektor und Vorstandsvorsitzenden der NEWAG sowie zum Geschäftsführer der NIOGAS bestellt. Ihm gelang die Sanierung dieser in eine finanzielle Schieflage geratenen Unternehmen in kurzer Zeit. Noch im selben Jahr beteiligte sich die NIOGAS an dem ersten Erdgas-Importvertrag mit der Sowjetunion. Gruber war ein Befürworter des Atomkraftwerkes Zwentendorf, das durch eine Volksabstimmung im Jahr 1978 nicht in Betrieb genommen werden konnte. Daß auch das Donaukraftwerk Hainburg in den achtziger Jahren verhindert wurde, bezeichnete er als politisches Versagen.

Im Jahr 1986 fusionierten die NEWAG und die NIOGAS und erhielten 1987 den Namen Energieversorgung-Niederösterreich AG (EVN), deren Generaldirektor Gruber blieb. 1989/90 ging die nunmehrige EVN unter seiner Führung an die Börse. D. h., das Land Niederösterreich gab seine Stellung als alleiniger Aktionär auf. Ebenso erweiterte er die Geschäftsfelder der EVN in die Bereiche Trinkwasserversorgung, Abfallverwertung und Telekommunikation. Die EVN nutzte unter der Führung Grubers die Chancen der Ostöffnung nach 1989, des EU-Beitritts Österreichs im Jahr 1995 und der folgenden Erweiterungen der EU. Sie beschritt den Weg vom Landesstrom- und –Gasversorger zu einem international agierenden Energie- und Umweltdienstleistungsunternehmen. Im Jahr 2000 übernahm due EVN den niederösterreichischen Wasserversorger Nösiwag. 2003 wurde der deutsche Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsspezialist WTE erworben und damit der Grundstein zur Internationalisierung der EVN gelegt.

Unter Grubers Führung wurde die EVN von einem reinen Energieversorger zu einem Multi-Utility-Unternehmen, das auch international agierte. Zunehmend wurde in seiner Zeit auch in erneuerbaren Energien (Wasser, Windkraft und Biomasse) sowie in die Fernwärme investiert. Dadurch wurde u. a. die Energieversorgung Österreichs sichergestellt. Gruber schied 2004 aus dem Vorstand der EVN und wurde 2005 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates der EVN gewählt, welche Funktion er bis 2011 bekleidete. Ab 1977 war er einige Jahre auch ÖVP-Finanzreferent.

Gruber übte auch mehrere Funktionen in der Interessensvertretung aus. So war er u. a. Vorsteher-Stellvertreter des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen der Wirtschaftskammer Österreich, Obmann-Stellvertreter der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Vorstandsmitglied der Vereinigung Österreichischer Industrieller sowie Präsident des Verbandes der Elektrizitätswerke Österreichs. Darüber hinaus war er Mitglied des Aufsichtsrates der österreichischen Siemens AG, der OMV, der Creditanstalt-Bankverein und der Wiener Börse AG. Er war auch Honorarkonsul von Ungarn.

Gruber engagierte sich weiterhin im ÖCV. So wurde er 1962 als Nachfolger von Michael Mitterauer (AW) zum Leiter des Amtes für Auslandsfragen im ÖCV-Beirat gewählt. Ab 1964 war er für einige Zeit Vorsitzender des ÖCV-Altherrenlandesbundes Niederösterreich. Nach dem Tod des Vorsitzenden des ÖCV-Beirates bzw. der Verbandsführung Eduard Chaloupka (Baj) im Sommer 1967 wurde am 11. November auf einer außerordentlichen Cartellversammlung der Nachfolger gewählt. Es kandidierten der Vorsitzende der Altherrenschaft Rudolf Mayr (AW) und als Kandidat der „Jungen“ Gruber. Dieser erhielt 45 Prozent der Stimmen, was gegenüber dem alteingesessenen Mayr sicher ein Erfolg war. Es stellt sich im nachhinein die Frage, ob Gruber – wäre er gewählt worden – nach seiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden der NEWAG diese Funktion hätte beibehalten können, denn seine Beanspruchung in den ersten Jahren seiner beruflichen Stellung war enorm.

Auf Grubers Anregung wurde an dessen 26. Geburtstag, den 28. Dezember 1959, am Fest der Unschuldigen Kinder, die MKV-Verbindung Austria Purkersdorf gegründet, deren Philistersenior er bis 1964 war. Er starb nach kurzer Krankheit und wurde auf dem Helenenfriedhof in Baden bei Wien beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Nordgau Wien, Gerhard Labschütz (NdW).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei, Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner (Am), Mitteilung 31. 1. 2024.