Lebenslauf:
Lanc wurde als Sohn eines Schneiders geboren und absolvierte 1927 das Gymnasium in Wien-Leopoldstadt (Zirkusgasse), wo er 1923 bei der katholischen Pennalie (später MKV) Donaumark aktiv wurde (Couleurname Totila). Danach begann er das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dr. med. 1934), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Bimbo). Dort bekleidete er die Charge eines Fuchsmajors. Nach seinem Studium war Lanc zuerst Sekundararzt in einem Krankenhaus und wurde dann als Allgemeinmediziner Amtsarzt in Gmünd (Niederösterreich).
Die Schreibweise seines Zunamens differierte oft. In den Gesamtverzeichnissen des (Ö)CV bis 1949 findet sich die Schreibweise Lanz, danach durchwegs Lanc. Im Österreichischen Amtskalender des Jahres 1967 wird er unter der Bezirkshauptmannschaft Gmünd als Lanc, jedoch in der dortigen Liste der niederösterreichischen Ärzte hingegen wiederum als Lanz geschrieben. Daß Lanc vor 1938 in der Sozialdemokratischen Partei aktiv gewesen sein soll, wie das „Lexikon der Gerechten unter den Völkern“ behauptet, stimmt nicht. Dort wird er auch fehlerhaft als Lane geschrieben.
Im Frühsommer 1944 kam zu Fuß ein Transport mit ca. 1.700 ungarischen Juden nach Gmünd, darunter auch bekannte Wissenschaftler, Schauspieler und Personen des öffentlichen ungarischen Lebens. Die Juden wurden in einem Getreidespeicher auf engstem Raum untergebracht und zuerst in einer Kartoffelverwertungs-Fabrik eingesetzt. Ein Arzt aus diesem Transport nahm mit Lanc Kontakt auf, so daß dieser von diesem Transport und den dort herrschenden Umständen erfahren hatte. Der ungarische Arzt konnte in der Folge wöchentlich Lanc aufsuchen, der ihm dann Medikamente, Lebensmittel etc. mitgab.
Im Laufe der Zeit wurde bekannt, daß die Juden beim Herannahen der Front zum Vergasen in ein KZ verbracht werden sollten. Gegen Weihnachten 1944, es war ein strenger Winter, verschlimmerte sich die Lage der Juden zusehends, und täglich starben ca. zehn an der Ruhr oder an Entkräftung. Lanc und seine Frau Maria faßten nun den Plan, zumindest den ungarischen Arzt sowie zwei weitere Juden zu retten. Mit Hilfe von Raimund Weißensteiner, einem Gerbermeister, der früher in Gestapohaft war, konnte ein Versteck in Hoheneich bei Gmünd ausgemacht werden. Er war der Bruder des Wiener Diözesanpriesters und Komponisten Johann Weißensteiner. Als am 16. Februar 1945 der Transport abgehen sollte, konnten der jüdische Arzt und zwei weitere Juden wie verabredet fliehen und in das Versteck gebracht werden. Dort fand auch Raimund Weißensteiner Unterschlupf, der ins KZ Mauthausen hätte gebracht werden sollen und ebenfalls entkommen konnte.
Die insgesamt vier Versteckten konnten dort mit Hilfe der Familie Lanc, eines Tierarztes und von Weißensteiner das Ende des Krieges erleben. Lanc wurde zwar verdächtigt, die Flucht der drei Juden organisiert zu haben, jedoch konnte man ihm nichts nachweisen. Als die Russen in Hoheneich erschienen, setzte sich Raimund Weißensteiner ans Klavier und improvisierte ein Halleluja.
Lanc gehörte zum Kreis jener CVer, die währende der NS-Zeit auf unterschiedlichste Weise und mit Gefahr für sich selbst Juden geholfen haben, wie z. B. der Priester Alois Hanig (NdW), der Priester und Universitätsprofessor Johannes Kosnetter (Aa), Rudolf Krasel-Almwehr (Merc), Pfarrer Peter Lorenz (NbW), Josef Marschall (Dan), Roman Erich Petsche (AW), der Priester Anton Maria Pichler (NbW), Ludwig Sölder (Le) und Kaplan Hans Spitzer (Kb).
Nach dem Krieg wurde Lanc Amtsarzt an der Bezirkshauptmannschaft Gmünd (letzter Dienstgrad Obersanitätsrat) und erhielt 1973 bei der Pensionierung den Titel Hofrat. Seine Praxis schloß er erst 1986. Er wurde gleich nach dem Krieg 1946 Vorsitzender des CV-Bezirkszirkels Gmünd, welche Funktion er bis 1964 bekleidet hatte. Von 1962 bis 1964 war er Vorsitzender des Altherrenlandesbundes Niederösterreich des ÖCV. Sein diesbezüglicher Nachfolger wurde Rudolf Gruber (NdW). Lanc war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Leopoldina Gmünd. Ebenso betätigte er sich für die ÖVP kommunalpolitisch und war von 1955 bis 1970 Gemeinderat von Gmünd. Sein Sohn war Elmar Lanc (NdW).
Lanc gehört in die Reihe jener, die unter Aufsichnahme von Gefahren für ihre eigene Person in extremen Situationen des Krieges und der Verfolgung Menschen geholfen und Menschenleben gerettet haben. Lanc und seiner Gemahlin wurde daher am 19. Juni 1986 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem die Ehrenmedaille „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Am 16. Juli 1987 konnte er in Jerusalem in der „Allee der Gerechten“ einen Baum pflanzen. Roman Erich Petsche (AW) erhielt bereist 1983 als erster aus dem ÖCV diese Ehrung. Bis 2011 bekamen 88 Österreicher diese Auszeichnung, zwei davon stammten aus dem ÖCV.
Im Juli 2016 beschloß die Bezirksvertretung von Wien-Leopoldstadt, die Fläche im Bereich des Abzweigs der Glockengasse von der Taborstraße als Platz nach Maria und Arthur Lanc zu benennen, was vom ständigen Gemeinderatsausschuß genehmigt wurde. Das geschah dann in Rahmen einer Feier am 12. April 2018. Für diese Benennung hat sich der Leopoldstädter Bezirksrat Paul Hefelle (F-B) eingesetzt. Am 4. Oktober 2019 wurde auch in Gmünd eine Straße nach Lanc benannt.
Als zu Lanc gegen Ende des Krieges jemand von der Widerstandsbewegung sagte, daß er sich mit der Rettung der Juden ein gutes Alibi verschaffen würde, antwortete er: „Für mich ist diese Tat kein Alibi, sondern für einen Christen eine Selbstverständlichkeit.“ Er wurde auf dem Friedhof in Gmünd begraben.
Quellen und Literatur:
Neunzig (90) Jahre Nordgau. Festschrift der Katholischen ÖsterreichischenHochschulverbindung Nordgau Wien im ÖCV 1900 – 1990 (= Nordgau-Aktuell Nr. 119).
Wien 1990, 97f.
Leopoldina Gmünd, 5. Jg., Folge 7/1995 Mai.
Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher. Hg. von Daniel Fraenkel und Jakob Borot. Göttingen 2005, 324f,
Academia intern, 5/2016, S. 3, 3/2018, 1–3, und 6/2019, 11.
die Fiedel, Zs. der KÖHV Nordgau Wien, September 1918, 15–17.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 195–197.