Lebenslauf:
Kosnetter wurde als Sohn eines k. k. Finanzwachoberkommissärs geboren und absolvierte 1921 als Zögling des Erzbischöflichen Knabenseminars das Gymnasium in Hollabrunn. Danach begann er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1925; Dr. theol. 1930), wo er dem Aargau beitrat.
Nach seiner Priesterweihe am 19. Juli 1925 war Kosnetter Kaplan in Kirchberg am Wechsel (1925–1927), St. Josef ob der Laimgrube (Wien-Mariahilf; 1927–1931) und nominell in Schöngrabern (Bezirk Hollabrunn, 1931–1937). Daneben verfaßte er seine Dissertation. 1930/31 war er auch Religionslehrer am Mädchenrealgymnasium in Wien II (Novaragasse). In der Folge bereitete er sich auf eine wissenschaftliche Laufbahn im Fach Neues Testament vor. Zu diesem Zweck studierte er von 1931 bis 1934 am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom (Lic. rer. bibl.). Im Sommersemester 1934 absolvierte er einen Studienaufenthalt in Berlin. Von 1934 bis 1936 war er Religionslehrer am Mädchenygmnasium in Wien XVIII (Haizingergasse).
1936 habilitierte sich Kosnetter an der Theologischen Fakultät Wien. Dies war dringend notwendig, denn seit der Ernennung von Theodor Kardinal Innitzer (NdW) zum Erzbischof von Wien war dieser Lehrstuhl nicht besetzt und mußte ungenügend suppliert werden. Daher wurde Kosnetter am 1. November 1937 zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Er war ein Schüler Innitzers und war von diesem auch als dessen Nachfolger vorgesehen. Durch dessen Ernennung zum Erzbischof geriet aber der vorgesehene Zeitplan durcheinander.
Da die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien auch in der Nazi-Zeit bestehen blieb, konnte Kosnetter unbeschadet als Professor weiter wirken. Bemerkenswert war jedoch sein Einsatz für eine entlassene jüdische Gymnasialprofessorin, offenbar eine ehemalige Kollegin von ihm. Jahrelang versorgte er, obwohl dies streng verboten war, diese mit Lebensmitteln und anderen Bedarfsgütern. Dies tat er unbeschadet der Gefahr, denunziert und daraufhin verhaftet zu werden. Er gehört deshalb zu den „stillen Helden“ (Inge Deutschkron) bzw. zu den „wenigen Gerechten“ (Erika Weinzierl).
Nach dem Krieg wurde Kosnetter am 7. August 1946 zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt und blieb dies bis zu einer Emeritierung im Jahr 1972. Sein letzter Assistent war Johannes Huber (Alp). Er war mehrmals Dekan der Theologischen Fakultät und wurde am 9. März 1965 zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt. Durch seine über 25-jährige Lehrtätigkeit prägte er auch die damals noch reichlichen Priestergenerationen der Zeit nach 1945. Aufgrund der bis zur Studienreform in den späten sechziger Jahren gültigen theologischen Promotionsordnung betreute er auch überdurchschnittlich viele Dissertanten. Damals mußte man nicht ein Rigorosum in jenem Fach ablegen, wo man die Doktorarbeit schrieb. Da das biblische Rigorosum wegen der Sprachkenntnisse (Griechisch und Hebräisch) als das schwerste galt, verfaßte man daher die Dissertation vornehmlich in den Fächern Altes oder Neues Testament, um sich diese Prüfung zu ersparen.
Kosnetter erfreute sich bei den Studenten wegen seiner oft skurril wirkenden Ausdrucks- und Verhaltensweisen einer gewissen Beliebtheit, die zu zahlreichen Anekdoten Anlaß gab. Er war auch der traditionellen Sichtweise des Faches Neues Testament verbunden und konnte mit der historisch-kritischen Bibelexegese nicht viel anfangen. Er verstand sich hauptsächlich als Lehrender und gewissermaßen noch immer auch als Seelsorger, denn als expeditiver Wissenschaftler.
Höhepunkt seines immer sich wiederholenden Vorlesungszykluses war jene über das Leben des Apostels Paulus (Vita Pauli), wo Kosnetter die Frage mindestens eine Vorlesungsstunde bewegte, wie viele Leute denn auf dem Schiff waren, das Paulus von Palästina nach Rom brachte und vor Malta im Sturm kenterte. In der Apostelgeschichte (27, 37) wird von 276 Menschen berichtet. Hat sich der Paulus begleitende Lukas und mutmaßliche Verfasser der Apostelgeschichte dabei mitgezählt oder nicht?
Kosnetter war auch Ehrenphilister der Herulia Wolkersdorf und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof im Bereich der Priestergräber hinter der Luegerkirche beigesetzt.
Werke:
Die Taufe Jesu – exegetische und religionswissenschaftliche Studien (1936).Die Neuheit des Christentums (1949).
Quellen und Literatur:
Diözesanarchiv Wien. Priesrerdatenbank.Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien. 1884–1984. Festschrift zum 600-Jahr-Jubiläum. Hg. Ernst Christoph Suttner. Berlin 1984, S. 91–93.
Jandl, Gerhard (Kb): „… welcher für den Nationalsozialismus nichts übrig hatte…“ Lebensbilder einiger CVer im Widerstand und Verfolgung, in: Der Kürnberg. Magazin des Vororts Kürnberg, 1. Ausgabe, Dezember 2009. S. 19 (vollständiges Manuskript vom Verfasser zur Verfügung gestellt).