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BR LAbg. RA Dr. Karl Aubert Salzmann

BR LAbg. RA Dr. Karl Aubert Salzmann

Urverbindung: Carolina (04.05.1900)

Bandverbindungen: Nc, Tt, BbG

Geboren: 02.07.1876, Dornbirn (Vorarlberg)
Gestorben: 01.11.1934, Wels (Oberösterreich)
Vorsitzender des Bundesrates, Landtagsabgeordneter (Oberösterreich), Bürgermeister von Wels, Rechtsanwalt, Vorsitzender des Altherrenlandes des CV Oberösterreichs

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Salzmann wurde als Sohn eines Industriellen geboren und besuchte die Volksschule in Dornbirn. Die 1. bis 7. Klasse des Gymnasiums absolvierte er an der „Stella matutina“ in Feldkirch und das letzte Gymnasialjahr in Trient, wo er 1896 die Matura abgelegt hatte. Danach leistete er das Einjährig-Freiwilligen-Jahr beim kurz davor aufgestellten 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in Trient.

Anschließend begann Salzmann das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands Universität Prag und setzte es in Freiburg/Schweiz – dort gemeinsam mit Otto Ender (AIn) – und in Graz fort, wo er der Carolina beitrat (Couleurname Adam). Da er davor bereits bei der Ferdinandea Prag und der Teutonia Freiburg verkehrt hatte, wurde seine Fuchsenzeit verkürzt.

Im Wintersemester 1901/02 wechselte Salzmann an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien (dort Dr. iur. 1902), wo er bei der Norica aktiv wurde. Nach dem Gerichtsjahr fand er in Wels eine Stelle als Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei von Josef Greiter (AIn), der 1909 nach Innsbruck zurückkehrte und dessen Kanzlei nun Salzmann am 1. Oktober als selbständiger Rechtsanwalt übernehmen konnte.

In diese Zeit fällt Salzmanns Besuch des 25. Stiftungsfestes der Carolina in Graz, wo es zu Ausschreitungen seitens schlagender Studenten gegen Carolinen und CVer kam. Am Pfingstmontag, dem 12. Mai 1913, wurde bei der Auffahrt zur Messe in der Herz-Jesu-Kirche Salzmann durch ein Tintenglas verletzt. Danach begaben sich u. a. er und der RRAbg. Richard Wollek (AIn) zum Statthalter der Steiermark und legten ihm die kritische Situation dar, woraufhin zur Sicherheit Truppen der k. u. k. Armee eingesetzt wurden.

Salzmann wurde 1915 zur k. u. k. Armee einberufen, aber wegen eines Herzleidens nicht an die Front geschickt, sondern war Lageradjunkt im Kriegsgefangenlager Marchtrenk (Oberösterreich), wobei er dem Infanterieregiment „Großherzog von Hessen und bei Rhein“ Nr. 14 zugeteilt war (letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve).

SALZMANNS POLITISCHE LAUFBAHN

Im Jahr 1909 begann Salzmanns politische Tätigkeit. Er wurde Obmann des Katholischen Volksvereins in Wels. 1909 kandidierte er für den oberösterreichischen Landtag und wurde gewählt, dem er dann vom 21. September 1909 bis zum 18. Mai 1925 angehörte. Nach den Landtagswahlen von 1919 wurde er zum Obmann des Gemeinde- und Verfassungsausschusses sowie zum stellvertretenden Landesrat gewählt.


Ab 1919 war Salzmann Gemeinde- und Stadtrat von Wels. Obwohl dort die Christlichsozialen nur drittstärkste Partei war, wurde er 1924 zum Bürgermeister von Wels gewählt, welches Amt er bis zum Februar 1934 ausübte. Unter ihm erfolgte der Ausbau von Wels zu einer modernen Stadt. Für ihn war es auch eine Genugtuung, daß in Wels weder im Februar noch im Juli 1934 ein Schuß fiel. Das Amt eines Regierungskommissars für Wels lehnte er jedoch 1934 ab.

Neben seiner landes- und kommunalpolitischen Funktionen gehörte Salzmann vom 1. Dezember 1920 bis zum 2. Mai 1934 dem Bundesrat an, dessen Vorsitzender er vom 1. Dezember 1926 bis zum 31. Mai 1927 und vom 1. Juni 1931 bis zum 30. November 1931 war. Am 9. Oktober 1931 war er aufgrund dieser Funktion Vorsitzender der 4. Bundesversammlung anläßlich der Wahl von Wilhelm Miklas (AW EM) zum Bundespräsidenten. Vom 15. Juni 1932 bis zum 30. April 1934 war er Ständiger stellvertretender Vorsitzender des Bundesrats und somit Obmann des Klubs der christlichsozialen Mitglieder des Bundesrates.

DISTANZ ZUM „STÄNDESTAAT“

Salzmann gehörte neben Josef Schlegel (Nc) und Josef Aigner (Cl) dem demokratischen Flügel der Christlichsozialen an. So hat er es z. B. 1930 abgelehnt, das sog. „Korneuburger Gelöbnis“ der Heimwehr mit dem Hinweis zu leisten, daß er den Eid auf die Verfassung gelegt habe und ihn nicht durch dieses Gelöbnis brechen könne. 1933/34 trat er für die Beibehaltung der Demokratie ein. Bei einer Klubvorstandssitzung der Christlichsozialen Partei am 9, März 1933 unmittelbar nach der sog. „Selbstausschaltung“ des Nationalrats forderte er den Zusammentritt des Hauptausschusses des Nationalrates, um den verfassungsmäßigen Zustand wieder herzustellen.

Daher wurde Salzmann 1934 politisch weitgehend kaltgestellt und trat deswegen vor der Sitzung am 30. April 1934, die die Ständestaats-Verfassung verabschiedete, von seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Bundesrates zurück.

Salzmann engagierte sich auch im CV. So war er von 1919 bis 1922 Vorsitzender des Altherrenlandesbundes des CV in Oberösterreich und einer der Stifter der Babenberg Graz. Er war 1907 Begründer der katholischen Feriensippe Staufia Dornbirn und wurde 1927 Ehrenphilister der katholischen Pennalie (heute MKV) Traungau Wels.

Salzmann war mit einer Angehörigen einer alten friaulischen Familie verheiratet und hatte eine Tochter, die mit Josef Aigner jr. (Cl) verlobt war, und vier Söhne, darunter Aubert Salzmann (Cl), in den sechziger Jahren Bürgermeisterstellvertreter von Wels, Walter Josef Salzmann (ehemals AIn) und Berthold Salzmann (Nc). Er erlag seinem Herzleiden und wurde auf dem Stadtfriedhof von Wels beigesetzt.



Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote III, S. 133f.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3). Linz 1976, S. 227f.
Hundert (100) Jahre CV in Oberösterreich. Unter Mitarbeit von Harry Slapnicka, Franz Wilfingseder (AIn) und Friedrich Engelmann (BbW). Linz o. J. (1980), S. 105f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, S. 124, 156, 177, 189, 208, 211, 220, 253, 239, 323, 328 und 362.
Zirker, Walter: Vorarlberger in Parlament und Regierung (1848–2000). Ein Lexikon der Politiker/innen von Frankfurt am Main, Kremsier, Wien, Straßburg, Luxemburg und Brüssel (= Alemannia studens Sonderband 6). Regensburg 2001, S. 381.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 90, 171f., 226 und 273.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 346.