Lebenslauf:
Weber wurde als Sohn eines aus Böhmen (Bezirk Budweis) stammenden Maschinenschlossers geboren und wuchs in Wien-Brigittenau auf. Nach der Volks- und Bürgerschule besuchte er die Lehrerbildungsanstalt (Wien-Hegelgasse), wo er 1919 maturierte. 1915 war er einer der Gründer (Gründungsfuchsmajor) der katholischen Pennalie (nunmehr MKV) Nibelungia, bei der er ab 1926 Philistersenior war.
Weber ergriff danach nicht den Beruf eines Lehrers, sondern den eines Journalisten. Von 1919 bis 1922 war er Redakteur des „Deutschen Volksblattes“. Dieses war ursprünglich eine stark antisemitisch und auch deutschnational ausgerichtete christlichsoziale Tageszeitung, die dann 1922 eingestellt wurde. Während dieser Zeit besuchte Weber als außerordentlicher Hörer Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (hauptsächlich Germanistik). Danach war er Feuilletonredakteur beim „Neuen Wiener Journal“, einer unabhängigen Tageszeitung.
1924 wechselte Weber als Pressereferent zur niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, wo ab 1922 Engelbert Dollfuß (F-B) Sekretär war. Zwischen den beiden entstand eine freundschaftliche Beziehung. Nebenbei war er von 1928 bis 1932 Konsulent des Landwirtschaftsministeriums und danach solcher des Bundespressedienstes. Zusammen mit Dollfuß gründete er 1930 die „Agrarische Rundschau“. Als dieser Bundeskanzler wurde, machte er Weber am 1. April 1933 zum Direktor der Amtlichen Nachrichtenstelle. Diese ressortierte damals beim Bundeskanzleramt und war von ihrer Aufgabe her eine Vorform der nunmehrigen Austria Presse-Agentur. Während diese eine Genossenschaft der Tageszeitungsverlage ist, war die Nachrichtenstelle eine staatliche Einrichtung. Im Zuge der Transformationsphase zum „Ständestaat“ war sie natürlich ein wichtiges Propagandainstrument der Regierung.
Weber verließ daher mit 1. April 1933 den Dienst der Landwirtschaftskammer und wurde in den Bundesdienst übernommen. Am 6. April 1934 wurde ihm der Titel Hofrat verliehen. Neben der Leitung der Nachrichtenstelle wurde er gleichzeitig stellvertretender Leiter des Bundespressedienstes. Weiters wurde er geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Agrarverlages. Nach der Ausschaltung der Sozialdemokratie im Februar 1934 übernahm er den Vorsitz des Verwaltungsausschusses der Vorwärts AG, des ehemals sozialdemokratischen Parteiverlags, sowie die Geschäftsführung der Arbeiterwoche GmbH.
Weber gehörte durch seine Aufgaben zu den führenden Funktionären des „Ständestaates“ und wurde daher am 15. Juli 1936 zum Mitglied des Führerrates der Vaterländischen Front ernannt, der nach dem Vorbild des italienischen Großen Faschistischen Rates errichtet wurde. Er war auch Eigentumstreuhänder und Herausgeber der seit 1932 existierenden „Österreichischen Woche“. Diese war eine im Schwarz-Weiß-Tiefdruck hergestellte Wochenillustrierte, die die besondere Österreich-Idee des „Ständestaates“ propagierte. In ihr wurde u. a. über die landschaftliche Schönheit und den kulturellen Reichtum Österreichs in einer Form berichtetet, wie es dann 1948 auch im „Österreich-Buch“ von Ernst Marboe (Baj) geschah. Weber gehörte aufgrund seiner beruflichen Stellung zu den Hauptpropagandisten dieser Österreich-Idee. 1936 merkte er an: „Die säkularen Ergebnisse seiner [gemeint Dollfuß, Anm. d. Verf.] nur zweijährigen Erneuerungsarbeit gipfeln letzten Endes in der Erneuerung des Begriffes österreichische Nation.“
Seitens des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg (AIn) wurde Weber als Kontaktmann zu Otto von Habsburg (NbW EM) eingesetzt. Er gab auch das Buch „Dollfuß an Österreich“ mit dessen Reden heraus, das im Deutschen Reich verboten wurde, „da der Inhalt geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden“. In dieser Zeit war er auch Herausgeber der „Politischen Korrespondenz“. Bei der im Rahmen des berufsständischen Aufbaus Österreichs 1937 eingeführten Pressekammer war er Vizepräsident.
Aufgrund seiner exponierten Stellung im „Ständestaat“ wurde Weber am 14. März 1938 verhaftet und aus dem Bundesdienst entlassen. Er wurde zuerst im Polizeigefängnis in Wien und dann im Landesgericht Wien festgehalten. Am 21. Mai 1938 wurde er in das KZ Dachau überstellt, im Herbst 1939 ins KZ Sachsenhausen. Parallel dazu wurde er nach § 205 des österreichischen Strafgesetzes (Untreue) vor dem Landesgericht Wien angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, Geld aus dem Vorwärts V erlag für private Zwecke verwendet zu haben. Er wurde am 19. Dezember 1940 zu zwei Jahren schweren Kerker, verschärft durch ein hartes Lager, verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet, so daß die Strafhaft am 28. Oktober 1941 endete. Tatsächlich wurde er am 22. Dezember 1941 entlassen. Bereits kurz danach wurde er am 16. Januar 1942 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen,wo er als Flak-Kanonier eingesetzt wurde.
Weber war offenbar nicht die ganze Zeit bei der Deutschen Wehrmacht. Er nahm nach der Entlassung Leopold Figls (Nc) aus dem KZ zu diesem Kontakt auf und gehörte zu jenem Kreis ehemaliger Funktionäre des Bauernbundes, die im Untergrund dessen Wiederbergründung und seine Integration in eine zu gründende Österreichische Volkspartei vorbereiteten. Am frühen Morgen des 4. Mai 1944, des „Floriani-Tages“, bestiegen Weber, Figl sowie der spätere Landwirtschaftsminister Josef Kraus am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof einen Zug, nahmen jedoch aus Sicherheitsgründen in verschiedenen Waggons Platz, um nach Judenau zum früheren und späteren niederösterreichischen Landeshauptmann Josef Reither (F-B EM) zu einem konspirativen Treffen zu fahren. Dort wurden in dessen Weinkeller die Wiederbegründung des Bauernbundes und die Errichtung der ÖVP besprochen. Weber nahm in der Folge auch an den gelegentlichen Treffen jeden Samstag in Figls Wiener Wohnung (Wien-Landstraße, Kundmanngasse 24, neben dem Gymnasium) teil, wohin u. a. auch Julius Raab (Nc), Felix Hurdes (NbW EM), Hans Pernter (Nc) und Fritz Eckert (Am EM) kamen.
Weber erlebte das Kriegsende in Linz, kehrte von dort bald wieder nach Wien zurück und stellte sich sofort in den Dienst des Wiederaufbaus Österreichs sowie des Aufbaus der gerade gegründeten ÖVP. Diese machte ihn gleich zum Hauptreferenten für die Pressearbeit, so daß er am Erfolg der ÖVP bei den ersten Nationalratswahlen am 25. November 1945 maßgeblich beteiligt war. Zusätzlich war er ab August 1945 Chefredakteur des „Kleinen Volksblattes“, das nunmehr das Organ der ÖVP wurde. Kurze Zeit war er 1947 auch Chefredakteur der „Wiener Tageszeitung“. Seine Tätigkeit in der ÖVP übte er bis Ende Februar 1947. Dann machte ihn Bundeskanzler Figl im März 1947 zum Leiter des Bundespressedienstes im Bundeskanzleramt, was er aber nur kurz war. Sein Nachfolger hier wurde Fritz Metznik (F-B). Dann war er von 1948 bis zu seinem Tod erster Generaldirektor des Österreichischen Verlages (Zeitungsverlag der ÖVP) und damit maßgeblich am Aufbau der ÖVP-Parteizeitungen beteiligt.
Infolge seines KZ-Aufenthalts war Weber gesundheitlich angeschlagen und seit einigen Jahren leidend. Er erlitt am 19. Mai 1949 einen Schlaganfall und wurde als Bewußtloser in das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern gebracht, wo er tags darauf verstarb. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof begraben.
Weber war aufgrund seiner Freundschaft mit Dollfuß und seiner Stellung im „Ständestaat“ mit dem CV und CVern in engen Kontakt geraten. Durch den gleichartigen Leo Müller (Am), einem Funktionär der Landwirtschaftskammer, kam er in Kontakt zur Amelungia, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Couleurname Rüdiger). Ein halbes Jahr später folgte die der Franco-Bavaria.
Quellen und Literatur:
Skalnik, Kurt: Auf der Suche nach der Identität, in: Österreich. Die Zweite Republik. Hg. von Erika Weinzierl und Kurt Skalnik. 2 Bände. Graz 1972, 18.Luža, Radomir: Der Widerstand in Österreich 1938–1945. Wien 1983, 212f. und 218.
Christof, Friedrich–Gröblacher, Wolfgang (F-B): Ulrichsplatz 1. Geschichte der K. Ö. St. V. Nibelungia zu Wien im MKV 1915 bis 1970. Wien 2000, 74–88.
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, 328.
Bohr, Regine: Die „Amtliche Nachrichtenstelle“ in Liquidation. Wien Dipl.-Arb. 2009, 158f.
Dzugan, Franziska: Chamäleons im Bätterwald. Die Wurzeln der ÖVP-ParteijournalistInnen in Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Demokratie und Widerstand. Eine kollektivbiografische Analyse an den Beispielen „Wiener Tageszeitung“ und „Linzer Volksblatt“ 1945 bzw. 1947 bis 1955. Wien phil. Diss. 2011,
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 378f.