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Reg.R Dir. Dr. Karl Domanig

Reg.R Dir. Dr. Karl Domanig

Urverbindung: Austria Innsbruck (24.10.1870)

Bandverbindungen: NdW, Wl, Nc

Geboren: 03.04.1851, Sterzing (Bezirk Brixen, Südtirol)
Gestorben: 09.12.1913, St. Michael bei Eppan (Bezirk Bozen, Südtirol)
Schriftsteller, Direktor am Kunsthistorischen Museum Wien (Numismatiker), Vorortspräsident

Lebenslauf:

Domanig entstammte einer ursprünglich Kärntner Gastwirtefamilie. Sein Großvater (Elias) war ein Vertrauter von Andreas Hofer, sein Vater war Kaufmann in Sterzing. Das Gymnasium besuchte Domanig in Brixen, in Salzburg (Borromäum) und in Meran, wo er 1870 maturierte. Danach begann er das Studium der Kunstgeschichte, Numismatik und Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Götz).

Im Wintersemester 1871/72 war Domanig Senior der Austria. Die Verbindung zählte damals lediglich sechs Burschen, was seine Wahl zum Senior unmittelbar nach der Burschung erklärt. Für das Studienjahr 1871/72 wurde die Austria zum Vorort des damals noch jungen CV gewählt, dem damals lediglich fünf Verbindungen angehörten (neben der Austria noch Aenania München, Winfridia Breslau, Guestfalia Tübingen und Markomannia Würzburg). In dieser frühen Zeit gab es noch keine eigene Vorortskommission mit einem Vorortspräsidenten (VOP) an der Spitze. Die Geschäfte des Vororts führten in Personalunion die Chargen der Vorortsverbindung, die Funktion eines VOP übte daher der Senior, in diesem Fall Domanig, aus.

Für 1872 sind Studienaufenthalte Domanigs in Straßburg, Metz, Nancy, Brüssel, Antwerpen, Maastricht, Aachen, Köln und Mainz nachgewiesen. Ab 1873 studierte er als Frequentant des Germanicums in Rom Philosophie an der Gregoriana (dort Dr. phil. 1875).

Nach seinem Studium versuchte sich Domanig als Schriftsteller, konnte aber damit seinen Lebensunterhalt nicht finanzieren. 1880 übersiedelte er nach Wien und war dort zuerst Hauslehrer am kaiserlichen Hof. Dort unterrichtete er 20 junge Erzherzöge in Literatur- und Kunstgeschichte, darunter den späteren Thronfolger Franz Ferdinand. 1884 erhielt er eine Anstellung in der Münzen und Medaillensammlung des Kunsthistorischen Hofmuseums. Dort wurde er Leiter für mittelalterliche und moderne Münzen und Medaillen und erreichte den Rang eines Kustos I. Klasse (VII. Rangklasse, entsprach einem Ministerialsekretär). 1903 erhielt er den Titel eines Regierungsrates sowie k. u. k. Konservators und 1910 den eines Direktors. Ad personam wurde er in die VI. Rangklasse versetzt (entsprach einem Sektionsrat). Er war ein bedeutender Spezialist dieses Faches und trat mit zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet hervor. Er erhielt auch das Ritterkreuz des Franz-Josefs-Ordens.

Bekannt im deutschen Sprachraum wurde Domanig aber durch sein literarisches Schaffen. Er verfaßte zahlreiche Schauspiele, Prosawerke und Lyrik. Er gehörte dem engeren Gral-Kreis um Richard Kralik (AW EM) an und hatte mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit engen Kontakt, wie u. a. mit Albin Egger-Lienz und Karl Schönherr. Er war auch Mitbegründer der Leo-Gesellschaft sowie des Verbandes der katholischen Schriftsteller. In katholisch-konservativen Kreisen war er als Dichter sehr bekannt, und in der „Academia“ wurde über ihn und sein literarisches Schaffen häufig berichtet. In den Jahren vor 1914 erreichte er im deutschsprachigen katholischen Milieu ein Ansehen ähnlich wie die Publikumsschriftsteller Paul Keller (AW EM) und Anton Schott (Fd EM).

1893 erwarb Domanig ein Haus in Klosterneuburg und wurde dort heimisch. Dadurch kam er auch in jenen Kreis, der dort 1910 die Welfia gründete. Er war dabei die treibende Kraft und deren erster Philistersenior. In diesen Jahren hatte er auch rege Kontakte mit dem damaligen Propst von Klosterneuburg, dem späteren Wiener Erzbischof Gustav Piffl (Wl WM), und dem Kirchenmusiker Vinzenz Goller (Wl).

1884 heiratete Domanig, der Ehe entsprangen insgesamt zehn Kinder, darunter Andreas Domanig (Wl), der Gründungsfuchs der Welfia war und als Aktiver im Ersten Weltkrieg gefallen ist, dann der Chirurg Erwin Domanig (AIn), Gottfried Domanig (Wl), Generaldirektor der Österreichischen Schlafwagengesellschaft, sowie die Schriftstellerin Marie Domanig (ältestes Kind).

In den letzten Jahren vor seinem Tod litt Domanig an asthmatischen Beschwerden, ab 1903 begannen bei ihm auch Lungenblutungen. 1913 verschlimmerte sich sein Zustand, und so begab er sich im Sommer in die Heilanstalt „Hocheppan“ in der Nähe von Bozen. Doch seine Krankheit war nicht mehr zu heilen. Er starb in den Armen seiner Tochter.

1934 wurde die Rosa-Luxemburg-Gasse in Wien-Ottakring in Domaniggasse umbenannt. 1947 erfolgte eine Rückbenennung. Dafür wurde 1976 wurde in Wien-Favoriten eine Domaniggasse nach ihm und seinem Sohn Erwin benannt. Ebenso wurde in Klosterneuburg eine Gasse nach ihm benannt. Domanig wurde in seinem Geburtsort Sterzing begraben, die Einsegnung nahm der damalige Generalvikar und Weihbischof von Vorarlberg, Sigismund Waitz (AIn EM), vor, der ein Vetter von Domanig war.

Werke:

(Auswahl)
Eine Katholische Burschenschaft (1873).
Der Tyroler Freiheitskampf. Dramatische Trilogie mit einem Vor- und einem Nachspiele (1887).
Der Abt von Fiecht. Eine poetische Erzählung (1887).
Der Gutsverkauf. Ein Schauspiel aus der Gegenwart (1890).
Kleine Erzählungen. Mit Zeichnungen von Philipp Schumacher.
Die Porträtmedaillen des Erzhauses Österreich (1896).
Die Fremden. Ein Kulturbild (1900).
Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Sicht (1907).
Um Pulver und Blei. Eine epische Dichtung (1909).
Zum Frieden. Seinen lieben Tyroler Landsleuten (1911).
Gesammelte Werke. Hg. von Anton Dörrer (AIn). Fünf Bände (1914).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Welfia (Gerhard Fuchs).
Academia 4 (1891/92), 26–28, 83–84, 104–106, 130–132; 16 (1903/04), 300; 23 (1910/11), 179; 22 (1909/10), 143–144, 469–471; 26 (1913/14), 13–17, 509–517, 665–674.
Austrier-Blätter Nr. 15 (1946), 94,
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 57–59 und 522.
Niederösterreichischer Amts-Kalender für das Jahr 1914. 49. Jahrgang. Wien 1914, 64.
Dörrer, Anton (AIn): Karl Domanig. Ein Beitrag zur Erkenntnis seiner Dichterpersönlichkeit und die tyrolische Literatur ab 1800. Kempten 3. verb. und erw. Aufl. 1914.
Domanig, Maria: Karl Domanig. Von seiner Persönlichkeit und aus seinem Schaffen. Innsbruck 1924.
Seyr-Gliera, Veronika: Karl Domanig. Eine Monographie. Innsbruck phil. Diss. 1970.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 2. Aufl. 1993, 193.
Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 64 f. Onlinefassung: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119108488.html (Abruf 2. 3. 2016).
Lexikon der Literatur in Tirol und Südtirol (29. 6. 2012): http://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=TLL:2:0::::P2_ID:102.
Perischa, Robert (AIn): Austria zum zwölften Mal Vorort, in: Der Vorort, Ausgabe 2. November 2013, 14–18.