Lebenslauf:
Fischer wurde als Sohn eines Dekorationsmalers und Vergolders an einem Josefi-Tag geboren. Der Name seines Geburtsorts hat nichts mit dem aus dem Lateinischen stammenden Begriff Quadrat zu tun, Das Wort kommt vom ahd. kott und bedeutet schlecht. Rath leitet sich von roden ab, so daß Quadrath „schlecht gerodetes Gebiet“ meint. Fischer besuchte das Gymnasium in Rheine (Kreis Steinfurt, nunmehr Nordrhein-Westfalen) und begann 1878 das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster, wo er der Saxonia beitrat (Couleurname Horsa), die 1872 gegründet wurde, bis zum Wintersemester 1878/79 Alsatia hieß und eine der ältesten CV-Verbindungen ist.
1879 wechselte Fischer zum Weiterstudium nach München und wurde bei der Aenania aktiv. 1880 ging er nach Innsbruck und wurde dort bei der Austria aktiv. Er kam hier mit den Jesuiten in Kontakt und trat 1881 diesem Orden in Exaeteb (Provinz Limburg, Niederlande) bei. Seine weitere Ausbildung bei den Jesuiten erfolgte dort sowie ab 1888 in Ditton Hall (Großbritannien). 1891 wurde er dort zum Priester geweiht.
In diesem Jahr besuchte Fischer den Jesuiten-Pater Erbgraf Friedrich von Waldburg-Wolfegg-Waldsee auf Schloß Wolfegg und entdeckte dort historische Weltkarten aus dem 16. Jahrhundert, u. a. die älteste Karte mit dem Namen Amerika, was bei ihm das wissenschaftliche Interesse für Geographie im allgemeinen und für die historische Kartographie im besonderen weckte. Er begann daraufhin für das gymnasiale Lehramt das Studium der Geschichte und Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo u. a. Ludwig Pastor Freiherr von Campersfelden (AIn EM) sein Lehrer war.
Ab 1895 unterrichtete Fischer als Gymnasialprofessor Geschichte und Geographie am Jesuitenkolleg Stella matutina in Feldkirch (Vorarlberg) bis zu dessen vorübergehenden Auflösung im Zuge des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland im Jahr 1938. Dort war er Vorstand der geographischen und ethnologischen Sammlung sowie der Münz-Sammlung. In dieser Zeit waren hier u. a. Schüler: die späteren Bundeskanzler Otto Ender (AIn) und Kurt Schuschnigg (AIn), der spätere Bundesminister Guido Schmidt (ehemals Nc), der spätere Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Keßler (AIn EM), die späteren Tiroler Landesräte Ernst Fischer (AIn) und Aloys Oberhammer (AIn) sowie der spätere Innsbrucker Bürgermeister Franz Greiter (AIn).
In Feldkirch widmete sich Fischer vor allem der Geschichte der Kartographie und wurde auf diesem Gebiet einer der führenden Wissenschaftler seiner Zeit. Seine diesbezüglichen Forschungen konzentrierten sich vor allem auf das 16. Jahrhundert, in dem die Karten nach den Entdeckungen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sind. Auch beschäftigte er sich mit dem griechischen Astronomen und Geographen Claudius Ptolemaeus (ca. 100–160 n. Chr.) und war der erste, der umfassende und kritische Untersuchungen über das Leben und Werk des Ptolemaeus und sein Wirken auf die Nachwelt angestellt hat. Er war in langjähriger Gelehrtenfreundschaft mit Achille Ratti, dem späteren Papst Pius XI., verbunden.
Fischer war korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Pontificia Accademia Romana die Archeologia, korrespondierendes Ehrenmitglied der Royal Geographical Society und Fellow der American Geographical Society. 1935 erhielt er die Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.) der Universität Innsbruck. Die Laudatio bei dieser Verleihung hielt der Innsbrucker Historiker Ignaz Philipp Dengel (Sv). Fischer zog sich nach dem Anschluß auf Schloß Wolfegg zurück, wo er starb.
Werke:
(Auswahl)Die Entdeckungen der Normannen in Amerika unter besonderer Berücksichtigung der kartographischen Darstellungen (1902; 1903 ins Englische übersetzt).
Die älteste Karte mi dem Namen Amerika aus dem Jahre 1507 und die Carta marina aus dem Jahre 1516 (1903).
Die Weltkarte des Jodocus Hondius von 1611 (1907).
Die handschriftliche Überlieferung der Ptolomäuskarten (1912).
Die Karte des Nikolaus von Cusa (vor 1490). Die älteste Karte Mitteleuropas (1930).
Codex Ptolomaei Geographiae Codex Urbinas Graecus. Vier Bände (1932).
Quellen und Literatur:
Österreichisches Biographisches Lexikon. Band 1. Wien 1957, 322.Straßenberger, Georg: Josef Fischer, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), 194f. (Online).
https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116558385/Fischer+P+Josef
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 134 und 525.