Lebenslauf:
Greiter wurde als Sohn des Anwalts Josef Greiter (AIn) geboren, der in der Folge in Wels eine Anwaltskanzlei betrieb und 1909 nach Innsbruck übersiedelte. In Wels ging Greiter auch in die Volksschule. Danach war er ab 1906 auf dem Jesuitengymnasium „Stella matutina“ in Feldkirch (Vorarlberg), wo er 1914 maturierte. Anschließend begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1920), wo er der Austria beitrat (Couleurname Ivo). Er wurde jedoch bereits im März 1915 zum 1. Tiroler Kaiserjägerregiment einberufen (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Militärverdienstkreuz mit Kriegsdekoration und Schwertern, Karl-Truppenkreuz) und leistete an der Italienfront bis November 1918 Kriegsdienst. Dann geriet er in italienische Kriegsgefangenschaft (in Sizilien), aus der er im August 1919 heimkehrte.
Nach dem Krieg beendete Greiter sein Studium und schlug wie sein Vater die Rechtsanwaltslaufbahn ein. Nach vorübergehender Tätigkeit in Frohnleiten (Steiermark) trat er 1926 als Rechtsanwalt in die Innsbrucker Kanzlei seines Vaters ein, der diese bis zu seinem Tod 1957 leitete.
Ab 1929 betätigte sich Greiter in der Innsbrucker Kommunalpolitik und war ab diesem Zeitpunkt Gemeinderat sowie 1933/1934 auch Stadtrat. Nach dem Anschluß verlor er seine diesbezüglichen Ämter. Er stand als einer von 60 Tiroler Persönlichkeiten auf einer Liste, die nach dem Anschluß verhaftet werden sollten. Diese Liste war bereits vorher bekannt geworden, so daß er nach der Radiorede von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) einen kleinen Koffer herrichtete. Am 12. März um drei Uhr in der Früh wurde er schließlich verhaftet und blieb dann 30 Tage in Polizeihaft. Im August 1944 wurde er neuerlich verhaftet und war zwei Monate im Lager Reichenau inhaftiert.
Nach dem Krieg war Greiter wieder in der Innsbrucker Kommunalpolitik tätig. 1945 wurde er provisorischer Zweiter Bürgermeisterstellvertreter und ab 1946 Gemeinderat sowie auch gleich Stadtrat. Zu seinem Ressort gehörten u. a. die Stadtwerke. Am 9. April 1951 wurde er – die SPÖ war stärkste Partei im Gemeinderat – mit Hilfe des VdU zum Bürgermeister gewählt und hatte dieses Amt bis zum 11. Dezember 1956 inne.
Von 1945 bis 1956 war die Innsbrucker Kommunalpolitik von betont katholischen Persönlichkeiten geprägt, die – so wie Greiter – im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verwurzelt waren. Das Ende dieser Ära führte Alois Lugger (AIn) herbei, als er 1956 mit einer eigenen Liste innerhalb der ÖVP gegen Greiter kandidierte und eine knappe Mehrheit erhielt, worauf dieser zurücktrat.
Der Chronist der Austria bemerkt zu Greiter: „Seine Tätigkeit [als Bürgermeister, Anm. d. Verf.] war kein spektakuläres Feuerwerk, sondern eine bescheidene, verläßliche Arbeit, die sich nach Recht und nicht nach politischem Erfolg ausrichtete. Still und bescheiden machte er seinem Nachfolger Platz [….].“
Nach seinem Rücktritt blieb Greiter bis 1962 Gemeinderat und war dann von 1959 bis 1962 amtsführender Gemeinderat. Er kandidierte 1953 auch bei den Wahlen zum Tiroler Landtag, wurde gewählt und gehörte diesem ab 24. November 1953 an, legte jedoch bereits ein halbes Jahr später, am 25. Mai 1954, sein Mandat zurück. Von 1957 bis 1968 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Girozentrale.
Greiter heiratete eine Tochter des Kunstmalers Philipp Anton Fridolin Schumacher (AIn) und war als intensiver Zeitungsleser bekannt. Sein Sohn ist der spätere VOP Ivo Greiter (AIn), der ebenfalls als Rechtsanwalt tätig ist und in die Kanzlei seines Vaters eintrat. Greiters Schwester ehelichte Viktor Hermannn Carl Schumacher (AIn). Greiter wurde auf dem Wiltener Friedhof in Innsbruck begraben.
Quellen und Literatur:
Brief von Ivo Greiter (AIn), 9. 3. 2015.Austrier-Blätter Nr. 47, 1978, S. 66.
Gehler, Michael: Die Volkspartei in Tirol 1945–1994, in: Volkspartei–Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 2). Hg. von Robert Kriechbaumer (R-J) und Franz Schausberger (Rp). Wien 1995, S. 691.
Biographisches Handbuch des Tiroler Landtages und der Tiroler Landesregierung 1945–2007. Hg. von Thomas Hofbauer. Innsbruck 2006, S. 41f.
Greiter, Ivo: Aus dem Alltag der Anwaltsarbeit in Österreich 1938 bis 1945, in: Anwälte und ihre Geschichte. Zum 140. Gründungsjahr des Deutschen Anwaltsvereins. Hg. vom Deutschen Anwaltsverein. Tübingen 2011, S. 1030f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 101.