Lebenslauf:
Oberhammer wurde als Sohn einer angesehenen Tiroler Familie geboren und besuchte nach der Volksschule das Jesuitenkolleg Stella matutina in Feldkirch (Vorarlberg), wo er die Kriegsmatura ablegte. Im Ersten Weltkrieg war er Einjährig-Freiwilliger bei den Tiroler Kaiserjägern. Nach dem Krieg begann er das Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1923), wo er der Austria beitrat (Couleurname General) und im Wintersemester 1921/22 Fuchsmajor war.
Nach einer kurzen Tätigkeit im Filmhandel war er ab 1925 beim Tiroler Caritasverband beschäftigt, dessen stellvertretender Direktor er in der Folge wurde. Von 1934 bis 1938 war er Mitglied des Innsbrucker Gemeinderates. Nach dem Anschluß im März 1938 wurde der Caritasverband aufgelöst, und Oberhammer war zuerst zeitweise arbeitslos. Dann fand er Anstellung als Verkäufer in einem Elektro- und Installationsgeschäft.
Während des Zweiten Weltkriegs war Oberhammer neuerlich Soldat. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch in der ÖVP und war von 1946 bis 1948 deren Landesparteisekretär. Danach trat er in den Dienst der Tiroler Landesregierung und wurde Leiter des Landesjugendamtes (letzter Dienstgrad Oberregierungsrat, Berufstitel Hofrat). 1949 kandidierte er für die Wahlen zum Nationalrat, wurde jedoch noch nicht gewählt, sondern rückte erst am 27. Januar 1950 nach. Ihm gehörte er bis zum 20. Dezember 1957 an.
Nachdem Oberhammer als Nachfolger von Alois Lugger (AIn) am 27. Juni 1956 zum Tiroler ÖVP-Landesparteiobmann gewählt wurde, wurde er nach den Landtagswahlen am 12. November 1957 als Landesrat zum Mitglied der Tiroler Landesregierung gewählt, der er eine Wahlperiode bis 7. November 1961 angehörte und wo er das Wohnbau-, Personal-, Sport und das Südtirolreferat leitete. Er übernahm den Regierungssitz, der bis dahin dem VdU zustand. Von 1959 bis 1962 war er auch stellvertretender Landesobmann des ÖAAB. Er war ÖVP-Obmann zu der Zeit, als Hans Tschiggfrey (Le) Landeshauptmann war. Dieser war in der Partei nicht sehr stark verankert, so daß sie Oberhammer fast selbständig leiten konnte.
Oberhammer war ein engagierter Kämpfer für die Rechte Südtirols. Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Nationalrat im Dezember 1957 hielt er noch eine eindrucksvolle Rede, wo er die Südtirolfrage als eine der wesentlichen europäischen Minderheitenfragen darstellte. Er war auch einer der Initiatoren für die Resolution der UNO-Hauptversammlung im Oktober 1960, wo die Landesautonomie gefordert wurde.
Wegen seines Eintretens für das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler erließ die italienische Regierung am 23. Dezember 1959 ein Einreiseverbot für Oberhammer. Aufgrund eines Artikels im SPÖ-Organ „Arbeiter-Zeitung“ und eines Radio-Interviews im Juli 1961 zur Südtirolfrage trat er als ÖVP-Landesobmann zurück, wobei es um „belastende Verstrickungen in die terroristischen Aktivitäten südlich des Brenners“ ging. Für die nächste Gesetzgebungsperiode ab November 1961 wurde er dann nicht mehr zum Landesrat gewählt. Sein Nachfolger wurde Hermann Scheidle (AIn). Seine jeweils kurzzeitigen Nachfolger als ÖVP-Landesobmann waren zuerst Landesrat und Bauernbundobmann Eduard Wallnöfer (Le EM) und dann Landeshauptmann Hans Tschiggfrey (Le).
1959 leitete Oberhammer die Gedenkfeiern zum 150, Jahrestag des Tiroler Freiheitskampes. Wegen seiner politischen Einstellung und seiner ideellen Mitarbeit beim Befreiungsausschuß Südtirol wurde Oberhammer 1966 beim zweiten Mailänder Prozeß in Abwesenheit zu 30 Jahren Haft verurteilt. Der von 1974 bis 1978 amtierende ORF-Generalintendant Otto Oberhammer war sein Neffe.
Quellen und Literatur:
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 411.Gehler, Michael: Die Volkspartei in Tirol 1945–1994, in: Volkspartei – Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 2). Hg. von Robert Kriechbaumer (R-J) und Franz Schausberger (Rp). Wien 1995, S. 661 und 670.
Austrier-Blätter, Heft 52, 1983, S. 64.
Biographisches Handbuch des Tiroler Landtages und der Tiroler Landesregierung 1945–2007. Hg. von Thomas Hofbauer. Innsbruck 2006, S. 99.