Lebenslauf:
Tschiggfrey wurde als Sohn eines Bergbauerns sowie Tischlers geboren und besuchte nach der Volksschule das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol, wo er 1925 die Matura ablegte. Danach studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1930), wo er der Leopoldina beitrat (Couleurname Dr. cer. Frosch). Nach Beendigung des Studiums und der einjährigen Gerichtspraxis war Tschiggfrey bei einem Anwalt tätig. 1936 wechselte er zuerst zur Tiroler Handelskammer, um dann noch im selben Jahr leitender Sekretär der Handels- und Gewerbekammer Burgenlands zu werden, welche Funktion er bis 1938 ausübte. 1939 kehrte er in die Tiroler Handelskammer zurück.
Nach dem Krieg wurde Tschiggfrey 1946 Leiter des Tiroler Landeswirtschaftsamtes und hatte damit eine wichtige Position für die Bewältigung der täglichen Ernährungsprobleme inne. Das bewog Landeshauptmann Alfons Weißgatterer (AIn), ihn in die Landesregierung zu holen, Am 25. Oktober 1949 wurde Tschiggfrey zum Landesrat Tirols gewählt, welche Funktion er zwei Gesetzgebungsperioden bekleidete. Er leitete das Finanzreferat, welches er auch als Landeshauptmann behielt.
Als Landeshauptmann Alois Grauß nicht mehr für dieses Amt kandidierte, favorisierten dieser und Eduard Wallnöfer (Le EM) – beide Exponenten des Bauernbundes – Tschiggfrey als Nachfolger, obwohl er aufgrund seiner Funktion als Leiter des Landeswirtschaftsamtes bzw. Beamter eher dem Wirtschafsbund bzw. dem ÖAAB zuzuordnen gewesen wäre.
Tschiggfrey wurde daher am 12. November 1957 zum Landeshauptmann Tirols gewählt, welches Amt er bis zu seinem Tod ausübte. Bereits 1953 wurde er in den Tiroler Landtag gewählt, dem er dann vom 24. November 1953 bis ebenfalls zu seinem Tod angehörte. Am 4. März 1962 wurde er nach dem Rücktritt von Aloys Oberhammer (AIn) und einer kurzen geschäftsführenden Obmannschaft durch Eduard Wallnöfer (Le EM) auch zum ÖVP-Landesobmann gewählt, welche Funktion er ebenso bis zu seinem Tod bekleidete. Allerdings war er in der Partei nie sonderlich verankert. Nach dem Rücktritt Oberhammers als Landesrat im Jahr 1961 übernahm er zusätzlich dessen Südtirolreferat. Wie dieser wurde auch er 1958 von Italien mit einem Einreiseverbot belegt.
In Tschiggfreys Amtszeit fielen die beiden Jubeljahre 1959 (150 Jahre Tiroler Freiheitskampf) und1963 (600 Jahre Tirol bei Österreich), die in würdiger Weise begangen wurden. Als „Landesfinanzminister“ erstellte er insgesamt dreizehn Landebudgets. Als Landeshauptmann förderte er die Landwirtschaft, den Fremdenverkehr, den Wohnbau und den Ausbau des Straßennetzes. In seine Amtszeit fielen auch die schwierigen Jahre des Kampfes um die Rechte der Südtiroler.
„Tschiggfrey wird als äußerst gewissenhafter, fallweise impulsiver, aber durchaus leutseliger Landeshauptmann geschildert“ und „verkörperte den Typ des sparsamen Beamten […] und integren katholisch Konservativen ohne größeres Charisma. Er repräsentierte einen unreflektierten Pragmatismus, in dem die Einheit von katholischer Kirche und Partei ihren Ausdruck fand.“ Er „diente als peinlich genauer Administrator seinem Land, ohne eine große Vision zu entwickeln, was mit der in Tirol bäuerlich geprägten Gesellschaft einst zu geschehen habe.“ (Michael Gehler)
Tschiggfrey war ohne Zweifel ein engagierter Landeshauptmann, der sich in seinem Amt nicht schonte und offenbar daran zugrundeging. Ende Juni 1963 starb er unerwartet infolge arbeitsbedingter Überanstrengung als noch nicht 60-Jähriger. Er hätte – auch nach damaliger Lebensstatistik – noch einige Jahre länger im Amt bleiben können – allerdings zu Lasten der nachfolgenden „Ära Wallnöfer“.
Tschiggfrey war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Nibelungia Hall, Rhaeto-Romania Landeck und Teutonia Innsbruck. In Innsbruck und in seinem Geburtsort Nauders sind Straßen nach ihm benannt.
Quellen und Literatur:
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, S. 542f.Gehler, Michael: Die Volkspartei in Tirol 1945 – 1994, in: Volkspartei – Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 2). Hg. von Robert Kriechbaumer (R-J) und Franz Schausberger (Rp). Wien 1995, S. 660f. (hier Zitat), 668f. und 685f.
Biographisches Handbuch des Tiroler Landtages und der Tiroler Landesregierung 1945–2007. Hg. von Thomas Hofbauer. Innsbruck 2006, S. 135f.