Lebenslauf:
Rasser wurde als Sohn des Weinbauern Rudolf Rasser, des späteren Bürgermeisters von Gumpoldskirchen und nach 1945 für kurze Zeit Mitglied des Bundesrates, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums begann er nach seiner Matura im Jahr 1932 mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1938), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Rudi). Sein Leibbursch war Ladislaus Kopetz (NdW). Bereits während seines Studiums trat er 1936 in den Dienst der Raiffeisen Zentralkasse Niederösterreich-Wien.
Nach dem Anschluß im März 1938 war Rasser wegen seiner proösterreichischen Aktivitäten einige Monate in Haft und konnte erst danach sein Studium beenden. Nachdem er von der Raiffeisen Zentralkasse entlassen wurde, war er anschließend zuerst bei einer Wirtschaftsprüferkanzlei und dann beim Revisions- und Treuhänderverband in Wien als Revisor für Industrieunternehmen tätig. 1941 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen.
Nach seiner Rückkehr im Jahr 1945 trat Rasser als Direktionssekretär wieder in den Dienst der niederösterreichischen Genossenschafts-Zentralkasse und wurde bereits mit 1. April 1946 zum Direktorstellvertreter sowie am 8. Oktober 1947 zum Direktor ernannt. Am 22. Dezember 1959 wurde er zum Generaldirektor der niederösterreichischen Genossenschafts-Zentralkasse bestellt, welches Amt er bis 1967 ausübte. Sein Nachfolger wurde Karl Gruber (Rt-D). Danach war er ab 18. März 1967 bis 1981 Obmann der Raiffeisen-Zentralkasse Niederösterreich. Die genossenschaftlichen Organisationen wählten ihn am 20. April 1967 zum Generalanwalt für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen (Raiffeisen) für ganz Österreich, dessen oberster Repräsentant er damit war. In dieser Funktion war er Nachfolger des ehemaligen Landwirtschaftsministers Eduard Hartmann. Sein Nachfolger in diesem Amt war ab 1978 Hellmuth Klauhs (Rt-D).
Diese herausragenden Funktionen Rassers im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen zogen weitere Ämter nach sich. So war er u. a. von 1957 bis 1976 Vorsitzender des Vorstands der Tullner Zuckerfabrik AG und danach bis zu seinem Tod Vorsitzender deren Aufsichtsrates. Ab 1953 war er stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Genossenschaftlichen Zentralbank AG, später dann Präsident deren Aufsichtsrats. Er war Gründer und von 1968 bis 1981 Präsident des Aufsichtsrates der Raiffeisen Finanzierung AG sowie Gründer und von 1969 bis 1981 Präsident des Länderkuratoriums der Raiffeisen-Versicherung AG.
Rasser gehörte zu den prägenden Persönlichkeiten des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens bzw. des Raiffeisenbankensektors der fünfziger bis siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Wesentliche Leistungen von ihm waren die radikale Rationalisierung der gesamten Raiffeisenorganisation (Geld- und Warensektor), Aufbau eines hervorragenden Schulungswesens, Gründung zahlreicher Verarbeitungsbetriebe landwirtschaftlicher Produkte sowie Gründung der Raiffeisenbank Wien. Damit war er auch maßgeblich am Wiederaufbau des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens und dessen Finanzsektors nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt.
Auf Vorschlag der der Bundesregierung wurde Rasser am 14. November 1967 vom Bundespräsidenten als Nachfolger von Ludwig Strobl (F-B) zum 2. Vizepräsidenten der Österreichischen Nationalbank ernannt. Diese Funktion bekleidete er bis 1974. Danach gehörte er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahr 1982 dem Generalrat der Nationalbank an. In seine Zeit als Vizepräsident fielen u. a. die Umstellung der bilateralen Zahlungsabkommen mit den Staaten des Comecon („Ostblock“) auf freiem multilateralen Zahlungsverkehr sowie die Aufwertung des Schillings im Mai 1971.
Rasser erhielt 1958 den Berufstitel Ökonomierat und 1965 den Berufstitel Kommerzialrat, eine höchst seltene Kombination. Im Juli 1981 erlitt er einen Schlaganfall, der zu erheblichen Sprach- und Gehbehinderungen führte. Infolge dessen trat er von seinen Funktionen, die er noch ausübte, zurück und erlag zwei Jahre später dieser Krankheit. Er wurde auf dem Friedhof Wien-Grinzing begraben (MA/29).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Nordgau Wien. Stammblatt, Lebenslauf.Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 4. 6. 2020).
Das Band, das uns umschlingt. 1900–2000. Festschrift der K. Ö. H. V. Nordgau Wien. Wien 2000, S. 54f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 267f.