Wartungsfunktionen

Comm. Gschf. i.R. Mag. Johann Schmid

Comm. Gschf. i.R. Mag. Johann Schmid

Urverbindung: Nordgau Wien (07.12.1954)

Bandverbindungen: NdP, Cp

Geboren: 13.06.1936, Loidesthal (nunmehr Zistersdorf, Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich)
Gestorben: 20.02.2023, Mistelbach (Niederösterreich)
Fachgruppengeschäftsführer (Wirtschaftskammer Österreich), Vorsitzender der Verbandsführung des ÖCV

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFSLAUFBAHN

Schmid wurde als Sohn eines Bahnbediensteten geboren. Bald nach seiner Geburt zog die Familie aus beruflichen Gründen in das nahegelegene Bad Pirawath, wo er die Volksschule besuchte. Der dort Religion unterrichtende Pfarrer erkannte bald seine Begabung und empfahl den Eltern, ihren Sohn aufs Gymnasium zu schicken. Schmid trat daher 1946 in das erzbischöfliche Knabenseminar Hollabrunn ein, wo er 1954 am dortigen Gymnasium die Matura ablegte. Danach begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1960; Mag. iur. 1978), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Dr. cer. Caruso). 1961/62 war er auf ein Auslandssemester in Triest. Im Sommersemester 1962 bekleidete er das Amt des Seniors. In dieser Eigenschaft verlieh er Bundeskanzler Alfons Gorbach (Cl) das Ehrenband des Nordgau.

1962/63 absolvierte Schmid sein Gerichtsjahr am Handelsgericht Wien (Riemergasse). Danch trat er 1963 in den Dienst der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, deren Präsident Julius Raab (Nc) und deren Generalsekretär Franz Korinek (Baj EM) damals waren. Schmid tat als Referent in der Bundessektion Verkehr Dienst. Sein Aufgabenbereich war das Sozial- und Verkehrsrecht sowie die Statistik. 1973 wurde er Sekretär des Allgemeinen Fachverbandes des Verkehrs.

1975 wurde Schmid zusätzlich Sekretär des Fachverbandes für die Beförderungsgewerbe mit PKW (Taxi) und des Fachverbandes der Garagen-, Tankstellen- und Servicestationsunternehmen. Diese Funktion erhielt später die Bezeichnung Geschäftsführer. Hier war er an der Erlassung und Novellierung der verkehrsrelevanten Spezialgesetze beteiligt. Zum Bereich des Allgemeinen Fachverbandes Verkehr gehörte auch die Interessensvertretung der modernen Medien bzw. Telekommunikation sowie die privaten Hörfunkanstalten, Kabel-TV etc., die in seiner Amtszeit Bedeutung erlangten. Er hat einen wesentlichen Beitrag geleistet, daß die mehr als 12.000 österreichischen Taxiunternehmungen den schwierigen Übergang aus einem weitgehend geschützten Sektor in einen liberalisierten Verkehrsmarkt meistern konnten.

Schmid versuchte auch, einen Ausgleich zwischen der Markmacht der internationalen Mineralölkonzerne und den wirtschaftlichen Überlebensinteressen der Tankstellenbetreiber zu finden. Hier hat er sich einen Ruf als Anwalt der klein- und mittelständischen Tankstellenbetreiber erworben. Aufgrund seiner Aufgaben war er seit 1975 auch in der International Road Transport Union (IRU) tätig und wurde 1995 zum Vizepräsidenten der Gruppe Taxi/Mietwagen gewählt. In dieser Funktion hat er maßgeblich an der Gestaltung der europäischen Rahmenregelungen für die Personenbeförderungsgewerbe mitgewirkt. 2000 trat er in den Ruhestand.

SCHMIDS EINSATZ FÜR DIE VERBINDUNG UND DEN ÖCV

In seiner Studentenzeit engagierte sich Schmid nicht nur in der Verbindung, wo er verschiedene Chargen bekleidete, und in der Österreichischen Hochschülerschaft, wo er Sozialreferent war, sondern half 1958 bei der Wiederbegründung der MKV-Verbindung Herulia Wolkersdorf mit. Beim Nordgau bekleidete er erstmals von 1974 bis 1977 das Amt des Philisterseniors. Das war damals keine einfache Zeit. Zum einen ging es um die Nachwirkungen des „Jahres 1968“, das am ÖCV nicht spurlos vorübergegangen ist. Zum anderen waren das auch die Jahre der SPÖ-Alleinregierung mit ihren gesellschaftspolitischen Herausforderungen (z. B. Fristenlösung).

Es sollte dann fast 25 Jahre dauern, bis Schmid im Jahr 2001 als Nachfolger von Günther Wiesinger (NdW) wieder das Amt eines Philisterseniors des Nordgau übernahm. Zu dieser Zeit war Helmar Kögl (Dan) Vorsitzender der Verbandsführung. Als sich dessen zweite Amtsperiode zu Ende neigte, kam er 2005 ins Gespräch mit Schmid. Das führte dann auf der Cartellversammlung 2006 in München anläßlich „150 Jahre CV“ zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der Verbandsführung. 2010 wurde er wiedergewählt.

Zu seiner Amtsauffassung gehörte, daß Schmid immer die wichtige und bestimmende Rolle des aktiven Verbandsteils betonte und sehr oft den VOP als Repräsentanten des ÖCV sah. Bei der Führung des Verbandes war er auf Ausgleich bemüht. „Dies äußerte sich auch darin, daß er sich als Vorsitzender bei der Leitung von Versammlungen, Sitzungen und Tagungen nie in den Vordergrund gedrängt hat, aber trotzdem ein außergewöhnliches Gespür für den richtigen Zeitpunkt an den Tag legte und zur rechten Zeit dann auch die richtigen Worte fand. Das hat über Jahre hinweg viele Konflikte und Diskussionen gelöst und Streitereien gar nicht aufkommen lassen.“ (Gerhard Labschütz) In diesem Sinn war seine Amtsführung als Vorsitzender der Verbandsführung beispielgebend.

In seiner zweiten Amtszeit wurde auf Schmids Vorschlag am Gedenktag 8. Mai (Kriegsende) ein Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom zusammen mit den anderen christlich-farbentragenden Verbänden eingeführt, im Zuge dessen es zu Kontakten mit der Israelitischen Kultusgemeinde und dessen Generalsekretär Raimund Fastenbauer kam. In der Folge kam es zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion im jüdischen Gemeindezentrum in der Seitenstettengasse.

Schmid bemühte sich auch um die Renovierung der ÖCV-Kapelle am Sonnwendstein. Zum einen wurden die Besitzverhältnisse geklärt. Bislang gehörte die Kapelle dem ÖCV, der Grund jedoch den Österreichischen Bundesforsten. Der ÖCV kaufte nun auch den Grund, und die Kapelle konnte 2016 renoviert wieder eröffnet werden.

Es war also nur konsequent, daß auf seiner letzten Cartellversammlung Ende Mai 2014 beschlossen wurde, Schmid den ÖCV-Ehrenring zu verleihen. Die Verleihung nahm der damalige VOP und spätere Staatssekretär Florian Tursky (AIn) vor. Schmid verbrachte seinen Lebensabend in seiner Heimat Bad Pirawath und starb nach längerem Leiden. Er wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Nordgau Wien (Gerhard Labschütz).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 27. 2. 2023).