Lebenslauf:
Kögl besuchte das Benediktinergymnasium in Melk, wo er bei der MKV-Verbindung Nibelungia aktiv wurde und dort viermal Senior war. Nach der Matura im Jahr 1963 begann er mit dem Studium der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo er der Danubia beitrat (Couleurname Dr. cer. Leon). Hier war er dreimal Fuchsmajor und im Sommersemester 1967 Jubelsenior (60. Stiftungsfest). In diesem Studienjahr war Danubia auch Vorort. Ebenso war er auch in der Österreichischen Hochschülerschaft aktiv und wurde zum Vorsitzenden der Fachschaft der Philosophischen Fakultät der Universität Wien gewählt. Neben Wien studierte bzw. arbeitete er in Archiven noch in Berlin, in Freiburg/Breisgau und in Laibach.
Nach dem Studium wurde Kögl zuerst Sekretär des Katholischen Familienwerkes der Erzdiözese Wien (ein Werk der Katholischen Aktion) und machte nebenbei 1971 bis 1974 eine Ausbildung zum Familienberater und 1982 bis 1984 zum Systemischen Familientherapeuten. 1973 wechselte er in die Werbewirtschaft (Hager-Werbung), wo er bis 1992 blieb. Danach ging er zur Kammer der gewerblichen Wirtschaft Wien und war zwar als Werbe- und Marketingfachmann zuerst beim dortigen WIFI. 1996 wurde er Sekretär des Präsidenten der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, Leopold Maderthaner (Rt-D EM). Nach dessen Rücktritt als Präsident im Jahr 2000 wurde Kögl – dem damaligen Stil der Bundeskammer entsprechend – im November 2004 in den vorzeitigen Ruhestand entlassen. In diesem widmete er sich der Aufarbeitung des Marcel Prawy Archivs bzw. Nachlasses in der Wien-Bibliothek.
Kögl engagierte sich ab Ende der achtziger Jahre im ÖCV. So war er von 1987 bis 1990 Philistersenior der Danubia und von 1991 bis 1994 stellvertretender Vorsitzender des Altherrenlandesbundes (AHLB) Wien. Auf der CVV 1993 kandidierte er für das Amt des Leiter der ÖCV-Bildungsakademie, unterlag aber deutlich Anton Hopfgartner (AIn). Dafür war er dann von 1994 bis 1998 Vorsitzender des AHLB Wien. Als solcher führte er dort die sog. „Herbstgespräche“ ein, auf denen Zukunftsthemen des ÖCV behandelt wurden. Von dieser Position aus bewarb er sich um das Amt eines Vorsitzenden der Verbandsführung des ÖCV, wurde gewählt und bekleidete es von 1998 bis 2006. Danach war er bis zu seinem Tod ÖCV-Archivar.
Kögls Wahl im Jahr 1998 war spektakulär, denn er kandidierte gegen den sich der Wiederwahl stellenden amtierenden Vorsitzenden Bruno Grösel (BbW), die er mit einer deutlichen Mehrheit gewann. Kögl repräsentierte ein ganz anderes Profil und einen anderen Stil als die bisherigen Vorsitzenden der Verbandsführung. Seine Amtsführung war von einer deutlichen „Basisnähe“ – insbesondere zu den jungen Mitgliedern im ÖCV – und Kontaktfreudigkeit nach innen wie nach außen gekennzeichnet. Förderlich war sicher, daß er – obwohl noch nicht im pensionsreifen Alter – bereits im Ruhestand und unverheiratet war, so daß er sich diesem Amt voll widmen konnte.
In seine Amtszeit fielen u. a. die ÖCV-internen Spannungen um die Aufnahme von Studentinnen sowie im Jahr 2000 die Sanktionen der 14 EU-Mitgliedsstaaten gegenüber Österreich und die sich daraus ergebenden Irritationen um Bundespräsident Thomas Klestil (Baj). Als dieser in den Medien bzw. in einem Buch aus der Feder seines Bundesbruders Ernst Hofbauer (Baj) angegriffen und der ÖCV in diese Affäre involviert wurde, war Kögl zu entsprechenden Stellungnahmen genötigt. „Der ÖCV legt keinen Wert darauf, in politische Untaten hineingezogen zu werden.“ Gleichzeitig distanzierte er „sich von der Stimmungsmache und den Beschimpfungen gegenüber Bundespräsident Thomas Klestil.“ 2002 veröffentlichte Hofbauer neuerlich ein Buch über, wobei der CV in diese Sache wieder hineingezogen wurde. Kögl bezeichnete diese Art von Auseinandersetzung als „unangenehm“.
Ein Höhepunkt seiner Amtszeit waren die gemeinsamen in München tagenden Cartellversammlungen des ÖCV und des deutschen CV im Jahr 2006 anläßlich des Jubiläum „150 Jahre Cartellverband“ in München. Das war die größte Veranstaltung des katholischen Couleurstudententums seit 1932. Auf Kögls Initiative gab es ein Gedenken für die während der NS-Zeit verfolgten und ermordeten CVer und ÖCVer im KZ Dachau. Zusammen mit dem ÖCV-Generalsekretär Karl Wolfgang Schrammel (F-B) gehörte er als Vertreter des ÖCV dem Organisationskomitee an, das durch mehr als zwei Jahre diese Veranstaltung vorbereitete.
Kögl hat sich im Lauf seiner Amtszeit große Anerkennung erworben und erfreute sich auch großer Beliebtheit, so daß ihm bereits 2006 die höchste Auszeichnung des ÖCV, das Band „In-vestigiis-Wollek“, verliehen wurde. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Quellen und Literatur:
ÖCV-Archiv. Protokoll der XLIX. Cartellverbandsversammlung 2006. Antrags auf Verleihung des Bandes „In-vestigiis-Wollek“ an Helmar Kögl.Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 634 und 683.
Academia intern 5/2010, S. 7.
BWG. Informationen in Blau-Weiß-Gold. Katholisch akademische Verbindung Danubia im ÖCV. Sonderausgabe Oktober 2010.