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Sekt.-Chef Dr. Franz Hoyer

Sekt.-Chef Dr. Franz Hoyer

Urverbindung: Bajuvaria (17.12.1930)

Geboren: 18.10.1902, Absroth (Bezirk Eger, Böhmen; Opatov bzw. Cheb, Tschechien)
Gestorben: 03.07.1967, Wien
Sektionschef (Unterrichtsministerium)

Lebenslauf:

Hoyer war ge­bür­ti­ger Eger­län­der (West­böh­men). Seine Fa­mi­lie zog je­doch 1908 nach Wien, wo er in Wien-Leo­pold­stadt wohn­te und dort das Re­al­gym­na­si­um ab­sol­vier­te. Hier war er nach dem Ers­ten Welt­krieg am Auf­bau des Christ­lich-Deut­schen Stu­den­ten­bun­des (CDSB) be­tei­ligt und kam da­mals be­reits in Kon­takt mit den CDSB-Funk­tio­nä­ren Otto Kram­mer (Baj) und Edu­ard Cha­loup­ka (Baj) vom Land­stra­ßer Gym­na­si­um. Hoyer war auch an der Grün­dung der ka­tho­li­schen Pen­na­lie Go­tho­nia be­tei­ligt, aus der dann die spä­te­re MKV-Ver­bin­dung Do­nau­mark her­vor­ging.

Nach der Ma­tu­ra war Hoyer zu­erst eine Zeit­lang be­rufs­tä­tig und be­gann etwas spä­ter das Stu­di­um an der Rechts- und Staats­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Wien (abs. iur. 1930; Dr. iur.), wo er der Ba­ju­va­ria bei­trat (Cou­leur­na­me Ingo). Im Som­mer­se­mes­ter 1933 war er dort Se­ni­or. Sein Leib­bursch war Edu­ard Cha­loup­ka (Baj). Nach der Ge­richts­pra­xis trat er An­fang 1934 als Po­li­zei­ju­rist in den Dienst der Bun­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Wien ein und war dort im Si­cher­heits­bü­ro als Po­li­zei­kom­mis­sär tätig.

Nach dem An­schluß im März 1938 konn­te Hoyer zwar im Po­li­zei­dienst ver­blei­ben, wurde je­doch vom Si­cher­heits­bü­ro in das po­li­tisch we­ni­ger be­deut­sa­me Ver­kehrs­amt ver­setzt. An­fang Juli 1940 wurde er zur Deut­schen Wehr­macht ein­ge­zo­gen, mach­te den Krieg mit und kehr­te im Ja­nu­ar 1946 aus der Kriegs­ge­fan­gen­schaft zu­rück. Zu­erst war er wie­der in der Bun­des­po­li­zei­di­rek­ti­on tätig, wurde aber Ende 1947 im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Un­ter­richt in Ver­wen­dung ge­nom­men, das da­mals von Felix Hur­des (NbW EM) ge­lei­tet wurde. Die­ser war üb­ri­gens zur sel­ben Zeit wie Hoyer in Wien CDSB-Funk­tio­när.

Hoyer wurde der Hoch­schul­sek­ti­on zu­ge­wie­sen und tat in der Ab­tei­lung 8 Dienst, wo er Sach­be­ar­bei­ter für die Phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tä­ten war. Im Au­gust 1949 wurde er als Sek­ti­ons­rat mit der Lei­tung der Ab­tei­lung 7 be­traut, die u. a. für All­ge­mei­ne Hoch­schul­an­ge­le­gen­hei­ten, für die Hoch­schü­ler­schaft sowie für die theo­lo­gi­schen und ju­ris­ti­schen Fa­kul­tä­ten zu­stän­dig war. Sie war die wich­tigs­te Ab­tei­lung der Hoch­schul­sek­ti­on und wurde spä­ter in Ab­tei­lung 1 um­be­nannt. Mit 1. Ja­nu­ar 1962 wurde er zum Lei­ter der Hoch­schul­sek­ti­on und zum Sek­ti­ons­chef er­nannt.

In Ho­yers Amts­zeit als Sek­ti­ons­chef unter den Mi­nis­tern Hein­rich Drim­mel (NdW) und Theo­dor Piffl-Per­ce­vic ver­dop­pel­te sich die Stu­den­ten­zahl an den ös­ter­rei­chi­schen Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len, und es be­gann das Zeit­al­ter der Mas­sen­uni­ver­si­tä­ten. Gleich­zei­tig war es not­wen­dig, die per­so­nel­len wie ma­te­ri­el­len In­fra­struk­tu­ren der Uni­ver­si­tä­ten die­sem Trend an­zu­pas­sen, was aber den Stu­den­ten viel zu lang­sam vor sich ging. Mitte De­zem­ber 1962 kam es daher unter In­itia­ti­ve des da­ma­li­gen ÖH-Vor­sit­zen­den Hans G. Blaick­ner (Cl) zu De­mons­tra­tio­nen bzw. zu einem Stu­den­ten­streik für eine bes­se­re Aus­stat­tung der Hoch­schu­len und des Sti­pen­dien­we­sens.

Be­reits Ende der fünf­zi­ger Jahre setz­ten – nicht zu­letzt auch im ÖCV – die Dis­kus­sio­nen um eine Hoch­schul­re­form ein. Im Fe­bru­ar 1965 wurde von Mi­nis­ter Piffl-Per­ce­vic ein Rat für Hoch­schul­fra­gen ein­ge­rich­tet, der die Re­form­be­mü­hun­gen vor­an­brin­gen soll­te und dem Hoyer auf­grund sei­nes Amtes an­ge­hör­te. Er stand an einer ent­schei­den­den Stel­le für das ös­ter­rei­chi­sche Hoch­schul­we­sen, als sich in die­sem Be­reich ein­schnei­den­de Än­de­run­gen ab­zu­zeich­nen be­gan­nen. Der Zu­fall woll­te es, daß gegen Ende sei­ner Amts­zeit sein Bun­des­bru­der Her­mann Kert (Baj) Vor­sit­zen­der des Zen­tral­aus­schus­ses der Ös­ter­rei­chi­schen Hoch­schü­ler­schaft ge­wor­den war. Hoyer schrieb ihm noch einen Brief, wo er Ab­schied nahm und seine be­ruf­li­che Ar­beit revue pas­sie­ren ließ. Er dank­te Kert dafür, daß er en­ga­giert stu­den­ti­sche In­ter­es­sen ver­trat, aber nie die Kon­sens­fä­hig­keit ver­lo­ren hatte. Hoyer starb so wie sein Leib­bursch Cha­loup­ka un­er­war­tet in sei­nem letz­ten Dienst­jahr ein hal­bes Jahr vor sei­nem Über­tritt in den Ru­he­stand und wurde auf dem Wie­ner Zen­tral­fried­hof be­stat­tet (15H/2/21).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 1. 12. 2017).
Krammer, Otto (Baj): Geschichte der Katholischen Akademischen Verbindung Bajuvaria 1920–1980. Fünf Teile. Als Manuskript vervielfältigt (= Wiener Katholische Akademie –
Miscellanea Dritte Reihe Nr. 24). Wien 1984, S. 593.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, 530f. und 594f.
Mitteilung Hermann Kert (Baj), 30. 8. 2017.