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Reg.R Hans G. Blaickner

Reg.R Hans G. Blaickner

Urverbindung: Carolina (24.10.1954)

Bandverbindungen: AW

Geboren: 22.05.1936, Urfahr (nunmehr Linz)
Gestorben: 02.06.2017, Graz
Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft, Universitätsbeamter

Lebenslauf:

Blaickner wurde als Sohn eines Bankangestellten und der Elfriede, geb. Bitschnau, geboren. Diese war von 1959 bis 1974 Landtagsabgeordnete der ÖVP in Vorarlberg. Sie war dort zusammen mit einer anderen von der SPÖ die erste weibliche Landtagsabgeordnete. Nach der Volksschule besuchte Blaickner das Gymnasium in Feldkirch. wo er bei der damaligen MKV-Verbindung Clunia aktiv wurde. Nach seiner Matura im Jahr 1954 begann er das Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Graz, wo er der Carolina beitrat (Couleurname Minus). Dort war er im Wintersemester 1958/59 Senior sowie in den Wintersemestern 1956/57 und 1957/58 jeweils Fuchsmajor.

Blaickner engagierte sich in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Von 1959 bis 1961 war er stellvertretender Vorsitzender des Hauptausschusses der ÖH an der Technischen Hochschule Graz (den Vorsitzenden stellte damals traditionellerweise der Ring Freiheitlicher Studenten). Gleichzeitig war er GCV-Hochschulreferent. In dieser Eigenschaft organisierte er zwei Studentenstreiks maßgeblich mit, die sich gegen die Kürzung des Hochschulbudgets wandten. Sie fanden vom 19. bis 21. Oktober 1959 und vom 29. Mai bis 3. Juni 1961 statt, bei letzterem gab es in Graz sogar Ausschreitungen und Verhaftungen. Nach der ÖH-Wahl im Jänner 1961 sollte nach dem Wahlblockproporz ein CVer einem Angehörigen des KV als Vorsitzender der ÖH bzw. des Zentralausschusses nachfolgen. Der ursprünglich vorgesehene Franz Neuner (Rg) konnte aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt nicht annehmen, so daß sich nach länger dauernden Verhandlungen bzw. auf Drängen von Michael Graff (AW) und Michael Mitterauer (AW), Blaickner dafür bereit erklärte. Im Juni wurde er dann endgültig nominiert. Die sozialistische Zeitschrift „Neue Generation“ überschrieb diesen Wechsel mit dem Titel „Steirisches Lüfterl“, weil erstmals ein Nicht-Wiener dieses Amt bekleidete. Am 16. Oktober 1961 wurde er schließlich vom Zentralausschuß der ÖH zu dessen Vorsitzenden gewählt, welche Funktion er bis zum 29. Mai 1963 ausübte.

Blaickner, in der Organisierung von Studentenstreiks bereits erprobt, beschritt diesen Weg auch als Vorsitzender der ÖH. Auf der Sitzung des Zentralausschusses vom 11. Dezember 1962 wurde der Beschluß gefaßt, am 14. Dezember 1962 vor dem Parlament zu demonstrieren. Der WCV, dem Blaickner berichtet, sprach sich bereits vorher dafür aus, die Führung des Wahlblocks wollte aber wegen juristischer Bedenken („Bannmeile“) keine Demonstration. Im CV war dieser Beschluß ebenfalls nicht unumstritten, dennoch wurden die Wiener Aktiven noch in der Nacht zum 14. Dezember auf der Bude der Franco-Bavaria zusammengerufen, um sie für Ordnerdienste etc. einzuteilen. Die Polizei hörte alle Telefonate zwischen Blaickner, dem Hauptausschußvorsitzenden der Wiener Universität, Peter Wittmann (Kb), und dem Hauptausschußvorsitzenden der Wiener Technischen Hochschule, Helmuth Schattovits (Am), mit, jedoch konnte der CV seinerseits den Polizeifunk einfangen, so daß wiederum deren Vorhaben bekannt wurden. Insgesamt verlief die Demonstration in Ruhe und Ordnung. Blaickner verscherzte es sich dadurch ein wenig mit der ÖCV-Führung, so daß Bedenken gegen eine zweite Kandidatur Anfang 1963 laut wurden. Der Grund lag darin, daß sich diese Streikaktionen letztlich gegen den damaligen Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (NdW) sowie den damaligen Finanzminister Josef Klaus (Rd) richteten.

Eine weitere Aktion des ÖH-Vorsitzenden Blaickner verdient Beachtung. In dieser seiner Eigenschaft schrieb er am 23. Januar 1962 an den damaligen Justizminister Christian Broda (SPÖ) einen Brief, in dem er namens der ÖH auf „neonazistische Ausschreitungen und Betätigungen einzelner Gruppen und Personen in jüngster Zeit“ hinwies. Als Beispiel nannte er den „Österreichischen Hochschulführer“ sowie die Monatsschrift „Die Aula“ (Organ der Freiheitlichen Akademikerschaft). Er verwies auf eine Textstelle, wonach die „B! Germania zu Innsbruck ein enggeknüpfter Lebensbund deutsch-arischer Akademiker [...] im Sinne ihres Ehrenburschen Georg Schönerer“ ist. Weitere ähnliche Hinweise in diesem Brief folgten.

Justizminister Broda antwortete am 13. Februar Blaickner und lobte ihn bzw. die ÖH. So heißt es u. a. dort: „Das Bekenntnis zum Arierparagraphen und dessen Propagierung widerspricht den demokratischen Prinzipien unserer Republik.“ Daß gerade Blaickner aufgrund seiner Grazer Verbindungsherkunft besonders in diesen Dingen sensibilisiert war, lag auf der Hand. Er stand hier voll in der Tradition jener Carolinen, die sich mit dem nationalfreiheitlichen Gedankengut auseinandersetzten.

Über das allgemeine Wirken Blaickners schrieb der damalige ÖCV-Hochschulamtsträger Heinrich H. Wille jun. (AW) in der „Academia“. „Hans Blaickner kreierte einen neuen Stil der Hochschulpolitik, der sich nicht auf die Verwaltung allein beschränkte, sondern mit neuen Ideen, Initiativen, persönlichem Mut, manchmal auch mit eigenwilligen Handlungen gestaltend in alle Belange der Hochschulen eingriff, seine Ziele mit Tatkraft verfolgte und meistens damit Erfolg hatte. Seine größten Erfolge sind die Hinaufsetzung der Aufschubgrenze für wehrpflichtige Kollegen bis zum 28. Lebensjahr und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die katastrophale Lage in den Hochschulen – zusammen mit anderen Cartellbrüdern in der Hochschulpolitik – durch Resolutionen, Interventionen, Kommuniqués, Fernsehdiskussionen und Demonstrationen gelenkt zu haben. Wir hoffen, daß sich diese Aufmerksamkeit bald in konkreten Maßnahmen des Parlaments und der Bundesregierung ausdrücken wird. Die Bestätigung für seine Arbeit fand Blaickner in dem Wahltag, der größtenteils auf seine Arbeit zurückzuführen ist.“

Die Erfolge der Arbeit Blaickners wurden bei der Hochschulwahl 1963 durch das Auftreten der Gruppe „Neues Europa“ (NE) der EFP Otto Moldens getrübt. Sie erhielt bundesweit 5,1 Prozent während der Wahlblock von 57,1 auf 55,4 Prozentzurückfiel. Da jedoch das NE nicht auf allen Ebenen kandidierte, waren die Ergebnisse für den Wahlblock im Detail gar nicht so schlecht.

Aufgrund seiner Funktionen in der Verbindung sowie in der Österreichischen Hochschülerschaft vernachlässigte Blaickner zwangsläufig sein Studium und schloß es nicht ab. Er fand schließlich Anstellung im Auslandsstudentendienst der Universität Graz und wurde dort Leiter der Studienabteilung. Er erhielt den Berufstitel Regierungsrat und ging mit 31. Dezember 2001 in Pension. Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz verlieh ihm den Ehrenring. Aufgrund seines hochschulpolitischen Engagements kam er in Kontakt mit der ebenfalls hier aktiven Austria Wien, die ihm das Band verlieh.

Blaickners Brüder sind Dieter Blaickner (Cl) und Gerhard Blaickner (Cl). Er starb nach langer schwerer Krankheit und wurde in Graz eingeäschert. Die Urne wurde am Friedhof in Feldkirch (Vorarlberg) beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Mitteilung von Gerhard Blaickner (Cl) vom 5. 6. 2017.
Hartmann, Gerhard (Baj): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, S. 438–440.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 530f., 535 und 756.
Carolinenblätter, September 2017, S. 26f.