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Btsch. i.R. Dipl.-Ing. Dkfm. Dr. Ernst Luegmayer

Btsch. i.R. Dipl.-Ing. Dkfm. Dr. Ernst Luegmayer

Urverbindung: Austria-Wien (18.11.1931)

Geboren: 23.11.1914, Wien
Gestorben: 17.10.2002, Wien
Vorortspräsident, Diplomat

Lebenslauf:

AUSBILDUNG UND KRIEGSZEIT

Luegmayer besuchte in Wien die Realschule und legte als noch nicht 17jähriger 1931 die Matura ab. Die Realschule dauerte damals nur sieben Jahre. Danach begann er das Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule in Wien (Dipl.-Ing. 1936), wo er der Austria beitrat (Couleurname Teja). Er engagierte sich sehr in der Verbindung, was u. a. seine viermalige Übernahme des Amtes des Seniors zeigt (im Sommersemester 1933 sowie in den Wintersemestern 1933/34, 1934/35 und 1936/37). Im Studienjahr 1935/36 hatte die Austria mit Josef Knecht als VOP den Vorort inne, wo Luegmayer das Amt des 2. Vorortsschriftführers bekleidete. Es war dies die kritische Zeit der Jahre 1933 und 1934 sowie die des „Ständestaates“.

Nach seinem Studium trat Luegmayer am 25. Januar 1937 als Planungsingenieur in den Dienst der AEG Union, wo er bis zum 15. Februar 1939 tätig war. Anschließend war er bis 3. April 1939 bei der Wiener Lokomotivfabrik AG als Konstrukteur angestellt. Unterbrochen wurden diese beruflichen Stellungen ab 17. Januar 1938, als er sein Einjährig-Freiwilligenjahr beim Österreichischen Bundesheer begonnen hatte. Am 13. März 1938 wurde er von der Deutschen Wehrmacht übernommen, wo er vorerst bis 16. April 1938 blieb. Vom 15. September bis 22. Oktober 1938 war er neuerlich eingerückt.

Nachdem Luegmayer aus der Lokomotivfabrik ausgeschieden war, wurde er am 28. Juni 1939 wieder eingezogen, jedoch unter Beibehaltung des Status eines Angehörigen der Deutschen Wehrmacht am 16. Juni 1943 bei der Donauländischen Apparatebau-Gesellschaft dienstverpflichtet, was am 30. April 1945 endete.

LUEGMAYER ALS DIPLOMAT

Mit 1. Mai 1945 trat Luegmayer in das Staatsamt (Ministerium) für öffentliche Bauten ein, das damals unter der Leitung des späteren Bundeskanzler Julius Raab (Nc) stand. Dort war er in der Bundesgebäudeverwaltung I in Wien tätig. Nach Wiederinkraftreten des verfassungsmäßigen Lebens in Österreich Ende 1945 ging dieses Staatsamt in das nunmehrige Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau auf. Am 27. März wurde er der Sektion I, Abteilung 1, zugeteilt. Diese war für allgemeine technische Angelegenheiten des Bundesbaudienstes, die Bundesgebäudeverwaltungen, für die Angelegenheiten der Ziviltechniker u. a. zuständig. Nebenbei begann er ein Studium an der Hochschule für Welthandel (Dkfm. 1950, Dr. rer. comm. 1952).

Nach der Graduierung zum Diplomkaufmann orientierte sich Luegmayer beruflich neu. Mit 1. Januar 1951 trat er probeweise in den Auswärtigen Dienst ein und war anfänglich in der Wirtschaftpolitischen Abteilung im Bundeskanzleramt/Auswärtiger Dienst tätig (damals gab es noch kein eigenes Außenministerium). Am 19. März 1952 wurde er der österreichischen Gesandtschaft in Ankara zugeteilt, wo er bis zum 20. Juni 1956 bleib. Während dieser Zeit wurde er am 1. Januar 1953 zum Legationsrat 2. Klasse ernannt, und er legte am 16. November 1956 die Diplomatenprüfung ab. Nach seiner Tätigkeit in Ankara wechselte er unmittelbar an die Österreichische Delegation in Berlin (das war das Generalkonsulat in West-Berlin, das wegen des Vier-Mächte-Status so hieß), wo er bis Ende Mai 1958 blieb.

Am 12. Juni 1958 wurde Luegmayer zum ao. Gesandten und bev. Minister in Tel Aviv (Israel) ernannt. Mit 3. September 1959 wurde die dortige österreichische Gesandtschaft zur Botschaft aufgewertet, so daß er nunmehr den Titel ao. und bev. Botschafter trug. Die dienstrechtliche Ernennung zum ao. Gesandten und bev. Minister (Ministerialrat) erfolgte schließlich mit 1. Januar 1960. Während seiner Zeit in Israel kam es im Dezember 1958 zu Protestdemonstrationen gegen deutschsprachige Filme, und der Verband der Kinobesitzer faßte den Beschluß, keine deutschsprachigen Filme zu zeigen. Diese Aktion ging u. a. von der „Vereinigung der Juden aus Österreich zum Schutz ihrer Rechte“ aus, um ihren Entschädigungsansprüchen Nachdruck zu verleihen. Luegmayer überreichte deshalb eine Protestnote im israelischen Außenministerium und berichtet darüber Außenminister Leopold Figl (Nc).

Im April 1962 kehrte Luegmayer nach zehnjähriger ununterbrochener Auslandsverwendung nach Österreich zurück, sein Nachfolger in Tel Aviv wurde Walter Peinsipp (BbW), und wurde Leiter einer der wirtschaftpolitischen Abteilungen im Außenministerium. Bereits nach einem Jahr – im April 1963 – wurde er zur Dienstleistung der Sektion V (Handelspolitik) im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau zugeteilt, wo er bis 31. Juli 1967 blieb. Danach wurde er zum österreichischen Botschafter in Stockholm ernannt, welchen Posten er bis 8. September 1969 bekleidete, um dann als solcher nach Oslo zu wechseln. Im Oktober 1974 kehrte er wieder nach Wien zurück und tat in der Sektion I (Zentrale Angelegenheiten) des Außenministeriums Dienst. Im März 1977 wurde er zum österreichischen Botschafter in Kopenhagen ernannt und kurze Zeit später auch in Island mitakkreditiert. Als solcher wurde er am 31. Dezember 1979 in den dauernden Ruhestand versetzt.

LUEGMAYER UND DER CV

Obwohl Luegmayer Ende 1937 bei seiner Verbindung philistriert wurde, ließ er sich zu Beginn seines Studiums an der Hochschule für Welthandel nach dem Krieg reaktiveren, Sein Engagement für die Verbindung und den CV setzte er auch nach 1945 fort. Als gegen Ende des Jahres 1945 die steirischen Verbindungen von der britischen Besatzungsbehörde verboten wurde, war demnach die Rechtgrundlage für die Carolina als Vorortsverbindung entzogen. Daraufhin übernahm Anfang 1946 die Norica, die vorsitzende Verbindung des WCV den Vorort, VOP wurde Johann Wollinger (Nc). Den Vorsitz im WCV übernahm die Austria, WCV-Senior wurde Luegmayer.

Auf der ersten ordentlichen Cartellversannlung nach dem Krieg Anfang Dezember 1946 in Wien wurde als Nachfolgerin der Norica die Austria zum Vorort gewählt. Die Vorortsgeschäfte wurden am 18. Januar 1947 übernommen, und zum VOP wurde Luegmayer gewählt. Er setzte die von Wollinger begonnene Aufbauarbeit fort. Unter diesem Vorort wurde der Kontakt zum Schweizer StV aufgenommen sowie Verbändeabkommen mit dem MKV und den Katholisch-Österreichischen Landsmannschaften (KÖL) abgeschlossen. Im Jahr 1947 fand keine CVV statt, sondern erst wieder im Frühjahr 1948. Bis dahin war Luegmayer VOP, also mehr als ein Jahr.

Luegmayer wurde auf dem Baumgartner Friedhof in Wien begraben.

Werke:

Die Elektrizitätswirtschaft in Österreichs Außenhandel (1953).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Austria Wien (Richard Huka, 25. 1. 2017).
Schönner, Hannes (AW): Auf, mit Gott zur Mannestat! Die Geschichte der K. Ö. St. V. Austria-Wien. Festschrift anläßlich des 125. Stiftungsfestes. Sommersemester 2001. Kommentierte Darstellung im Spiegel historischer Quellen. Klosterneuburg 2001, 97, 116–118.
Agstner, Rudolf–Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky. Biographisches Handbuch des Höheren Auswärtigen Dienstes 1918 bis 1959. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 2009, 316–318.
Krenn, Günter: Romy Schneider. Die Biographie. Berlin 2012 (betr. Luegmayer in Israel).
(https://books.google.de/books?id=kefXAgAAQBAJ&pg=PP98&lpg=PP98&dq=ernst+luegmayer&source=bl&ots=XR9L3ipKCx&sig=MrUvnQRESIMIP5alsoyHe-N_Xls&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjsj_7Kg-PRAhXpF5oKHeKVDAIQ6AEINDAF#v=onepage&q=ernst%20luegmayer&f=false)