Lebenslauf:
Peinsipp wurde als Sohn eines Schuhmachers geboren und besuchte die Volksschule in Au (Kanton St. Gallen, Schweiz). Nach der Matura im Jahr 1926 begann er mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1932), wo er der Babenberg beitrat (Couleurname Alarich), deren Senior er im Wintersemester 1929/30 war. Nach der Absolvierung des Studiums und des Gerichtsjahres war er von 1931 bis 1934 Redakteur bei den „Lienzer Nachrichten“.
Am 15. Juli 1934, kurz vor dem Juli-Putsch, wurde Peinsipp im Bundeskanzleramt Sekretär von Walter Adam, dem Bundeskommissär für den Heimatdienst. In dieser Funktion war er Referent für Handels-, Agrar- und Sozialpolitik. Nach dem Anschluß wurde er als „betont klerikal“ bzw. wegen „politischer Unzuverläßlichkeit“ entlassen, sein Dienstverhältnis wurde mit 30. Juni 1938 offiziell beendet.
Mit 1. Januar 1939 fand Peinsipp eine Stellung bei Alpenländischen Treuhandgesellschaft mbH. Diese hatte u. a. die Aufgabe, bedeutendes Vermögen von ausreisewilligen Juden sicherzustellen bzw. zu beschlagnahmen. Dazu gehörten auch bedeutende Kunstwerke, die auch deswegen keine Ausfuhrbewilligung erhielten. So war er in dieser Eigenschaft u. a. am 28. Januar 1939 dabei, als derartige Kunstwerke in der Familie Bloch-Bauer in Wien als solche bezeichnet wurden. Darunter befand sich das bekannte von Gustav Klimt stammende Porträtgemälde von Adele Bloch-Bauer. Das Bild wurde nach einem langen Rechtsstreit 2006 von der Republik Österreich an die legitimen Erben zurückgegeben. 2015 wurde diese Angelegenheit sogar verfilmt.
Peinsipp verblieb bis zum 8. Februar 1942 bei dieser Treuhandgesellschaft. Danach wurde er zur Deutschen Wehrmacht (Artillerie) eingezogen und war u. a. Übersetzer für die „Abwehr“ am Balkan (Jugoslawien, Albanien). Nach Wien im Mai 1945 zurückgekehrt war er vom 1. November 1945 bis 31. Januar 1946 bei einer Steuerberatungskanzlei beschäftigt und fand danach eine Anstellung in der Exportabteilung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft Wien. Für die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft wurde er mit 1. Juni 1946 als leitender Sekretär der österreichischen Handelskammer in die Schweiz geschickt. Am 1. Juli 1947 trat er in den Dienst des Bundeskanzleramtes/Auswärtige Angelegenheiten, blieb aber in der Schweiz und wurde der österreichischen Gesandtschaft in Bern zugeteilt.
Ab 12. Januar 1948 war Peinsipp österreichischer Generalkonsul in Zürich (mitbeglaubigt im Fürstentum Liechtenstein), um dann kurz von April bis August 1952 in Wien tätig zu sein. Mit 22. August 1952 trat er seinen Dienst als Geschäftsträger in Ottawa (Kanada) an. Zu dieser Zeit lebte der frühere Handelsminister Friedrich Stockinger (ehemals F-B) in Kanada, der dort 1955 österreichischer Handelsdelegierter mit Sitz in Toronto wurde. Peinsipp verließ jedoch Anfang 1956 Ottawa, um am 20. März 1956 seinen Dienst als österreichischer Gesandter in Budapest anzutreten. Sein Nachfolger in Kanada wurde Kurt Waldheim (Wl EM).
Dieser Posten war für Peinsipp eine besondere Herausforderung. Im Zuge des Entstalinisierungsprozesses ab Februar 1956 kam es auch in Ungarn zu einer gewissen Liberalisierung, die zu einer Hinwendung zu Österreich führte. Das erforderte diplomatisches Spitzengefühl für Peinsipp. Dann kam es zum Aufstand gegen den Sowjetkommunismus. Mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützte Peinsipp die Menschen, die Hilfe in der Gesandtschaft suchten, soweit es möglich war. Die Lieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten der österreichischen Bundesregierung kamen an die österreichische Gesandtschaft, wo sie entsprechend verteilt wurden, was Peinsipp erledigen mußte. Er organisierte auch Flüchtlingskonvois Richtung Österreich unter großem persönlichem Risiko und half u. a. den Auslandskorrespondenten anderer Staaten. Peinsipp galt als couragiert sowie engagiert und wurde als „Held von Budapest“ gefeiert. Im übrigen war Willibald Liehr (Pan) der für die Ungarnflüchtlinge zuständige Beamte im Innenministerium.
Aufgrund seines besonderen Einsatzes erfolgte mit 1. Januar 1957 Peinsipps dienstrechtliche Ernennung zum ao. Gesandten und bev. Minister (Ministerialrat). Er erhielt am 19. Januar 1957 den Dr.-Karl-Renner-Preis. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 öS (damals eine beträchtliche Summe) spendete er für medizinische Zwecke. Am nächsten Tag, dem 20. Januar, verlieh ihm seine Verbindung das Band „Babenbergs Dank“. Außenminister Leopold Figl (Nc) hielt die Ansprache: Mit Peinsipp sei der richtige Mann auf dem Posten gestanden, der die Gefahren nicht achtend die Werke der Nächstenliebe vollbracht hätte
Die weiteren Jahre nach der Niederschlagung des Aufstands waren nicht einfach. 1962 beendete Peinsipp seine Tätigkeit in Budapest, sein Nachfolger dort wurde Simon Koller (Cl). Peinsipp trat am 24. April seinen Dienst als österreichischer Botschafter in Tel Aviv (Israel) an, wo er Nachfolger von Ernst Luegmayer (AW) wurde. Das war ebenfalls ein heikler Posten. Zu dieser Zeit hatte die Bundesrepublik Deutschland noch keine diplomatischen Beziehungen – diese wurden erst 1965 aufgenommen – , und unter Luegmayer kam es in Israel zu Protesten wegen Filmaufführungen in deutscher Sprache. Ebenso waren die Vermögensfragen zwischen Österreich und Israel noch offen. Peinsipp hatte 1963 Erfolg, als das Verbot der deutschen Sprache in Konzerten suspendiert wurde. Allerdings trübte der im Juli 1963 in Graz gefällte Freispruch im Fall von Franz Murer, dem „Schlächter von Wilna“ (Vilnius, Litauen), die Beziehungen mit Israel erheblich.
Doch Peinsipp sollte auf seinem Posten in Tel Aviv noch einmal einen Krieg mit viel Leid und Elend miterleben müssen. Am 5. Juni 1967 begann der Sechstagekrieg bzw. der zweite Nahostkrieg, der die Landkarte im Heiligen Land entscheidend verändern sollte. Ein knappes Jahr später verließ er Tel Aviv und trat am 30. April 1968 seine letzte Auslandsverwendung als Botschafter in Belgrad (Jugoslawien) an, wo er auch für Albanien mitbeglaubigt war – ein damals im Vergleich zu den beiden vorher ruhiger Posten. Dort blieb er gut dreieinhalb Jahre, ging mit 31. Dezember 1971 in den Ruhestand und kehrte nach mehr als 25-jähriger fast ununterbrochener Auslandstätigkeit im Dienste Österreichs nach Wien zurück, wo er sich in der Folge als Skypetarenforscher betätigte.
Peinsipp ehelichte die Schwester des späteren Generaldirektors der Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer, Herbert Cretnik (BbW), und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof (33A/2/16) begraben. Er war Vertreter Österreichs an zwei Brennpunkten der Weltgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Werke:
Das Volk der Skypetaren. Geschichte, Gesellschafts- und Verhaltensordnung. Ein Beitrag zur Rechtsarchäologie und zur soziologischen Anthropologie des Balkan (1985).Quellen und Literatur:
Gehler, Michael: Österreichs Außenpolitik der Zweiten Republik. Von der alliierten Besatzung bis zum Europa des 21. Jahrhunderts. 2 Bände. Innsbruck 2005, S. 157–160, 169f, 175 und 392f..Agstner, Rudolf–Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky. Biographisches Handbuch des Höheren Auswärtigen Dienstes 1918 bis 1959. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 2009, S. 354–366.
Dokumentation KHV Babenberg Wien. 1910–2010. Wien 2010, S. 71.
Email von Niklaus Keller, Patenkind Peinsipps, vom 16. und 17. 1. 2019 mit Zurverfügungstellung des Fotos.
Email von Randol Schoenberg, Rechtsanwalt in Los Angeles, und Vertreter der Nachfahren Bloch-Bauer vom 4. 9. 2019.