Lebenslauf:
Cretnik wurde als Sohn eines Wirtschaftstreibenden geboren und besuchte in Wien die Volksschule sowie die Realschule. 1930 trat er der MKV-Verbindung Thuringia bei. Nach seiner Matura im Jahr 1931 war er als vorerst als Urlaubsvertretung bei der sozialdemokratischen Druck- und Verlagsanstalt Vorwärts tätig, blieb jedoch als Werkstudent dort bis zu seiner Einberufung in die Deutsche Wehrmacht.
Nach seiner Ergänzungsprüfung aus Latein begann Cretnik das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1939), wo er der Babenberg beitrat (Couleurname Gerhart). Anfang 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen und geriet 1944 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft Ende 1945 war Cretnik ab Anfang 1946 zuerst im Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftplanung unter dem damaligen Minister Peter Krauland (ehemals AW) tätig. 1947 wechselte er in das Bundeskanzleramt und wurde als Nachfolger von Hans Dorrek (Baj) Sekretär von Bundeskanzler Leopold Figl (Nc). Mit ihm gleichzeitig übte diese Funktion auch Lukas Beroldingen (Nc) aus. Die Jahre im Bundeskanzleramt prägten ihn besonders, und er blieb mit Figl und seiner Frau auch nachher freundschaftlich verbunden.
Da Cretnik auf Dauer nicht im Bundesdienst bleiben wollte, ging er zur Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, der Präsident damals Julius Raab (Nc) war, und wurde mit 1. Januar 1952 Österreichischer Handelsdelegierter in Istanbul, wo er dort die Handelsdelegation aufbaute. Da seine Ehefrau das dortige Klima nicht ertragen hatte, nahm er 1954 ein Angebot der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer AG an und trat in diese ein.
Zur Einschulung verbrachte Cretnik zwei Jahre bei verschiedenen Versicherungsanstalten in England, Frankreich und Deutschland. Anschließend wurde er 1956 unter Generaldirektor Carl Habich (Nc) Generalsekretär. Als dieser 1962 verstarb, wurde der bisherige Generaldirektorstellvertreter Anton Zöhrer (Rg EM) dessen Nachfolger. Cretnik rückte zum Generaldirektorstellvertreter auf und wurde nach dem Ausscheiden Zöhrers schließlich mit 1. Januar 1966 Generaldirektor. Dieses Amt übte er bis Ende 1980 aus.
In diesen Jahren baute Cretnik die „Bundesländer“ – wie diese Versicherung gemeinhin genannt wurde – weiter aus und machte sie zu einem der führenden Unternehmen dieser Branche in Österreich. Unter ihm wurde die bereits unter Habich begonnene unterstützende Verknüpfung mit dem CV weitergeführt. Diese bestand einerseits in Dienstleistungen für den CV (Mitgliederdatenverwaltung), andererseits diente der CV für „Bundesländer“ als Werbeplattform. Cretniks Nachfolger wurde Kurt Ruso (ehemals Merc), der jedoch bereits Ende 1985 ausscheiden mußte und 1988 wegen Untreue zu sieben Jahre Haft verurteilt wurde.
Cretnik gehörte aufgrund seiner Stellung zahlreichen Aufsichtsräten vor allem der Versicherungswirtschaft an, aber u. a. auch der Creditanstalt-Bankverein AG, der Kurier Zeitungsverlag und Druckerei AG, der Österreichischen Spielbanken AG. Ebenso war Mitglied des Generalrats der Nationalbank an.
Cretnik wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Babenberg Wien (Harald Rötzer)Mitteilung von Andreas Cretnik (BbW) (Enkel von Herbert Cretnik) vom 25. 8. 2013.