Lebenslauf:
Dorrek wurde als Sohn eines Lokomotivführers in Wien-Favoriten geboren. Nach der Volksschule bei den Schulbrüdern trat er, mit dem ursprünglichen Wunsch, Priester zu werden, in das Knabenseminar Hollabrunn ein und besuchte dort das Gymnasium. Aus gesundheitlichen Gründen verließ er dieses wieder und absolvierte 1931 das Gymnasium in Wien-Neubau (Amerlinggasse), wo er bei der katholischen Pennalie (später MKV) Rhenania aktiv wurde (dort Couleurname Dr. cer. Lohengrin). Danach begann er zuerst das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo er der Bajuvaria beitrat (Couleurname Bummel). Einer seiner Leibfüchse war Adolf Kolb (Baj), der spätere Vorsitzende der Verbandsführung des ÖCV. Nach einem Jahr wechselte er an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät (Dr. iur. 1938).
Da Dorrek sich sein Studium verdienen mußte, trat er am 1. Oktober 1932 in den Dienst der Österreichischen Tabakregie, deren Generaldirektor Karl Dorrek war, ein Cousin seines Vaters. Noch vor dem Anschluß wurde er Stellvertreter des Leiters des kommerziellen Verkaufsdienstes. Darüber hinaus engagierte er sich beim „Österreichischen Jungvolk“, der Jugendorganisation der Vaterländischen Front. Daher wurde er am 14. März 1938 in Polizeihaft genommen und blieb dort (Elisabethpromenade/Roßauer Lände) bis zum 30. Juni. Nach der Kundgebung im Stephansdom am 7. Oktober 1938 wurde nach ihm gefahndet, so daß er einige Zeit aus Wien wegging, um einer Verhaftung zu entgehen. Er kehrte jedoch bald zurück und beendete das Studium.
Dorrek wurde mit 30. Juni 1938 aus dem Dienst der Tabakregie entlassen und war nach Beendigung seines Studiums Rechtspraktikant bei verschiedenen Gerichten. Am 13. Juni 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, jedoch aufgrund eines ärztlichen Gutachtens eines Bundesbruders der Rhenania in die Heimat rückversetzt. Dort fand er Verwendung beim Kriegsgericht und schloß sich der Widerstandsgruppe „Meithner“ an. Er wurde dann nach Griechenland versetzt, wo er Kontakt mit griechischen Partisanengruppen aufnahm. In Saloniki desertierte er zu den Engländern und wurde zuerst in Kairo sowie dann in Rom interniert. Dort wurde er Mitarbeiter des Intelligence Service und war auch als Radiosprecher eingesetzt.
Ende August 1945 kehrte Dorrek nach Österreich zurück, wo er erfuhr, daß seine Mutter zusammen mit der Ehefrau von Karl Dorrek bei einem Spaziergang im nördlichen Niederösterreich von Angehörigen der Sowjet-Armee erschossen wurde. Dorrek wurde als Bediensteter der Tabakregie rehabilitiert. Als Leopold Figl (Nc, Baj) Ende 1945 zum Bundeskanzler ernannt wurde, machte er Dorrek zu seinem Sekretär („Dienst um die Person des Bundeskanzlers“), was er bis Ende September 1947 blieb. Sein Nachfolger wurde Herbert Cretnik (BbW). In diesem Jahr ehelichte er auch Maria Figl, die jüngere Schwester Figls. Mit 1. Oktober 1947 trat er wieder in den Dienst der Österreichischen Tabakregie und zwar bei der Austria Einkaufsorganisation.
Mit 1, Januar 1961 wurde er zum wirkl. Hofrat ernannt und war dann einer der drei Geschäftsführer der Austria Einkaufsorganisation. Ihm oblag auch die Betreuung der Tochtergesellschaft „Astra“ in den USA und der Rohtabakeinkauf in allen überseeischen Tabakanpflanzungsgebieten. In dieser Stellung verblieb er bis zu seiner Pensionierung
Ende 1977.
Dorrek engagierte sich besonders bei der Rhenania bzw. im MKV. Dort war er von 1964 bis 1966 Kartellphilistersenior. Er erwarb sich dabei besondere Verdienste und initiierte in dessen Amtszeit in Erinnerung an seinen Schwager das „Leopold-Figl-Studentenhilfswerk“, das die Errichtung von Verbindungsheimen fördern sollte. Er war auch Bandphilister der MKV-Verbindungen Frankonia Wien, Gothia Althofen, Kreuzenstein Wien, Lützow Leoben, Nibelungia Knittelfeld, Normannia Graz und (der nicht mehr existierenden) Spanheim Klagenfurt. Er war auch Magistralritter des Malteserordens. Sein Sohn war Johannes Dorrek (Baj), sein Bruder Josef Dorrek (Baj). Er wurde auf dem Friedhof Wien-Neustift begraben (B/4/5). An seinem Begräbnis nahm Bundespräsident Kurt Waldheim (Wl EM) teil, an dem seines Sohnes übrigens Bundespräsident Thomas Klestil (Baj), eine wohl einmalige Situation.
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 27. 8. 2019.Mitteilung von Heinz Hafner (Am), 21. 9. 2019, aufgrund einer Information von Maria Hauer, geb. Dorrek, betr. Tod der Mutter von Hans Dorrek.
LITTERAE, Zeitschrift der K. a. V. Bajuvaria, 4/1989, S. 28.
Festschrift zum 100. Stiftungsfest der Katholischen Studentenverbindung Rhenania. Wien 1977, S. 92f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 265.