Wartungsfunktionen

Ges. HR Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Ludwig Pastor Freiherr von Campersfelden

Ges. HR Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Ludwig Pastor Freiherr von Campersfelden

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 31.01.1854, Aachen
Gestorben: 30.09.1928, Innsbruck
Universitätsprofessor (Allgemeine Geschichte), Diplomat

Lebenslauf:

Pas­tor wurde als Sohn eines evan­ge­lisch-re­for­mier­ten Far­ben­gro­ßhänd­lers ge­bo­ren. Seine Mut­ter war ka­tho­lisch, und nach dem frü­hen Tod des Va­ters kon­ver­tier­te er 1864 zum ka­tho­li­schen Glau­ben. Die Fa­mi­lie zog be­reits 1860 nach Frank­furt/Main, wo er 1875 das Gym­na­si­um ab­sol­vier­te. Dort wurde bei ihm das In­ter­es­se für Ge­schich­te ge­weckt, und er ver­kehr­te im Kreis der Fa­mi­lie Bren­ta­no.

Da­nach stu­dier­te Pas­tor Ge­schich­te in Löwen, Bonn, wo er der KV-Ver­bin­dung Ar­mi­nia bei­trat, Ber­lin, Wien und Graz (Dr. phil. 1878 in Graz). In den Jah­ren 1876 bis 1878 hielt er sich zeit­wei­se in Rom auf. Nach Stu­di­en­ab­schluß woll­te er sich bei sei­nem Dok­tor­va­ter, dem be­kann­ten His­to­ri­ker Jo­hann B. Weiß in Graz, ha­bi­li­tie­ren. Da­mals war aber eine Ha­bi­li­ta­ti­on für Nicht­li­be­ra­le schwer, wenn nicht sogar un­mög­lich. Weiß deu­te­te Pas­tor offen an, daß er ihn ge­gen­über sei­nen li­be­ra­len Kol­le­gen nicht durch­set­zen könne.

Dar­auf­hin ha­bi­li­tier­te sich Pas­tor am 15. Ja­nu­ar 1881 für Ge­schich­te in Inns­bruck, was aber wegen sei­ner ka­tho­lisch-in­te­gra­lis­ti­schen Ge­sin­nung auch nicht ohne Schwie­rig­kei­ten von sich ging. Am 16. Fe­bru­ar 1883 er­hielt er den Titel eines au­ßer­or­dent­li­chen Uni­ver­si­täts­pro­fes­sors. Am 30. Ok­to­ber 1886 er­folg­te dann die Er­nen­nung zu einem sol­chen und am 5. Sep­tem­ber 1887 die zum or­dent­li­chen Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor für all­ge­mei­ne Ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Inns­bruck. Er be­müh­te sich ver­geb­lich, einen Ruf nach Wien oder Frei­burg/Br. zu be­kom­men. Gleich­sam als Ent­schä­di­gung wurde er am 18. März 1901 zum Di­rek­tor des Ös­ter­rei­chi­schen His­to­ri­schen In­sti­tuts (Is­ti­tu­to aus­tria­co di stu­dii sto­rici) in Rom be­ru­fen. Dies blieb er vor­erst bis zur Kriegs­er­klä­rung Ita­li­ens an Ös­ter­reich im Mai 1915.

Nach dem Krieg kehr­te Pas­tor wie­der nach Rom zu­rück und wurde am 7. Fe­bru­ar 1920 zum ao. Ge­sand­ten und bev. Mi­nis­ter Ös­ter­reichs beim Hei­li­gen Stuhl er­nannt (Dienst­an­tritt am 8. März 1920). Beide Po­si­tio­nen übte er bis zu sei­nem Tod aus. Wäh­rend die­ser Zeit war er an der Lö­sung der kirch­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on für das neue Bun­des­land Bur­gen­land sowie für Tirol be­müht. Eben­so konn­te er das Pro­tek­to­rat für deut­sche Na­tio­nal­stift­gung „Santa Maria dell’ Anima“ für Ös­ter­reich si­chern. Auf sein Be­trei­ben wurde Alois Hudal (BbG EM) 1923 zu deren Rek­tor er­nannt. Pas­tors Nach­fol­ger als Di­rek­tor des Ös­ter­rei­chi­schen His­to­ri­schen In­sti­tuts in Rom wurde Ignaz Phil­ipp Den­gel (Sv). Als Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor wurde er 1924 eme­ri­tiert.

Am 30. No­vem­ber 1908 wurde Pas­tor in den nie­de­ren Adels­stand er­ho­ben („von“). Am 4. Sep­tem­ber 1909 er­hielt den Zu­satz „Edler von Cam­pers­fel­den“. Kai­ser Franz Jo­seph erhob ihn am 31. Au­gust 1916 in den Frei­her­ren­stand. Er war Mit­glied der Aka­de­mi­en der Wis­sen­schaf­ten von Prag, Wien, Kra­kau und Bu­da­pest (alle noch vor 1918 in der Mon­ar­chie) sowie der von Mün­chen und Rom. Die Uni­ver­si­tä­ten Löwen, Bres­lau und Inns­bruck ver­lie­hen ihm den Dr. h. c.

Pas­tor zähl­te zu den pro­fi­lier­tes­ten His­to­ri­kern sei­ner Epo­che. Seine 16bän­di­ge Papst­ge­schich­te ist nach wie vor ein Stan­dard­werk. Er ver­trat un­be­irrt sei­nen ka­tho­li­schen Stand­punkt in der Zeit des Kul­tur­kamp­fes, war aber nicht zu­letzt wegen sei­nes For­schungs­ge­gen­stan­des ein Par­tei­gän­ger des In­te­gra­lis­mus bzw. Ul­tra­mon­ta­nis­mus. Er be­tei­lig­te sich wäh­rend des Pon­ti­fi­kats Pius X. (1903 bis 1914) am Kampf gegen den Mo­der­nis­mus, wobei er auch vor De­nun­zia­tio­nen nicht zu­rück­schreck­te. Ent­schie­den wand­te er sich daher u. a. gegen die Re­form­ka­tho­li­ken Her­man Schell (Mm EM) und Al­bert Ehr­hard (Mm EM).

Pas­tor wurde auf dem Fried­hof in Inns­bruck-Wil­ten bei­ge­setzt. In Wien (21. Be­zirk) und in Aa­chen wur­den Stra­ßen nach ihm be­nannt.

Werke:

(Auswahl)
Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, 16 Bände (1886–1933). Das war neben vielen anderen sein Hauptwerk, das noch zu seinen Lebzeiten ins Englische, Französische, Spanische und Italienische übersetzt wurde.

Quellen und Literatur:

Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 408f. und 537.
Academia 41 (1928/29), 182.
Wühr, Wilhelm (Hg): Ludwig Frhr. von Pastor. Tagebücher, Briefe, Erinnerungen. Heidelberg 1950.
Hartmann, Gerhard (Baj): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, 69.
Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums 1804–1918. Hg. und kommentiert von Peter Frank-Döfering. Wien 1989, 444f.
Gelmi, Josef: Romanorum pontificum historiographo celeberrimo. Der Papsthistoriker Ludwig Pastor Freiherr von Campersfelden, in: Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs. Band 11. Hg. von Jan Mikrut. Wien 2004, 247–266.
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, 308f. (hier ausführliches Publikations- und Literaturverzeichnis).
Agstner, Rudolf–Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky. Biographisches Handbuch des Höheren Auswärtigen Dienstes 1918 bis 1959. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 2009, 353f.
Sohn, Andreas – Verger, Jacques: Ludwig Pastor (1854–1928). Regensburg 2020.