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Dir. i.R. HR Präl. Mag. Dr. Gerhard Schultes

Dir. i.R. HR Präl. Mag. Dr. Gerhard Schultes

Urverbindung: Rudolfina (28.10.1952)

Bandverbindungen: Walth, Aa, A-S, FlP, NbW

Geboren: 09.02.1934, Hohenau an der March (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich)
Gestorben: 24.03.2023, Hohenau an der March (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich)
ÖCV-Amtsträger (ÖCV-Seelsorger), Weltpriester, Direktor der Religionspädagogischen Akademie Wien, Träger des ÖCV-Ehrenringes

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFSLAUFBAHN

Schultes wurde als Sohn eines fürstlich-liechtensteinischen Försters geboren, der auf diesen Besitzungen im Norden Niederösterreichs und in Südmähren tätig war. Aufgewachsen und in die Volksschule gegangen ist er in Hohenau (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich). Danach war er einige Jahre im erzbischöflichen Knabenseminar Hollabrunn (Niederösterreich) und wechselte dann auf das Gymnasium in Wien-Landstraße, wo er 1952 maturierte. In dieser Zeit wirkte er an der Wiedergründung der MKV-Verbindung Nordmark Hohenau mit. Danach begann er zuerst das Studium der Germanistik und des Lateins an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo er der Rudolfina beitrat (Couleurname Dr. cer. Diogenes). Im Wintersemester 1953/54 war er Fuchsmajor und Sommersemester 1954 Consenior.

Im Herbst 1954 wechselte Schultes an die Katholisch-Theologische Fakultät (abs. theol. 1959) und trat in das Wiener Priesterseminar ein. Hier engagierte er sich in der Österreichischen Hochschülerschaft und war von 1954 bis 1958 deren Fachschaftsleiter an der Theologischen Fakultät. Er war auch an den damaligen Bemühungen des ÖCV beteiligt, den Priesterseminaristen den Beitritt zu CV-Verbindungen zu erlauben, was dann 1958 umgesetzt wurde. In diesem Jahr gründete er einen CV-Zirkel im Wiener Priesterseminar.

Am 29. Juni 1959 wurde Schultes von Franz Kardinal König (Rd EM) zum Priester geweiht. Sein Primizprediger war der Dompfarrer von St. Stephan Karl Raphael Dorr (Rd EM). Danach war Schultes Kaplan von 1959 bis 1962 in Hollabrunn, von 1962 bis 1969 in St. Joseph ob der Laimgrube (Wien-Mariahilf) und von 1969 bis 1971 in St. Johann Evangelist (Wien-Favoriten). Daneben betrieb er im Fach Kirchengeschichte ein Promotionsstudium (Dr. theol. 1965). Mit seiner Dissertation über den Reichsbund der Katholischen Jugend Österreichs (bis 1938) machte er sich auch als Kirchenhistoriker und als Kenner des katholischen Verbandswesens Österreichs einen Namen.

Ab 1962 unterrichtete Schultes Religion an Allgemeinbildenden und Berufsbildenden Höheren Schulen in Wien und legte 1966 die diesbezügliche Lehramtsprüfung ab. 1970 wurde er zum Fachinspektor und 1974 zum Diözesaninspektor für den katholischen Religionsunterricht an Höheren Schulen ernannt. Mit 1. November 1978 wechselte er als Professor an die Religionspädagogische Akademie der Erzdiözese Wien (nunmehr Fachhochschule) und wurde mit 1. September 1982 zuerst der provisorischer Leiter sowie mit 1. Januar 1990 deren Direktor. Als solcher ging er Ende 1999 in Pension. Bis 1999 war er auch Mitglied der Kuratorien Pädagogische Akademie und Religionspädagogische Akademie, beide Wien. Danach war er als Aushilfsseelsorger im Vikariat Wien-Nord tätig.

ALS ÖCV-SEELSORGER

Auf der Cartellversammlung 1971 wurde Schultes als Nachfolger von P. Alois Schrott (Nc) zum ÖCV-Seelsorger gewählt. Mit ihm gelangte ein in jeglicher Hinsicht Geeigneter in dieses Amt. Er war couleurstudentisch präformiert, hochschulpolitisch erfahren sowie ab 1962 Verbindungsseelsorger der Rudolfina und auch durch seine Doktorarbeit über die Geschichte des katholischen Verbandswesens bestens informiert. Desgleichen arbeitete er bereits ab 1970 an der Gründung der ÖCV-Bildungsakademie unter Maximilian Liebmann (Cl) mit. Durch seine kompetente und ausgleichende Art war er imstande, den ÖCV nach der unruhigen Zeit Ende der sechziger Jahre wieder in ruhigere Gewässer zu bringen und sich bei den Auseinandersetzungen mit der Katholischen Aktion zu positionieren. Dabei vergaß er nicht, den persönlichen Kontakt mit den Verbindungen, Ortszirkeln etc. zu pflegen.

In seine Amtszeit fiel ein erneutes Aufflammen der Protestantendebatte im ÖCV, als Mitte der siebziger Jahre bekannt wurde, daß in der Austria Wien Protestanten aufgenommen wurden. Es konnte jedoch eine Lösung mit der Gründung einer eigenen Verbindung (Austria Sagitta) gefunden werden, bei der Schultes mitwirkte und deren Ehrenphilister er wurde.

Eine Frage, die Schultes gleich nach seiner Amtsübernahme anging, war die der Behandlung von wiederverheirateten Geschiedenen im ÖCV. Nach 1945 war man hier im ÖCV sehr streng, wiederverheiratete Geschiedene mußten in der Regel die Verbindung verlassen. Doch der diesbezügliche allgemeine gesellschaftliche Wandel machte auch vor dem ÖCV nicht halt. Und so stellte Schultes auf der Cartellversammlung 1972 einen Antrag, der dann nach heftigen Diskussionen beschlossen wurde, wonach es nicht mehr zu automatischen Ausschlüssen kommen, sondern die persönliche Situation des Betreffenden mit Hilfe des Verbindungsseelsorgers beurteilt werden sollte. Damit wurde für den ÖCV diese Frage entschärft und spielt seitdem kaum eine Rolle mehr.

Schultes übte sein Amt drei Funktionsperioden bis 1983 aus, in denen die Auseinandersetzungen zwischen dem ÖCV und der Katholischen Aktion zunehmend in den Hintergrund traten. Er war Mitbegründer der Floriana St. Pölten, und ihm wurde 1984 der ÖCV-Ehrenring verliehen. Von 1982 bis 2002 war er auch Geistlicher Beirat der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände und von 1993 bis 2000 Bundespräses des Reichsbundes. Von 1992 bis 1997 war er Philistersenior der Rudolfina. Bis 1992 war er auch Mitglied des Direktoriums des Vereins Akademikerhilfe.

Schultes erhielt die Titel eines Päpstlichen Ehrenkaplans (Monsignore) (1979) und Ehrenprälaten (2006) sowie den Berufstitel Hofrat (1989). In Wien wohnte er in einer Wohnhausanlage, die den Namen von Eduard Köck (Rd) trägt. In den letzten Jahren vor seinem Tod wohnte er in seiner Heimat Hohenau, auf dessen Ortsfriedhof er im Familingabt beigesetzt wurde.

Werke:

Der Reichsbund der katholischen deutschen Jugend Österreichs. Entstehung und Geschichte (= Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Band 4) (1967).

Quellen und Literatur:

ÖCV-Archiv. Von Gerhard Schultes verfaßter Lebenslauf (1978).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Mitteilung Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am).
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.