Lebenslauf:
Helbig-Neupauer besuchte das Jesuitengymnasium in nordböhmischen Mariaschein (nunmehr Bohosudov) und begann nach der Matura mit der Absicht, Priester zu werden, das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Nach dem Erhalt der niederen Weihen wechselte er im Herbst 1908 an die Rechtswissenschaftlichen Fakultät der dortigen Universität, wo er der Raeto-Bavaria beitrat (Dr. cer. Elmar). Noch im selben Studienjahr wechselte er an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands Universität Prag (dort Dr. iur. 1912), wo er bei der Vandalia aktiv wurde und gleich im Wintersemester 1909/10 das Seniorat übernahm.
Nach dem Ende des Studiums ging Helbig-Neupauer nach Berlin, um sich dort im Fach Kirchenrecht zu habilitieren, wurde bei der Suevia aktiv und lernte auch seine spätere Frau kennen. Sein Habilitations-Plan wurde jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vereitelt, denn er wurde zur k. u. k. Armee (Artillerie) eingezogen (letzter Dienstgrad: Leutnant der Reserve; Auszeichnungen: Signum laudis am Band mit Schwertern, silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz).
Nach dem Krieg kehrte Helbig-Neupauer in die nunmehrige Tschechoslowakei zurück, schlug die Richterlaufbahn ein, wechselte jedoch 1924 als Sekretär zum Verband deutscher Großgrundbesitzer Böhmens. Er wurde dort 1927 Geschäftsführer und ab 1934 geschäftsführendes Vorstandsmitglied. In diesem Jahr wurde er auch von einer Baronin Neupauer-Müller adoptiert und führte seitdem den Doppelnamen Helbig-Neupauer. Nebenbei hatte er noch eine Zulassung als Rechtsanwalt.
Helbig-Neupauer engagierte sich auch im CV. Seit 1921 war er Vorstandsmitglied des Altherrenverbands der Vandalia und von 1928 bis 1938 deren Philistersenior. Besondere Verdienste hatte er bei der Schaffung eines Prager CV-Hauses, für das er im CV bzw. auf den Cartellversammlungen 1926 bis 1929 unermüdlich warb. Er erreichte die Einführung einer „Prager Cartellmark“, mit deren Hilfe 1930 730.000 tschechische Kronen zur Verfügung standen, um ein solches Haus zu kaufen, was dann im März 1932 geschehen konnte. 1928 wurde er als Vertreter des CV in der Tschechoslowakei in den Altherrenbund-Ausschuß des CV gewählt.
Besondere Verdienste erwarb sich Helbig-Neupauer auch bei der Gründung des Sudetendeutschen CV (SCV). Er war dort in den fast fünf Jahren seines Bestandes zweifellos die prägende Figur. Nach der Gleichschaltung des reichsdeutschen CV im späten Frühjahr bzw. Sommer des Jahres 1933 schaltete sich nicht nur der österreichische CV, sondern auch der SCV ab. Am 25. Mai 1933 fand eine erste Cartellversammlung des SCV statt, um der Umgestaltung des CV gerecht zu werden, nach der mehrere Kreise als Zwischenorganisationen geschaffen wurden. Der SCV sollte danach der Kreis IV sein. Auf dieser Cartellversammlung wurde Helbig-Neupauer zum Vorsitzenden des Altherrenbundes des SCV gewählt, welche Funktion er bis zu dessen Ende im Jahr 1938 bekleidete. Am 15. Juli 1933 erfolgte die formelle Abschaltung des SCV vom CV, womit er nun vollkommen selbständig war. Das waren vier Tage nach der Abschaltung des ÖCV.
Nach der Besetzung des Sudetenlandes im September 1938 und der Rest-Tschechei im März 1938 konnte Helbig-Neupauer weiterhin für den Großgrundbesitzerverband arbeiten, bis dieser am 15. Januar 1941 aufgelöst wurde. Er arbeitete dann als Anwalt weiter für die Interessen des Verbandes, bis er am 23. Dezember 1942 von der Gestapo unter der Beschuldigung verhaftet wurde, „Kern einer Widerstandsbewegung zu sein“. Er vertrat auch einige Klöster sowie kirchliche Institutionen und war natürlich als führender CV-Funktionär bekannt. Bei den Verhören durch die Gestapo wurde er als „CV-Hund“ apostrophiert. Nach einigen Monaten Polizeihaft in Prag wurde Helbig-Neupauer ins KZ Auschwitz überstellt, aber aufgrund von Interventionen gleich wieder zurückgerufen. Von einem Sondergericht wurde er dann wegen Gegnerschaft zur Partei und zum NS-Staat zu einem Jahr verurteilt.
Nach dem Krieg wurden Helbig-Neupauer und seine Familie vertrieben, und er zog nach Wien, wo er sich als Anwalt betätigte und 1948 Vorsitzender des Prager CV in Österreich wurde. Sein Sohn ist Dietbert Helbig-Neupauer (AW), der 1955/56 Vorortspräsident des ÖCV war. Helbig-Neupauer wurde auf dem Grinzinger Friedhof in Wien begraben.
Quellen und Literatur:
Academia 39 (1926/27), 234; 41 (1928/29), 78, und 45 (1932/33), 79.Wieser, Walter G.: Geschichte des Cartellverbands in Böhmen, Mähren und in der Bukowina (= Veröffentlichungen der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung der Studentengeschichte 1). Wien 1967, 50ff.
Widerstand und Verfolgung im CV. Die im Zweiten Weltkrieg gefallenen CVer (Zählbild). Eine Dokumentation. Hg. von der Gesellschaft für Studentengeschichte und studentisches Brauchtum e. V. München 1983, 101f.
Festschrift hundert Jahre KDStV Vandalia 1905–2005. München 2005, 115f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 117.