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Rektor StadtR LT-Vz.Präs. a.D. em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Manfried Welan

Rektor StadtR LT-Vz.Präs. a.D. em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Manfried Welan

Urverbindung: Franco-Bavaria (27.02.1957)

Geboren: 13.06.1937, Wien
Gestorben: 22.05.2024, Wien
Stadtrat (Wien), Dritter Landtagspräsident (Wien), Universitätsprofessor (Rechtswissenschaften)

Lebenslauf:

Welan stammte aus Wien-Wieden und besuchte das Gymnasium in Wien-Margareten (Rainergasse, ehemals „Elisabeth-Gymnasium“). Nach seiner Matura mit Auszeichnung im Jahr 1955 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1961), wo er der Franco-Bavaria beitrat (Couleurname Odysseus) und bei der er im Sommersemester 1959 Senior war. Sein Leibbursch war der spätere Diplomat Manfred R. Scheich (F-B). Während seines Studiums war Welan als Haus- und Nachhilfelehrer sowie als Komparse am Burg- und Akademietheater tätig.

Welan war nach Beendigung seines Studiums zuerst als Jurist in der Rektoratskanzlei der Technischen Hochschule Wien eingesetzt. Am 26. Mai 1962 wechselte er als Schriftführer an den Verfassungsgerichtshof (VfGH). Einer seiner Kollegen war Heinrich Neisser (Rd). Dort war er dem Mitglied des VfGH Johann Hirsch (Walth) zugeteilt. Seine Tätigkeit beim VfGH endete am 31. Dezember 1966. Sein Nachfolger wurde Willibald Liehr jr. (Pan). Ab Anfang 1967 war er als Verfassungs- und Verwaltungsjurist in der Wissenschaftlichen Abteilung der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft tätig, die damals von Theodor Tomandl (AW) geleitet wurde.

Auf der Hochschule bzw. dann Universität für Bodenkultur gibt es einen Lehrstuhl bzw. Institut für Rechtswissenschaften, um vor allem bei den Studiengängen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Kulturtechnik fachspezifische juristische Kenntnisse im Öffentlichen Recht zu vermitteln. Welan wurde ohne Habilitation zu Beginn des Wintersemesters 1968/69 als außerordentlicher Professor auf diesen Lehrstuhl berufen. Auf diesem war einer seiner Vorgänger bis 1938 Hans Karl Frhr. Zeßner von Spitzenberg (Tt). 1973 erfolgte Welans Ernennung zum ordentlichen Professor.

Bereits 1975 wurde Welan zum Prorektor gewählt. Von 1977 bis 1981 war er zwei Perioden lang Rektor der nunmehrigen Universität für Bodenkultur. Von 1979 bis 1981 war er Vorsitzender der Österreichischen Rektorenkonferenz. Es war das das erste Mal, daß nicht der Rektor der Universität diese Funktion bekleidete. Von 1981 bis 1984 war er erneut Prorektor.Von 1990 bis 1992 war er nochmals bzw. zum dritten Mal Rektor. Anschließend war er bis 2001 Vizerektor. 2005 wurde er emeritiert. Als Professor betreute er einige Habilitationen, u.a. die von Harald Rossmann (Baj).

Welan trat Anfang 1961 in die ÖVP bzw. in den ÖAAB ein und betätigte sich zuerst in der lokalen Parteiorganisation. Dann war er bei der ÖVP-Bundesparteileitung auch als Experte in Verfassungsfragen eingesetzt. So beriet er u. a. Alois Lugger (AIn), Kurt Waldheim (Wl EM) und Thomas Klestil (Baj), als sie für das Amt des Bundespräsidenten kandidierten. Desgleichen hielt er im Rahmen der Partei Vorträge.

1982/83 trat der Wiener ÖVP-Obmann Erhard Busek, der mit einer neuen Politik („bunte Vögel“) Erfolg hatte, an Welan mit der Frage heran, ob er für den Wiener Gemeinderat bzw. Landtag kandidieren würde. Er sagte zu, wurde gewählt und gehörte diesem nach Wiederwahl vom 24. April 1983 bis zum 30. September 1990 an. Bei der Wahl 1983 konnte sich die ÖVP von 32 auf 37 Mandate steigern, wodurch Erhard Busek Vizebürgermeister von Wien wurde. Am 14. März 1986 wurde Welan zum nichtamtsführenden Stadtrat gewählt, welche Funktion er bis zum 9. Dezember 1987 bekleidet hatte. An diesem Tag wurde er zum Dritten Landtagspräsidenten gewählt. Als solcher und als Abgeordneter trat er am 30. September 1990 zurück, da er mit 1. Oktober 1990 sein Amt als Rektor begonnen hatte. Dieser darf von Rechtswegen kein politisches Mandat ausüben.

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte Welans waren die Themen Demokratie und Parlamentarismus, das Amt des Bundespräsidenten sowie die Regierung. Daher wird er auch als Politikwissenschaftler bezeichnet. Er war auch einer der Begründer des österreichischen Umweltrechts bzw. des Agrarumweltrechts, was mit seiner Lehrtätigkeit auf der Universität für Bodenkultur zusammenhing. Von 1986 bis 1991 war er Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz sowie der Österreichischen Gesellschaft für Ökologie. Von 1993 bis 2003 war er Vizepräsident der Österreichischen UNESCO-Kommission. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Beiträge in Fachzeitschriften und sonstigen Publikationsorganen (u. a. Tageszeitungen). Gemeinsam u. a. mit Wolfgang Mantl (Nc) gab er ab 1981 die Reihe „Studien zu Politik und Verwaltung“ (Böhlau Verlag) heraus.

Welan war ein inspirierender Gesprächspartner, ein zugewandter Mensch mit Humor, mit einem riesigen Fundus an Wissen und Anekdoten. Er war ein souveräner, unabhängiger Geist, der Liberalität vertrat und lebte. Er war ein Mensch der feinen Manieren und des höflichen Umgangs, mit Interesse am Gegenüber. Er wird als ein in jeglicher Hinsicht origineller Zeitgenosse im besten Sinne in Erinnerung bleiben. Er hat sich immer zum CV und seinen Werten bekannt. Beim 100. Stiftungsfest der Franco-Bavaria 2008 war er einer der Festredner.

Welan wurde am 28. Juni 2024 auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Am Grab sprach Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (Rd EM).





Werke:

(Auswahl)
Demokratie und Verfassung (1971).
Der Bundeskanzler im österreichischen Verfassungsgefüge (1971).
Eigentum und agrarrechtliche Eigentumsbeschränkungen (1973).
Aus dem Elfenbeinturm (1989).
Der Bundespräsident. Kein Kaiser in der Republik (1992).
Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien (1992).
Die Universität für Bodenkultur. Von der Gründung in die Zukunft. 1872 bis 1997 (1997).
Das österreichische Staatsoberhaupt (3. Aufl. 1997).
Aus dem Elfenbeinturm – eine Fortsetzung (1999).
Demokratie auf Österreichisch oder Die erstarrte Republik (1999).
Gott in die Verfassung? Zum „geistig-religiösen Erbe“ als Verfassungsinhalt (2003).
Verfassung – Aphorismen und Assoziationen (2011).
Hans Karl Zeßner-Spitzenberg. Eine Biographie (2020).
Die Fragen des Pilatus. Wahrheit – Gerechtigkeit – Glaube (2023).

Quellen und Literatur:

https://boku.ac.at/news/newsitem/78899
https://www.derstandard.at/story/3000000221453/ex-rektorenchef-und-214vp-politiker-manfried-welan-86-j228hrig-verstorben?ref=rss

(Autobiographien)
Ein Kind meiner Zeit (2005).
Ein Diener der Zweiten Republik (2012).
Student in Rot-Weiß-Rot. Wien 1955–1960 (2014).
Ein Baum in der Lichtung. Alterserwachen (2019).
Wiener – Österreicher – Europäer. Drei Identitäten(2022).