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WHR Dr. Maximilian Platter

WHR Dr. Maximilian Platter

Urverbindung: Austria Innsbruck (17.03.1904)

Bandverbindungen: Trn, Cl

Geboren: 07.09.1885, Hötting (Innsbruck)
Gestorben: 24.07.1957, Salzburg
Mitglied des Verfassungsgerichtshofes, Polizeibeamter (wirkl. Hofrat)
Politische Haft: Gefängnis 1944 bis 1945

Lebenslauf:

Max Platter, so wie er gemeinhin geschrieben wurde, wurde als Sohn eines aus Terlan (Südtirol) stammenden Postbeamten geboren, der bald mit der Familie wieder nach Südtirol zurückgekehrt ist. Daher absolvierte er 1904 in Meran das Gymnasium und begann anschließend das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. iur. 1908; Dr. iur. 1910 in Graz), wo er der Austria beitrat (Couleurname Gretl). Dort war er im Wintersemester 1906/07 Senior. Ab Herbst 1907 studierte er an der Universität Graz weiter und meldete sich bei der Carolina verkehrsaktiv. Das Studienjahr 1907/08 sollte als „Wahrmund-Jahr“ in die Geschichte eingehen, im Verlaufe dessen es vor all in Graz zu Auseinandersetzungen mit den schlagenden Studenten kam.

Platter engagierte sich im Sommersemester 1908 bei der Tochterverbindung der Carolona, dem Traungau, zu deren Gründungssenior er gewählt wurde. Nach Beendigung seines Studiums ging er Anfang 1910 als k. k. Polizeikonzeptspraktikant nach Triest. Dort wurde er 1912 Vorsitzender des CV-Zirkels. Kurz vor dem Krieg wechselte er zur Polizeiabteilung der Bezirkshauptmannschaft Pola (Markgrafschaft Istrien), deren Leitung er im August 1917 übernahm. Nach Ende des Krieges ging er zuerst nach Wien, um dann im August 1919 der Polizeidirektion Graz zugeteilt zu werden. Von Januar 1920 bis 1925 war er beim Polizeireferat der Steiermärkischen Landesregierung und danach im Präsidium der Polizeidirektion Graz tätig. Während seines Grazer Aufenthalts war er von 1920 bis 1922 Philistersenior des Traungau.

Im Februar 1927 wurde Platter zum stellvertretenden Polizeidirektor von Salzburg ernannt. Sein Vorgänger, ein Deutschnationaler, mußte wegen einer Schmuggelaffäre zurücktreten, so daß der Landeshauptmann von Salzburg, Franz Rehrl (AW), ihn bewogen hatte, nach Salzburg zu kommen. Dieser Transfer hatte auch seinen Hintergrund, daß man damals die Kompetenzen der Länder in Sicherheitsfragen zu beschränken versuchte, wogegen sich Rehrl wehrte. Platter unterstand in Salzburg die Kriminal- und Verkehrspolizei. Nach dem Anschluß wurde er seines Dienstes enthoben und im Januar 1939 bei vermindertem Ruhegenuß zwangspensioniert. Platters Ehefrau besaß ein Photoatelier, so daß für ihn eine zusätzliche Erwerbstätigkeit nicht unbedingt notwendig war. Aus diesem Grund wurde auch seine gekürzte Pension nicht ausbezahlt.

Seit 1941 hörten im Rahmen einer Kartenspielrunde Franz Seywald (AW) und Karl Biack (Nc) in ihren Wohnungen zusammen mit weiteren Gleichgesinnten, zu denen Platter und Albert Schmidinger (Va) zählten, regelmäßig die ausländischen Radiosender BBC oder Beromünster (Schweiz) ab, was damals strengstens verboten war. Aufgrund einer Denunziation durch einen Nationalsozialisten wurden u. a. Seywald, Biack und dessen Ehefrau Edeltraud, Platter und dessen Ehefrau Barbara, sowie Schmidinger und dessen Ehefrau Rosa am 21. März 1944 verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt.

In der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof Salzburg wegen Vorbereitung zum Hochverrates heißt es: „Die Angeschuldigten […] klage ich an, von 1941 bis 1944 […] durch Förderung des habsburgischen Separatismus ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitet zu haben, indem sie Rundfunkabhörgemeinschaften bildeten, […] Nachrichten […] abhörten, erörterten und verbreiteten, wobei sie insbesondere die Sendungen aus London, die für ein ‚freies, selbständiges Österreich‘ Propaganda machten, bevorzugten.“

Zu Platter heißt es in der Anklageschrift: „Vor dem Umbruch bekämpfte er aus Überzeugung die NSDAP […]. Auch nach dem Umbruch versuchte er nicht, Anschluß an die NSDAP zu gewinnen. Er lehnte die Anwendung des Deutschen Grußes ab und meldete sich bisher auch nicht zum Kriegseinsatz. […] Die Eheleute Platter standen nach dem Umbruch in engem Verkehr mit den angeschuldigten Eheleuten Biack. Seit Ende 1942 nahmen sie gelegentlich von Besuchen, die sie des Kartenspielens wegen gemacht haben sollen, mehrmals bis zu ihrer Festnahme an dem Empfang der deutschsprachigen Sendungen des Londoner Rundfunks in der Wohnung Biacks teil. Außerdem schaltete der Angeschuldigte Platter auch in seiner eigenen Wohnung seit Ende 1942 bis zu seiner Festnahme etwa alle zehn Tage gegen 14 oder 22 Uhr den Londoner Sender ein und hörte die Nachrichten in deutscher Sprache ab.“

Einen Tag nach dem Attentat auf Hitler begann am 21. Juli 1944 der Prozeß vor dem Volksgerichtshof in Salzburg unter dem Vorsitz des berüchtigten Präsidenten Roland Freisler. Seywald und Biack wurden am 22. Juli zum Tode verurteilt. Ein anderes Urteil war zwei Tage nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli wohl nicht zu erwarten. Platter wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und kam erst Ende des Krieges wieder frei. Seine Frau wurde jedoch freigesprochen und am 24. Juli enthaftet.

Nach dem Krieg wurde Platter beruflich als Polizeidirektor von Salzburg rehabilitiert. Mit 21. September 1945 erfolgte seine Ernennung zum wirkl. Hofrat. Am 4. Oktober 1946 konstituierte sich wieder der Verfassungsgerichtshof. Platter wurde gem. Art. 147 Abs. 2 B-VG vom Bundesrat als Mitglied des Verfassungsgerichtshofes vorgeschlagen und vom Bundespräsidenten mit Wirkung vom 18. Juni 1946 dazu ernannt. Damit wurde er als Polizeibeamter vom Dienst freigestellt, als solcher ging er Ende 1950 in den Ruhestand. Seine Funktion als Mitglied des Verfassungsgerichtshofes endete gem. Art. 147 Abs. 6 B-VG nach Vollendung seines 70. Lebensjahres am 31. Dezember 1955. Sein diesbezüglicher Nachfolger wurde Franz Berger (Rd).

Platter gehörte der ÖVP-Kameradschaft der Verfolgten an und war dort auch Vorstandsmitglied. Er starb nach langer schwerer Krankheit und wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Traungau (Klaus Heitzmann, 8. 5. 2019).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 22. 5. 2019)
Academia 25 (1912/13), S. 134.
Carolinas Tote VII, S. 289f.
Austrier-Blätter Nr. 26, 1957, S. 320f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 466f.
Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945. Eine Dokumentation. Band 2. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Wien 1991, S. 80–84, 604 Anm. 94.