Lebenslauf:
Nach der Volksschule und zwei Klassen „Bürgerschule“ (Hauptschule) in Tulln besuchte Biack das Benediktinergymnasium in Melk. Dort war er 1919 Mitbegründer der katholischen Pennalie Nibelungia (später MKV), deren erster Philistersenior er von 1922 bis 1925 war. Im WS 1919/20 gründete er zusammen mit u. a. Leopold Figl (Nc) in Tulln die Comagena ferialis, aus der 1933 die MKV-Verbindung Comagena Tulln hervorging.
Aufgrund eines Gelöbnisses seiner Mutter sollte Biack Priester werden, so daß er nach der Matura im Jahr 1921 in das Stift Melk eintrat und den Ordensnamen Norbert annahm. Er begann nach dem Noviziatsjahr mit dem Studium an der Theologischen Fakultät Salzburg und setzte es an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck fort. Nach Ablegung der einfachen Gelübde im Jahr 1922 legte er 1925 die ewigen Gelübde ab, merkte aber, daß er nicht zum Priester berufen ist. Mit Erlaubnis der damaligen Religiosenkonkregation (nunmehr Kongregation für die Ordensleute) vom 12. Januar 1926 konnte er den Orden verlassen und wurde in den Laienstand rückversetzt.
Im Sommersemester 1926 begann nun Biack das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1930), wo er der Norica beitrat (Couleurname Gernot). Neben dem Studium arbeitete er als Außendienstmitarbeiter bei der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer und als Aushilfschauffeur bei einem Tullner Busunternehmer (Frhr. von Siber), der später sein Schwiegervater werden sollte.
Nach Abschluß des Studiums und dreieinhalbjähriger Tätigkeit bei verschiedenen Gerichten trat Biack Anfang 1934 in den Dienst der Bundespolizeipolizeidirektion Salzburg und erreichte als rechtskundiger Beamter zuletzt den Rang eines Polizeikommissärs. Anfang Januar 1938 wurde er zu Einschulungszwecken der Polizeidirektion Graz zugeteilt, da er in Salzburg die Stelle eines Zentralinspektors übernehmen sollte. Im Zuge des Anschlusses wurde er in Graz verhaftet, kam jedoch aufgrund einer Intervention seiner Frau wieder frei, kehrte nach Salzburg zurück, wurde aber dort als „politisch unzuverlässig“ außer Dienst gestellt und am 31. Januar 1939 mit reduziertem Ruhegenuß zwangspensioniert.
Nachdem seine Versuche, diese Pensionierung rückgängig zu machen, scheiterten, begann Biack seiner eigentlichen Neigung folgend Anfang 1940 das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Da er kein Mitglied einer NS-Parteigliederung war, wurde ihm aber die Zulassung zu Prüfungen verweigert, so daß er ab Dezember 1942 versuchte, das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck fortzusetzen. Aufgrund des Mangels an Beamten wurde Biack Anfang 1943 wieder reaktiviert und über Vermittlung des früheren Polizeidirektorstellvertreters von Salzburg, Maximilian Platter (AIn), Leiter des Wirtschaftsamtes von Traunstein (Oberbayern). Er blieb aber weiterhin in Salzburg-Parsch wohnen, wo er Kontakt zu befreundeten katholischen Familien hatte.
Seit 1941 hörte Biack in seiner eigenen Wohnung sowie in der von Franz Seywald (AW) zusammen mit weiteren Gleichgesinnten regelmäßig die ausländischen Radiosender BBC (London) oder Beromünster (Schweiz) ab, was damals strengstens verboten war. Aufgrund einer Denunziation durch einen Gestapo-Spitzel, den späteren Schauspieler Peter Garden, wurde Biack am 21. März 1943 an seinem Arbeitsplatz in Traunstein verhaftet. Seine Frau Edeltraud wurde am 22. März in Salzburg verhaftet und konnte aber noch ihre Mutter anrufen, um für die noch nicht schulpflichtigen Kinder zu sorgen.
Neben Biack und dessen Frau wurden noch Franz Seywald (AW), Maximilian Platter und dessen Ehefrau Barbara sowie Albert Schmidinger (Va) und dessen Ehefrau Rosa verhaftet. Alle wurden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Angeklagt wurde auch Seywalds Ehefrau Margarete, sie blieb aber auf freiem Fuß. Seywalds Sohn Gottfried wurde nach seinem 18. Geburtstag (7. Juni 1944) in Untersuchungshaft genommen.
In der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof Salzburg wegen Vorbereitung des Hochverrates heißt es: „Die Angeschuldigten […] klage ich an, von 1941 bis 1944 […] durch Förderung des habsburgischen Separatismus ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitet zu haben, indem sie Rundfunkabhörgemeinschaften bildeten, […] Nachrichten […] abhörten, erörterten und verbreiteten, wobei sie insbesondere die Sendungen aus London, die für ein ‚freies, selbständiges Österreich‘ Propaganda machten, bevorzugten. […] Die Angeschuldigten Seywald, Biack […], die sich an diesen Umtrieben maßgeblich beteiligten und wiederholt erklärten, Deutschland werde diesen Krieg verlieren, haben damit zugleich den Siegeswillen des deutschen Volkes zu erschüttern gesucht und die Propaganda der Feinde unterstützt.“
Zu Biack speziell heißt es in der Anklageschrift: „Biack stellte seit 1941 in Gegenwart seiner Ehefrau das in der Küche befindliche Rundfunkgerät größtenteils abends um 20 Uhr, oft aber auch mittags um 12.30 Uhr zum Empfang der deutschsprachigen Übertragungen auf den Londoner oder Schweizer Sender ein. Während er die Nachrichten des Schweizer Senders nur bis 1942 empfangen haben will, setzte er das Abhören des Londoner Senders bis zu seiner Festnahme fort. […] Außer seiner Ehefrau waren sein 1942 abends mehrfach die Angeschuldigten Eheleute Platter und […] zweimal auch die Eheleute Seywald zugegen.“
Einen Tag nach dem Attentat auf Hitler begann am 21. Juli 1944 der Prozeß vor dem 1. Senat des Volksgerichtshofes in Salzburg unter dem Vorsitz des Präsidenten Roland Freisler. Biack und Seywald wurden am 22. Juli zum Tode verurteilt. Ein anderes Urteil war zwei Tage nach dem Hitler-Attentat 20. Juli wohl nicht zu erwarten. Biack wurde am 11. September zur Hinrichtung nach München-Stadelheim überstellt und, nachdem eine Berufung ergebnislos war, dort durch das Fallbeil hingerichtet. Seine Frau wurde zu zwei Jahren verurteilt und war dann bis nach Kriegsende im Gefängnis von Laufen an der Salzach.
Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb Biack am 7. November 1944 einen Brief an seine Geschwister, der nachstehend gekürzt wiedergegeben wird.
„Meine lieben Geschwister!
Das Furchtbare tritt leider heute ein; ich habe geglaubt, daß ich dem Leben erhalten bleibe, um für meine Familie weiterleben zu können. […] Ich danke euch für alles Liebe, das ihr mir und meinen Kindern erwiesen habt. Gott segne euch dafür. Lasset meine Kinder und meine liebe Trude nicht im Stich und vergesset mich nicht im Gebet. […]
Haltet mich in Ehren, ich sterbe mit einem reinen Gewissen und hoffe, meinen ewigen Lohn im Himmel zu erlangen. Ich habe viel gebetet, ich glaubte, für mein Leben zu beten; Gott will es, daß es für das Jenseits gilt. […]
Ich wünsche euch vom Herzen, daß ihr eine bessere Zeit erlebt, als ich sie hatte. Ich wäre so gerne glücklich geworden mit den Meinen, wenn dieser furchtbare Krieg zu Ende ist. Gott hat es anders bestimmt. […]
Wenn ihr diesen Brief bekommt, betet für meine arme Seele und bleibt stark. Gott wird mir die Kraft geben, daß ich aufrecht sterbe. Er verzeihe jenen, die mir das angetan haben. […] Nun lebt wohl, meine Lieben, […] ich grüße euch zum letzten Mal aus tiefstem Herzen und bleibe auf ewig euer euch liebender Bruder Karl.“
Seiner Frau und seinen Kindern schrieb er kurz nach seiner Verurteilung folgenden Abschiedsbrief (ebenfalls gekürzt):
„Noch ganz erschüttert von dem eben vernommenen Bescheid […] will ich meine letzten Zeilen in diesem Leben an Dich zum Abschied richten. Ich habe während meiner Haft unendlich viel gebetet. Gott hat es bestimmt, daß ich, ohne Euch nochmals gesehen zu haben, sterben muß. Ich hätte so gerne mit Euch gelebt. […] Ihr waret mir das einzig Liebste auf der Welt.
Liebste Trude, bleibe stark und erziehe meine Kinder in Gottesfurcht. […] Vergeßt Euren Vater nicht und betet für seine Seele, damit wir uns einst alle glücklich wiedersehen im Himmel. […] Gott gebe Dir die Kraft, dieses Furchtbare zu ertragen, Gebe den Kindern jeden Abend das Kreuzerl und viele viele Bussi […] ich werde Euch vom Himmel […] segnen. […] Mein lieber Gott, ich bringe Dir dieses schwerste Opfer meines Lebens dar, um ewig im Jenseits dafür glücklich zu sein. Gott gebe mir Kraft und Stärke, damit ich aufrecht sterbe. […] Gott mit Euch.“
Nach Ende des Krieges konnte der Leichnam von Biack von Stadelheim nach Tulln überführt und am dortigen Friedhof beigesetzt werden. 1977 wurde ihm posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Vor seinem früheren Wohnhaus in Salzburg (Prälat-Winkler-Straße 7) wurde im Juli 2014 ein sog. „Stolperstein“ gesetzt.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz)Noriker-Blätter, Nr. 29 (November 1948), S. 1f.
Steiner, Herbert: Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Wien 1968, S. 43f.
Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934–1945. Eine Dokumentation. Band 2. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Wien 1991, S. 80–84 und 604 (Anm. 94)
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 29–31. Biographie von Georg Schmitz (Nc).
profil, 12. 12. 2021, „Der kurze Brief zum langen Abschied“ von Wolfgang Paterno