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Chefred. Dr. Josef Eberle

Chefred. Dr. Josef Eberle

Urverbindung: Arminia Freiburg (06.05.1908)

Geboren: 02.08.1884, Ailingen (nunmehr Friedrichshafen, Baden-Württemberg)
Gestorben: 14.09.1947, Salzburg
Chefredakteur, Publizist
Politische Haft: 1941 Landesgericht Wien

Lebenslauf:

Eberle wurde als Sohn eines Mühlenbesitzers im damaligen Königreich Württemberg geboren (die Angabe Großherzogtum Baden in „Farbe tragen“, siehe unten, ist nicht korrekt). Nach der Volksschule in Ailingen besuchte er die Gymnasien in Mergentheim und in Rottweil, wo er 1904 das Abitur ablegte. Danach begann er das Studium der Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen, wechselte jedoch 1907 zuerst nach Straßburg und dann 1908 nach Freiburg/Breisgau, wo er der Arminia beitrat, und ging dann wieder nach Straßburg (dort Dr. phil. 1911). Er hörte auch Vorlesungen in Geschichte, Kunstgeschichte, Soziologie, Volkswirtschaft aber vor allem auch in Theologie, weil er eigentlich vorhatte, Priester zu werden. Seine Doktorarbeit verfaßte er über den Theologen Bonaventura von Bagnoregio.

Aufgrund einer Kehlkopferkrankung brach Eberle seine Vorbereitungen für das theologische Staatsexamen ab. Da die Ärzte ihm rieten, seine Stimme nicht zu beanspruchen, konnte er seinen Wunsch, Priester zu werden, nicht verwirklichen, und beschloß daher, sich dem Journalismus zu widmen. Entsprechende Vorlesungen besuchte er ab 1911 in Berlin und veröffentlichte 1912 sein erstes Buch („Großmacht Presse“), mit dem er einschlägig bekannt wurde.

1912 nahm Eberle am Eucharistischen Weltkongreß in Wien teil und kam dort in Kontakt mit Friedrich Funder (Cl), dem Chefredakteur der „Reichspost“. Nach freier Mitarbeit bei der „Allgemeinen Rundschau“ trat er im April 1913 in die Redaktion der „Reichspost“ ein und war dort ab 1914 der „Kriegsideologe“. 1916 schied er aus dem Angestelltenverhältnis und war dann freier Mitarbeiter. Im selben Jahr heiratete er auch und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Mit 1. Oktober 1918 übernahm Eberle die im Verlag Tyrolia erschienene Zeitschrift „Monarchie“, deren Name nach acht Nummern in „Das Neue Reich“ geändert wurde. Seit dem 1. Oktober 1925 gab er die Wochenzeitung „Schönere Zukunft“ heraus und war deren Verleger und Chefredakteur. Diese war in den folgenden Jahren derart erfolgreich, daß 1932 das „Neue Reich“ in ihr aufging.

Eberle war ein Katholisch-Konservativer, der ständischen Ideen vertrat (Othmar Spann). Er kritisierte die parlamentarische Demokratie und die kleindeutsche Geschichtsauffassung. Seiner Zeit entsprechend bediente er sich auch eines antisemitischen Vokabulars. Er hatte deswegen auch eine Nähe zu den Katholisch-Nationalen. Das is erstens aus der entsprechenden Linie des Blattes ersichtlich. Sie war zwar einerseits gegen den Nationalsozialismus aufgrund der weltanschaulichen Differenzen zum katholischen Glauben eingestellt und kritisierte Hitler u. a. als „Trommler“ („Schönere Zukunft“, 12. 2. 1933, S. 446), doch war sie andererseits distanziert gegenüber dem herkömmlichen Politischen Katholizismus. Zweitens schrieben regelmäßig katholisch-nationale Exponenten in der Zeitschrift, wie z. B. Hans Eibl (ehemals NdW) und Theodor Veiter (ehemals (Rd). Der Neuländer Anton Böhm (vor 1938 illegales NSDAP-Mitglied) so wie auch Alfred Missong (NbW EM) waren dort Redakteure.

Die Wochenzeitschrift „Schönere Zukunft“ erreichte in den dreißiger Jahren eine verkaufte Auflage von rd. 14.000, wobei der größere Teil der Bezieher im Deutschen Reich lag. „Wie kaum ein anderer hatte Eberle mit seinem aggressiven Konservativismus, Antiparlamentarismus und Antisemitismus weite Kreise österreichischer und deutscher Katholiken beeinflußt.“ (Otto Weiß) Allerdings wurden in Deutschland ab 1935 zunehmend einzelne Ausgaben beschlagnahmt. Anfang 1937 erfolgte dort ein generelles Verbreitungsverbot für drei Monate. Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Eberle bei der Gestapo vorgeladen. Weitere solche erfolgten, ebenso gab es schriftliche Verwarnungen des Reichspropagandaministeriums. Um die Zeitschrift zu retten, verkaufte er sie bzw. den Verlag an den katholischen Schwabenverlag (eine AG, nunmehr in Ostfildern bei Stuttgart und im Besitz der Diözese Rottenburg-Stuttgart).

Am 5./6. Februar 1941 wurde über Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Berlin die Redaktion der „Schöneren Zukunft“ nach staatsfeindlichem Material und nach Korrespondenzen mit dem Ausland durchsucht. Eberle wurde festgenommen und in Untersuchungshaft ins Landesgericht Wien gebracht, weil er in Verdacht stand, verschiedene Nachrichtenbüros im Ausland entstellte Nachrichten über die Verhältnisse im Deutschen Reich zugeschickt zu haben. Die Zeitschrift wurde daraufhin eingestellt.

Eberle erkrankte in der Haft und war ab 5. Mai 1941 im Gefangenenkrankenhaus („Inquisitenspital“). Nach mehr als acht Monate Haft wurde er am 13. Oktober schwer krank entlassen und erhielt Schreibverbot. Er lebte zuerst auf einem Landgut, das seinem Sohn gehörte. Aufgrund der Lebensmittelknappheit und der Bombenangriffe auf Wien zog er zu einer befreundeten Familie nach Bezau (Vorarlberg), wo er das Ende des Krieges erlebte. Nach einer Behandlung 1946/47 in einem Sanatorium in Mehrerau (Bregenz) und zwei Magenoperationen in Salzburg starb er dort und wurde auf dem Petersfriedhof begraben.

Werke:

Großmacht Presse (1912).
Schönere Zukunft (1916).
Die Überwindung der Plutokratie (1918).
De profundis (1921).
Zum Kampf um Hitler (1931).
Das Los der christlichen Presse im Dritten Reich (1945).
Der Weg ins Freie (1946).
Erlebnisse und Bekenntnisse (1947).
Der Weg zur Kirche. Konvertitenzeugnisse (1947).
Die Bibel im Lichte der Weltliteratur (posthum 1949).

Quellen und Literatur:

Buchheim, Karl: Josef Eberle, in: Neue Deutsche Bipographie 4 (1959), S. 244 (Onlinefassung).
Widerstand und Verfolgung in Wien 1934 –1945. Eine Dokumentation. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Band 3: 1938–1945. Wien 1975, S. 79.
Hanzer, Stefan: Die Zeitschrift „Das neue Reich“ (1918–1925). Zum restaurativen Katholizismus in Österreich nach dem Ersten Weltkrieg. Wien Phil. Diss. 1973.
Eppel, Peter: Zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Die Haltung der Zeitschrift „Schönere Zukunft“ zum Nationalsozialismus in Deutschland 1934–1938. Wien 1977.
Hofer, Barbara Maria: Joseph Eberle. Katholischer Publizist zwischen „Monarchie“ und „Schönerer Zukunft“. Ein Beitrag zur katholischen Publizistik der Ersten Republik. Salzburg phil. Diss. 1995.
Weiß, Otto: Rechtskatholizismus in der Ersten Republik. Zur Ideenwelt der österreichischen Kulturkatholiken 1918-1934 (= Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Band 17). Frankfurt/Main 2007, S. 16–21.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 268.