Lebenslauf:
Gamper absolvierte das Gymnasium in Brixen und begann anschließend für das gtymnasiale Lehramt das Studium der Germanistik, Romanistik und Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil.), wo er der Vindelicia beitrat (Couleurname Ossian). Im Ersten Weltkrieg tat er Dienst in der k. u. k. Armee (Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz).
Nach dem Krieg war Gamper Gymnasialprofessor zuerst am Innsbrucker Gymnasium und dann an der dortigen Lehrerbildungsanstalt, deren Direktor er später wurde. 1936 erfolgte die Ernennung zum Landesschulinspektor. Ebenfalls begann er bald nach dem Krieg, sich politisch zu engagieren, und gründete im Rahmen der Tiroler Volkspartei (Christlichsoziale) den Tiroler Arbeitsbund. Er kandidierte 1925 bei den Wahlen zum Tiroler Landtag, wurde gewählt und gehörte diesem vom 12. Mai 1925 bis zum 27. Februar 1934 an. Vom 14. Mai 1929 bis zum 27. September 1935 war er Landesrat (Sozialreferat). Nach dem Ausscheiden aus der Landesregierung widmete er sich zum einen wieder seinem Beruf, zum anderen leitete er ab 1936 die Soziale Arbeitsgemeinschaft (SAG) in der Vaterländischen Front (VF).
Außerdem übernahm Gamper die redaktionelle Leitung der ehemals sozialdemokratischen „Volkszeitung“, wo er antinationalsozialistische Beiträge veröffentlichte. Aufgrund seiner Involvierung im „Ständestaat“ wurde er am Morgen des 12. März 1938 von der SS verhaftet und zuerst in das Innsbrucker Polizeigefängnis eingeliefert. Am 28. Juli 1938 wurde er ins KZ Dachau überstellt, von wo er am 25. Mai 1939 entlassen wurde. Nach seiner Rückkehr betätigte er sich in der Widerstandsbewegung und war Ende des Krieges gemeinsam u. a. mit Karl Gruber (AW) und Eduard Reut-Nicolussi (AIn) an der Befreiungsaktion in Innsbruck beteiligt.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Gamper erneut wieder politisch und gehörte bereits ab 4. Mai 1945 der provisorischen Landesregierung an. Bei den ersten Wahlen für den Tiroler Landtag Ende November 1945 kandidierte er für die ÖVP bzw. den ÖAAB, wurde gewählt und gehörte diesem vom 11. Dezember 1945 bis zum 29. Januar 1957 an. Ebenfalls am 11. Dezember 1945 wurde er zum Landeshauptmannstellvertreter gewählt, was er provisorisch schon ab 20. Oktober war. Nach den nächsten Landtagswahlen war dann vom 25. Oktober 1949 bis zum 24. Oktober 1953 Landesrat. Dann wurde Alois Lugger (AIn) zu seinem Nachfolger gewählt. Gamper focht jedoch dessen Wahl beim Verfassungsgerichtshof erfolgreich an, so daß Lugger ihm wieder weichen mußte. Gamper war dann wieder vom 25. Mai 1954 bis zum 6. November 1961 wieder Landesrat und danach bis 1. November 1965 Landeshauptmannstellvertreter.
Nach 1945 war Gamper in der Landesregierung u. a. für die Kultur sowie das Schul- und Bildungswesen zuständig. Von 1964 bis 1966 übte er noch zusätzlich die Funktion eines amtsführenden Präsidenten des Landesschulrates aus. Sein Nachfolger als Landesregierungsmitglied und im Landesschulrat wurde Fritz Prior (Vi EM). Gamper war also zusammengerechnet (Erste und Zweite Republik) insgesamt 26 Jahre und rund zwei Monate Mitglied der Tiroler Landesregierung und gehört daher zu den am längsten amtierenden Landesregierungsmitgliedern der Geschichte Österreichs ab 1918.
Aufgrund seines politischen Engagements vor 1938 war Gampers politische Heimat der ÖAAB, den er in Tirol 1945 mitbegründete. Er wurde auch am 9. September 1945 zu dessen ersten Tiroler Landesobmann gewählt und bekleidete dieses Amt bis zum 26. Mai 1963. Sein Konkurrent innerhalb des ÖAAB war Lugger, der ihn in einer geheimen Kampfabstimmung als Landesobmann ablösen konnte. Eine der Gründe für diese Konkurrenz lag darin, daß Gamper aus dem Widerstand kam, während Lugger der sog. Frontgeneration angehörte. Der ÖAAB war zu Gampers Zeit innerhalb der Tiroler ÖVP von der Mitgliederzahl her der schwächste Bund und hatte demnach vergleichsweise einen geringeren politischen Einfluß.
Unterbrochen von der Nazizeit bekleidete Gamper von 1925 bis 1966 in Tirol politische Ämter – eine Zeitspanne von über 40 Jahren – und gehörte somit zu den wichtigsten Politikern Tirols der zweiten Reihe. Da er bis zu seinem 76. Lebensjahr tätig war, waren ihm nur wenige Jahre des Ruhestands vergönnt.
Gampers Bruder war der ehemalige Nationalsozialist, VdU- bzw. FPÖ-Funktionär und Innsbrucker Vizebürgermeister Otto Gamper.
Werke:
Geschichte Tirols 1848–1916 (1924).Wohin steuern wir? Das Wirrsal der Gegenwart im Spiegel Tirols (1925)
Quellen und Literatur:
Festschrift, Landesrat Professor Dr. Hans Gamper zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. Hg. von Hans Grass. Bd 1–3. Innsbruck 1956–1962.Gehler, Michael: Die Volkspartei in Tirol 1845–1994, in: Volkspartei – Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 2). Hg. von Robert Kriechbaumer (R-J) und Franz Schausberger (Rp). Wien 1995, S. 650f., 657, 665f., 684, 688f. und 691.
Hundert (100) Jahre A. V. Vindelicia. Festschrift im Auftrag des Philisterverbands Vindeliciae herausgegeben von Paul Torggler, Sebastian Posch und Fritz Thöni. Innsbruck 2001, S. 152.
Biographisches Handbuch des Tiroler Landtages und der Tiroler Landesregierung 1945–2007. Hg. von Thomas Hofbauer. Innsbruck 2006, S. 34f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 83.