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LAbg. Gem.R Präs. OMed.R Prim. FA Dr. Konrad Eberle

LAbg. Gem.R Präs. OMed.R Prim. FA Dr. Konrad Eberle

Urverbindung: Leopoldina (14.10.1924)

Geboren: 21.02.1903, Langenegg (Bezirk Bregenz, Vorarlberg)
Gestorben: 01.08.1961, Wien
Landtagsabgeordneter (Wien), Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Facharzt (Kinderheilkunde), Primarius

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BEGINN DER BERUFSTÄTIGKEIT

Eber­le wurde als Sohn eines Bau­ern ge­bo­ren. Nach dem frü­hen Tod sei­nes Va­ters be­such­te er bei den Fran­zis­ka­nern in Hall in Tirol die Volks­schu­le und das Gym­na­si­um, wo er bei der ka­tho­li­schen Pen­na­lie (spä­ter MKV) Stern­ko­ro­na aktiv war. Nach der Ma­tu­ra be­gann er das Stu­di­um an der Me­di­zi­ni­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Inns­bruck (Dr. med. 1930), wo er der Leo­pol­di­na bei­trat (Cou­leur­na­me Schnauzl) und dort Se­ni­or war.

Nach Stu­di­en­en­de ab­sol­vier­te Eber­le bis 1934 die Aus­bil­dung zum Fach­arzt für Kin­der­heil­kun­de und wurde nach einer kur­zen Tä­tig­keit im Ka­ro­li­nen-Kin­der­spi­tal in Wien-Al­ser­grund Pri­ma­ri­us am Gott­fried-von-Prey­er­schen-Kin­der­spi­tal in Wien-Fa­vo­ri­ten. Da­ne­ben er­öff­ne­te er auch eine Pra­xis als Kin­der­arzt. An­geb­lich soll er die Stel­le als Pri­ma­ri­us auf In­ter­ven­ti­on des Salz­bur­ger Erz­bi­schofs Si­gis­mund Waitz (Vi EM) er­hal­ten haben. Unter Eber­les Ägide wurde das Kin­der­spi­tal aus­ge­baut (von 80 auf 200 Bet­ten) und 1937 eine Kin­der­schwes­tern­schu­le ge­grün­det.

EBERLE IN DER ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS

Eber­le, ob­wohl stark ka­tho­lisch so­zia­li­siert und auch re­li­gi­ös, war in sei­ner po­li­ti­schen Ein­stel­lung am­bi­va­lent. 1933 trat er als „Il­le­ga­ler“ der NSDAP bei, nach­dem er be­reits vor­her wäh­rend sei­ner Aus­bil­dung zum Fach­arzt für Kin­der­heil­kun­de am Inns­bru­cker Lan­des­kran­ken­haus Grün­dungs­mit­glied einer Zelle der dor­ti­gen Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on (NSBO) war. Als 1933/34 die Ver­bin­dun­gen des ÖCV von ihren An­ge­hö­ri­gen die Un­ver­ein­bar­keit einer Mit­glied­schaft in der NSDAP ein­ge­for­dert hat­ten, trat Eber­le aus der NSDAP aus, was er spä­ter nach 1938 ge­gen­über der NSDAP recht­fer­tig­te, er sei ge­zwun­gen ge­we­sen, den Aus­tritt an­zu­mel­den. Am 15. Mai 1934 trat er dann der Va­ter­län­di­schen Front bei.

Nach dem An­schluß wurde Eber­le im April 1938 zum Kom­mis­sa­ri­schen Lei­ter des Prey­er­schen Kin­der­spi­tals be­stellt. Deren Stif­tung wurde 1939 von der Stadt Wien über­nom­men, Eber­les Po­si­ti­on wurde dabei be­stä­tigt. Am 1. Juni 1938 trat er der Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Volks­wohl­fahrt (NSV) bei und am 15. April 1940 wurde er An­wär­ter des Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Ärz­te­bun­des (NSDÄB). Trotz­dem wurde Eber­le 1941 von der „kom­mis­sa­ri­schen Lei­tung“ des Spi­tals ab­be­ru­fen und bekam nicht die de­fi­ni­ti­ve Stel­le. Warum er diese dann nicht bekam, geht aus einem Schrei­ben an die Wie­ner NSDAP-Kreis­lei­tung IV am 30. Au­gust 1941 her­vor: Er sei in der „Sys­tem­zeit“ zu „kle­ri­kal“ ein­ge­stellt ge­we­sen und habe nach 1938 aus frei­en Stü­cken re­gel­mä­ßig die Sonn­tags­mes­se in der Haus­ka­pel­le des Kran­ken­hau­ses mit­ge­fei­ert.

Eber­e­le trat nach seine Ent­he­bung schrift­lich und münd­lich gegen sei­nen er­folg­rei­chen Mit­be­wer­ber auf und de­nun­zier­te ihn u. a. mit dem Ge­rücht, des­sen Frau sei jü­di­scher Ab­stam­mung. Diese An­schul­di­gun­gen, zum Teil mit an­ti­se­mi­ti­schen Äu­ße­run­gen un­ter­spickt, hat­ten kei­nen Er­folg. Eber­le zog sich auf seine Kin­der­arzt­pra­xis zu­rück und wurde 1943 als Trup­pen­arzt zur Deut­schen Wehr­macht ein­ge­zo­gen. Als sol­cher war er am öst­li­chen wie west­li­chen Kriegs­schau­platz ein­ge­setzt.

Nach sei­nem Tod wurde in Wien-Fa­vo­ri­ten eine Gasse nach ihm be­nannt, wobei Eber­les Ver­diens­te vor allem nach 1945 dafür aus­schlag­ge­bend waren. Im Zuge des um­strit­te­nen For­schungs­pro­jekts „Stra­ßen­na­men Wiens seit 1860 als po­li­ti­sche Er­in­ne­rungs­or­te“, des­sen Er­geb­nis­se im Juli 2013 der Öf­fent­lich­keit prä­sen­tiert wur­den, ge­riet auch die „Dr.-Eber­le-Gasse“ ins Vi­sier. In die­sem Zu­sam­men­hang wurde die Bio­gra­phie Eber­les einer ge­nau­en Prü­fung un­ter­zo­gen, wobei seine Mit­glied­schaft bei der NSDAP sowie seine De­nun­zia­ti­on zu­ta­ge kamen. Dabei wurde diese Gasse in die Grup­pe A, den Fäl­len „mit in­ten­si­ven Dis­kus­si­ons­be­darf“, ein­ge­reiht.

EBERLE NACH 1945

Eber­le über­nahm 1945 wie­der seine frü­he­re Stel­le als Pri­ma­ri­us im Prey­er­schen Kin­der­spi­tal und übte sie bis zu sei­nem Tod aus. Gleich­zei­tig be­gann er, sich po­li­tisch bei der ÖVP bzw. dem Wirt­schafts­bund sowie bei der ärzt­li­chen Stan­des­ver­tre­tung zu be­tä­ti­gen. Er war Mit­be­grün­der der „Ver­ei­ni­gung Ös­ter­rei­chi­scher Ärzte“, eine ÖVP-Vor­feld­or­ga­ni­sa­ti­on, und ab 1952 deren Ob­mann. Ab 1946 war im Vor­stand der Wie­ner Ärz­te­kam­mer, deren Prä­si­dent er als Nach­fol­ger von Wil­helm De­muth (NdW) ab 1954 bis zu sei­nem Tod war. Von 1957 bis zu sei­nem Tod war er auch Prä­si­dent der Ös­ter­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer. Er war hier Nach­fol­ger von Karl Nie­der­ber­ger (ehe­mals S-B), der der Ärz­te­or­ga­ni­sa­ti­on des VdU an­ge­hör­te.

1949 kan­di­dier­te Eber­le für die ÖVP bei den Wah­len zum Wie­ner Land­tag bzw. Ge­mein­de­rat, wurde ge­wählt und ge­hör­te ihm nach Wie­der­wah­len vom 5. De­zem­ber 1949 bis zu sei­nem Tode an. In der VI. Ge­setz­ge­bungs­pe­ri­ode vom 5. De­zem­ber 1949 bis zum 10. De­zem­ber 1954 war er Vor­sit­zen­der des Aus­schus­ses für Ge­sund­heits­we­sen. Au­ßer­dem war er Mit­glied des Obers­ten Sa­ni­täts­ra­tes der Re­pu­blik Ös­ter­reich und des Wie­ner Lan­des­sa­ni­täts­rats.

Eber­le, der auch Eh­ren­phi­lis­ter der MKV-Ver­bin­dung Thuis­ko­n­ia Wien und nach 1945 zeit­wei­se Vor­sit­zen­der des Alt­her­ren­bun­des des MKV war, wurde auf dem Fried­hof in Hall in Tirol be­er­digt. Sein Sohn war Kon­rad Eber­le (Le) (1943–1999).



Quellen und Literatur:

Czeike, Felix: Historisches Lexikon in fünf Bänden. Band 2. Wien 1992, S. 116–117.
Forschungsprojektendbericht. Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“. Erstellt im Auftrag der Kulturabteilung des Stadt Wien (MA 7) auf Initiative von Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Altrektor Georg Winckler. Wien Juli 2013, S. 117–121.