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HR KADir. i.R. Dr. Walter Urbarz

HR KADir. i.R. Dr. Walter Urbarz

Urverbindung: Nordgau Wien (31.03.1946)

Geboren: 12.03.1923, Klosterneuburg (Niederösterreich)
Gestorben: 21.11.1993, Wien
Kammeramtsdirektor (Österreichische Ärztekammer), ÖCV-Amtsträger (Hochschulfragen), WCV-Senior
Politische Haft: 1940 bis 1943 Untersuchungshaft

Lebenslauf:

Urbarz wurde als Sohn des Mittelschulprofessors bzw. späteren Realschuldirektors Ottokar Urbarz (NdW, Wl) geboren und wuchs zuerst in Klosterneuburg auf, weil sein Vater dort tätig war. Vor dem Anschluß war er als Gymnasiast Mitglied der Marianischen Studentenkongregation und des Österreichischen Jungvolks. Anfang 1939 kam er in Kontakt mit der Österreichischen Freiheitsbewegung des Klosterneuburger Chorherrn Roman Scholz, für die er Flugblätter herstellte. Diese flog im Sommer 1940 auf, so daß Urbarz am 16. August 1940 in Untersuchungshaft genommen wurde. Er saß in verschiedenen Gefängnissen ein, zuletzt in Anrath (jetzt Gemeinde Willich, Kreis Viersen, Nordrhein-Westfalen), wo sich jetzt das „Historische Gefängnismuseum Niederrhein“ befindet. Er wurde zwar im September 1942 wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, jedoch vor der Verhandlung im Februar 1944 am 5. April 1943 freigelassen. Danach wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Gegen Ende des Krieges geriet er in britische Gefangenschaft und betätigte sich dort als Sprecher für die BBC.

Urbarz kehrte Anfang 1946 aus der Gefangenschaft zurück und begann mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1949), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Gaius). Seine Leibfüchse waren u. a. Erich Hochleitner (NdW) und Richard Georg Plaschka (NdW). Ab dem Sommersemester 1947 war er bis zum Sommersemester 1948 durch drei Semester hindurch Senior des Nordgau. Anschließend war er im Studienjahr 1948/49 WCV-Senior. Ende Mai 1949 kam es anläßlich der in Wien stattfindenden CVV bei einer Veranstaltung auf der Universität zu linken Gegendemonstrationen, wo Urbarz als WCV-Senior entsprechend gefordert war. Auf dieser CVV wurde er als Nachfolger von Johann Wollinger (Nc) zum Leiter des Amtes für Hochschulpolitik im ÖCV-Beirat gewählt, welche Funktion er bis 1953 ausübte.

In Urbarz‘ Amtszeit wurde 1950 das neue ÖH-Gesetz beschlossen. Und in diesem Jahr gab es Anfang Oktober den kommunistischen Generalstreikversuch, wo Studenten, darunter auch CVer, Barrikaden wegräumten. Auch hierbei war Urbarz als Amtsträger organisatorisch gefordert. Damals herrschte im Wahlblock (Vorgänger der ÖSU bzw. der AG) ein Proporz mit dem ÖKV. In seiner Amtszeit waren ausschließlich Angehörige des ÖKV Vorsitzende des Zentralausschusses der ÖH, so daß für Urbarz die Herausforderung bestand, die Interessen des CV entsprechend zu vertreten. Sein Nachfolger war Josef Finder (Dan).

Bereits ab 1948 war Urbarz Klubsekretär des Wiener ÖVP-Landtags- und Gemeinderatsklubs. Am 1. Februar 1950 trat er als juristischer Sekretär in den Dienst der Ärztekammer für Wien, deren Kammeramtsdirektor er bereits im Oktober 1955 wurde. Schon im Juni 1957 erfolgte seine Ernennung zum Kammeramtsdirektor der Österreichischen Ärztekammer, welche Funktion er bis zu seiner Pensionierung Ende Januar 1986 bekleidete. Präsident der Wiener Ärztekammer ab 1954 und der Österreichischen Ärztekammer ab 1957 war Johann Lorenz (Le).

Neben dem Auf- und Ausbau des Kammeramtes oblag Urbarz insbesondere die rechtliche Beratung auf dem Gebiet der Sozial- und Gesundheitspolitik, des Vertragsrechts mit den Krankenversicherungen, des Ärztegesetzes, der Ärzte-Ausbildungsgesetzes, der Gesamtreform des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG) u. a. Im Sinne dieser juristischen Tätigkeit gab er 1952 ein Handbuch für Ärzte heraus, das die für die Ärzte maßgeblichen Rechtsvorschriften erhielt. 1955 war er maßgeblich an der Organisierung der in Wien stattgefundenen Generalversammlung des Weltärztebundes beteiligt.

Urbarz erhielt 1973 den Berufstitel Hofrat verliehen.

Werke:

Handbuch für österreichische Ärzte (1952).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 21. 1. 2020.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 567.
Neunzig Jahre Nordgau. Festschrift der Katholischen Österreichischen Hochschulverbindung Nordgau Wien im ÖCV 1900–990 (= Nordgau-Aktuell Nr. 119). Wien 1990, S. 111–114 und 142f.
Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945. Eine Dokumentation. Band 3. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Wien 1987, S. 685.