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Msgr. Dech. Pfr. Jakob Zeggl

Msgr. Dech. Pfr. Jakob Zeggl

Urverbindung: Franco-Bavaria (08.11.1910)

Geboren: 07.07.1890, Urschendorf (nunmehr Gemeinde St. Egyden am Steinfeld, Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich)
Gestorben: 27.06.1967, Grünau im Almtal (Bezirk Gmunden, Oberösterreich)
Dechant, Weltpriester, Verfasser der „Betenden Gemeinde“
Politische Haft: 1940 Kreisgericht Korneuburg

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND ERSTE BERUFLICHE LAUFBAHN

Zeggl wurde als Sohn eines Landwirts geboren, dessen Hof bis in das Jahr 1640 zurückreicht. Er absolvierte zuerst die Volksschule und ging dann auf das Gymnasium in Wiener Neustadt, um in der Folge als Zögling des Erzbischöflichen Knabenseminars in Hollabrunn (Niederösterreich) das dortige Gymnasium zu absolvieren. Nach seiner Matura im Jahr 1910 trat er in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1914), wo er der Franco-Bavaria beitrat (Couleurname Hagen). Für die drei Seminaristen, die damals zeitgleich rezipiert wurden, führte die Verbindung Nachmittagskneipen ein.

Am 25. Juli 1914 wurde Zeggl vom Erzbischof von Wien, Friedrich Gustav Kardinal Piffl (Wl EM), zum Priester geweiht. Danach wurde er mit 1. September 1914 zum Kaplan in Payerbach (Bezirk Neunkirchen) und am 16. März 1917 zum Spiritualprovisor im benachbarten Reichenau ernannt. Dort befindet sich die Villa Wartholz, die Kaiser Karl I. gehörte und von ihm als Residenz benutzt wurde. Er verlieh dort anläßlich seines Geburtstages am 17. August 1917 einer Reihe von Kandidaten den Militär-Maria Theresien Orden. Zeggl wurde jedoch bereits mit 1. April 1918 zum Pfarrer von Falkenstein (Bezirk Mistelbach) ernannt.

Mit 1. Mai 1932 wechselte Zeggl von dort als Pfarrer in das nahegelegene Poysdorf (Bezirk Mistelbach), wo er sogar ein Pfarrkino errichtete. In diesem Zusammenhang muß erinnert werden, daß in der Zwischenkriegszeit die Kirche, ihr nahestehende Institutionen, katholische Vereine etc. Kinos besessen hatten, um dadurch auch auf das Programm der gezeigten Filme Einfluß zu haben. In dieser Zeit engagierte er sich auch als Vortragender sowie Exerzitienleiter und war Referent für Landseelsorge am Seelsorgeinstitut der Erzdiözese Wien, das unter der Leitung von Karl Rudolf (Am) stand.

Wegen seiner mutigen und aufrechten Haltung sowie seines Einflusses auf die Pfarrbevölkerung geriet Zeggl nach dem Anschluß im März 1938 mit der örtlichen Parteileitung der NSDAP in Konflikt. Er wurde daher am 22. Mai 1940 verhaftet und ins Kreisgericht Korneuburg eingeliefert, da ihm Gegnerschaft zur Partei und feindliche Äußerungen vorgeworfen wurden. Aufgrund einer Intervention des Erzbischöflichen Ordinariats wurde er am 25. Juni 1940 aus der Haft entlassen. Danach wurde über ihn ein Kreisverbot verhängt, so daß er auf seine Pfarre resignieren mußte. Im Februar 1941 wurde er jedoch nach zwei Verhandlungen von einem Sondergericht infolge von Widersprüchen bei den Zeugenaussagen freigesprochen.

PFARRER VON WIEN-BREITENSEE

Auf Ersuchen des Erzbischofs von Wien, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), übernahm er mit 1. September 1940 provisorisch die 1899 errichtete Pfarre St. Laurentius in Wien-Breitensee (14. Bezirk) als Lokalprovisor bzw. mit 1. Oktober als Pfarrverweser. Aufgrund seiner Verfolgung durch die NS-Behörden nahm man von einer offiziellen Ernennung zum Pfarrer vorerst Abstand. Diese erfolgte erst mit 1. April 1946. Am 22. Dezember 1954 wurde er zum Stadtdechanten für den 13. und 14. Bezirk berufen.

In den fast 27 Jahren hat Zeggl seine Pfarre St. Laurentius in Breitensee geprägt. Nach dem Krieg ging es erstmals um eine organisatorische und bauliche Restrukturierung. Er führte als Alternative zu den damaligen Massenfirmungen zu Pfingsten im Stephansdom Pfarrfirmungen ein, die nunmehr allgemein üblich geworden sind. Im Bereich der Pfarrcaritas setzte er ebenfalls neue Akzente. Er organisierte Ausspeisungen sowie eine untertags geöffnete Wärmestube für Obdachlose. Auch führte er 1951 eine unentgeltliche Rechts- und Sozialbetreuung ein. Desgleichen errichtete er einen Pfarrkindergarten.

Besonders verdient gemacht hat sich Zeggl um die Wiedererrichtung einer Volksschule. Bis 1938 betrieben die Kreuzschwestern auf dem Pfarrgebiet eine solche für Buben und Mädchen samt angeschlossenem Internat (Josefinum). Diese wurde nach dem Anschluß aufgelöst, und das Gebäude wurde enteignet. Nach 1945 erfolgte eine Restitution. Da sich die Kreuzschwestern nicht mehr in der Lage sahen, diese Schule zu führen, wurde sie samt Internat von der Pfarre übernommen und wiedererrichtet.

VERFASSER DER BETENDEN GEMEINDE

Zeggl war die Einbeziehung der Gläubigen in den Gottesdienst ein besonderes Anliegen, und somit er war er schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein Unterstützer der Liturgischen Bewegung. In diesem Zusammenhang wurde er dann vor allem als Verfasser der „Betenden Gemeinde“. Diese erschien erstmalig 1926. Ab dem Jahr 1935 (5. Auflage) kam sie im Österreichischen Bundesverlag heraus, die 7. Auflage 1940 dann im Verlag Herder Wien. Sie wurde 1956 zum offiziellen Gesangs- und Gebetbuch der Erzdiözese Wien. Auch in anderen Diözesen war es in Gebrauch. Bis 1972 erlebte es insgesamt 23 Auflagen und wurde dann 1975 vom „Gotteslob“ abgelöst.

Zeggl wurde nach 1945 aufgrund seines seelsorglich-liturgischen Engagements und nicht zuletzt wegen der Herausgabe der „Betenden Gemeinde“ zum Mitglied der Liturgischen Kommission der Erzdiözese Wien ernannt. Dort war er maßgeblich an der Reformierung der Einsegnungsliturgie auf den Wiener Friedhöfen beteiligt.

Zeggl erhielt 1948 den Titel eines Konsistorialrats und wurde 1953 zum Wirklichen Erzbischöflichen Konsistorialrat ernannt. Dieses Gremium war nach dem Domkapitel das zweitwichtigste Beratungsorgan für den Erzbischof. Er war ein Vorläufer des nunmehrigen Priesterrates. 1959 wurde ihm die Würde eines Päpstlichen Ehrenkämmers (Monsignore) verliehen. Er sollte mit 1. Juli 1967 als 77-jähriger in den dauernden Ruhestand treten, starb aber während eines Erholungsaufenthalts in Oberösterreich. Er wurde im Familiengrab in St. Egyden beigesetzt.