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Reichsrats-Abg. Red. Dr. Friedrich Graf, Ritter von Gaderthurn

Reichsrats-Abg. Red. Dr. Friedrich Graf, Ritter von Gaderthurn

Ehrenmitgliedschaften: Austria Innsbruck

Geboren: 16.05.1835, Piccolein (nunmehr Pikkolin, Gemeinde St. Martin in Thurn (Bezirk Bruneck, Südtirol)
Gestorben: 22.08.1921, St. Lorenzen (Bezirk Bruneck, Südtirol)
Reichsratsabgeordneter, Landeshauptmannstellvertreter (Tirol), Landtagsabgeordneter (Tirol)
Politische Haft: 1869 14tägige Arreststrafe

Lebenslauf:

Graf wurde als Sohn eines Chirurgen bzw. Wundarztes geboren und stammte aus dem Gadertal, das in das Pustertal mündet. Dieses Tal ist ladinisch geprägt. Graf war höchstwahrscheinlich auch ladinischer Abkunft so wie Alois Maneschg (AIn). Nach dem Gymnasium in Brixen begann er 1854 das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, trat aber ein Jahr später in das Brixener Priesterseminar ein und studierte an dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. 1857 verließ er diese und studierte wieder bis 1861 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. iur. 1861; Dr. iur. 1965).

Von 1861 bis. 1865 war Graf bei den katholisch-konservativen „Tiroler Stimmen“ bzw. von 1868 bis 1870 bei den „Neuen Tiroler Stimmen“ als Redakteur tätig, wo auch Theodor Frhr. von Kathrein (AIn) wirkte und ab 1867 Chefredakteur war. So wie er wurde auch Graf von der liberalen Mehrheit verfolgt und am 18. Dezember 1869 wegen seiner Gesinnung zu einer 14tägigenArreststrafe verurteilt. Von 1865 bis 1868 war er Konzipient in einer Innsbrucker Rechtsanwaltskanzlei.

Graf war ab 1870 „Privater“ und engagierte sich politisch bei den Katholisch-Konservativen. 1870 kandidierte er für den Tiroler Landtag, wurde gewählt und gehörte diesem nach Wiederwahlen vom 5. September 1870 (Angelobung) bis zum 14. Februar 1895 (letzte Sitzung dieser Wahlperiode) an. Bei den Landtagswahlen vom 16. Juli 1895 kandidierte er zwar neuerlich, unterlag jedoch dem Kandidaten der aufstrebenden Christlichsozialen („schärfere Tonart“), dem Priester Ämilian Schöpfer (R-B EM).

Graf wurde gleich 1870 in den Landesausschuß gewählt, das Exekutivorgan der autonomen Landesverwaltung, eine Vorform der Landesregierung, und blieb dort bis Anfang 1891 Mitglied. In diesem betreute er das Referat Landwirtschaft. 1884 wurde er zum Landeshauptmannstellvertreter gewählt und bekleidete diese Funktion bis zum 2. Januar 1896. Diese war damals primär mit dem heutigen Vizepräsident des Landtags vergleichbar. In seiner letzten Landtagsperiode war er auch Obmann des Schulausschusses.

Graf kandidierte 1873 für die Landgemeinden des Pustertals (Brixen, Bruneck, Lienz, Cortina d’Ampezzo) auch bei den Wahlen für das Abgeordnetenhaus des Reichsrats, wurde gewählt und gehörte diesem nach Wiederwahl vom 4. November 1873 bis zum 4. Dezember 1883 (V. und VI. Wahlperiode; Mandatsverzicht wegen Tätigkeit im Landesausschuß) an. Dort war er Mitglied des rechten Zentrums (Katholisch-Konservative).

Graf erhielt wegen seiner Verdienste am 23. April 1883 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse verliehen. Zusätzlich war damit auch die Erhebung in den Ritterstand mit dem Namenszusatz „von Gaderthurn“ verbunden. 1892 wurde ihm das Ritterkreuz des Leopoldordens verliehen. 1895 übersiedelte er auf seinen damals angekauften Ansitz Mauren in St. Lorenzen.

Durch sein Engagement für die katholisch-konservative Bewegung zu Beginn der konstitutionellen Ära Österreichs ab 1861 kam Graf über den späteren Landeshauptmann Kathrein auch in Kontakt mit der Austria Innsbruck, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Couleurname Hagen). Die Mutter des Musikers und Filmemachers Reinhold Bilgeri ist eine direkte Nachfahrin von Graf.

Quellen und Literatur:

Austrier-Blätter Nr. 16, 1947, 221f.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 55 und 522.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 215, 251 und 567.
Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums 1804–1918. Herausgegeben und kommentiert von Peter Frank-Döfering. Wien 1989, 316.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Graf.shtml