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LH Dr. Theodor Frhr. von Kathrein

LH Dr. Theodor Frhr. von Kathrein

Urverbindung: Austria Innsbruck (27.06.1865)

Bandverbindungen: Nc, Vi

Geboren: 25.03.1842, Salurn (Bezirk Bozen, Tirol)
Gestorben: 01.10.1916, Innsbruck
Landeshauptmann (Tirol), Präsident des Abgeordnetenhauses, Mitglied des Herrenhauses, Bürgermeister von Hall/Tirol, Rechtsanwalt, Chefredakteur der „Neuen Tiroler Stimmen“
Politische Haft: 1870 in Innsbruck „Kräuterturm“

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHER EINSTIEG

Ka­th­rein wurde als Sohn eines Volks­schul­leh­rers ge­bo­ren, der aus einer alten Bau­ern­fa­mi­lie des Ober­inn­tals ent­stamm­te, und be­such­te die Gym­na­si­en in Bozen, Ve­ne­dig, das da­mals noch zu Ös­ter­reich ge­hört hat, und in Tri­ent, wo er 1864 die Ma­tu­ra ab­leg­te. Da­nach stu­dier­te er an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät in Inns­bruck (abs. iur. 1868; Dr. iur. 1871), wo er der Aus­tria Inns­bruck bei­trat (Cou­leur­na­me Win­fried). Als Frei­wil­li­ger mach­te er die Krie­ge des Jah­res 1859 als Lan­des­schüt­ze und des Jah­res 1866 als Un­ter­jä­ger an der Süd­front mit.

Noch wäh­rend sei­nes Stu­di­ums war Ka­th­rein von 1867 bis 1871 Chef­re­dak­teur der ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven „Neuen Ti­ro­ler Stim­men“. Als in Folge des deutsch-fran­zö­si­schen Krie­ges am 20. Sep­tem­ber 1870 ita­lie­ni­sche Trup­pen durch die Porta pia Rom be­setz­ten, ließ er die „Neuen Ti­ro­ler Stim­men“ mit Trau­er­rand er­schei­nen und ver­faß­te einen kri­ti­schen Ar­ti­kel gegen den k. u. k. Reichs­kanz­ler Fried­rich Graf Beust. Dar­auf­hin wurde Ka­th­rein wegen Stö­rung der öf­fent­li­chen Ruhe und des Hoch­ver­rats an­ge­klagt und am 18. No­vem­ber 1870 gemäß des da­ma­li­gen § 300 StGB zu 14 Tagen Ar­rest ver­ur­teilt, die er im „Kräu­ter­turm“ von Inns­bruck absaß. Im Ge­fäng­nis re­di­gier­te er je­doch die „Neuen Ti­ro­ler Stim­men“ wei­ter.

Nach sei­ner Pro­mo­ti­on 1871 war Ka­th­rein Rechts­an­walts­an­wär­ter in Wien und Kal­tern (Be­zirk Bozen). 1878 ließ er sich nach der An­walts­prü­fung als Rechts­an­walt in Hall in Tirol nie­der, wel­chen Beruf er bis 1911 aus­üb­te.

POLITISCHE LAUFBAHN

Be­reits ab 1868/69 war Ka­th­rein an der Bil­dung des ka­tho­li­schen-kon­ser­va­ti­ven Ver­eins in Tirol be­tei­ligt, im Rah­men des­sen er die Chef­re­dak­ti­on der „Neuen Ti­ro­ler Stim­men“ über­nahm. Somit war sein Ein­stieg in die Po­li­tik zwangs­läu­fig. 1880 wurde er in den Ge­mein­de­rat von Hall/Tirol ge­wählt, des­sen Bür­ger­meis­ter er vom 17. Au­gust 1895 bis zu sei­ner Wahl zum Lan­des­haupt­mann am 25. Au­gust 1904 war.

Im Mai 1883 wurde Ka­th­rein in den Ti­ro­ler Land­tag ge­wählt. Er ge­hör­te die­sem vom 4. Juni 1883 bis zu sei­nem Tode an. Bis 1896 ver­trat er den Land­ge­mein­de­be­zirk Imst, dann den Stadt­ge­mein­de­be­zirk Imst. Am 13. De­zem­ber 1883 wurde er in einer Nach­wahl für den zu­rück­ge­tre­te­nen Fried­rich Graf, Rit­ter von Ga­der­thurn (AIn) EM) in das Ab­ge­ord­ne­ten­haus des Reichs­ra­tes ge­wählt, dem er von sei­ner An­ge­lo­bung am 22. Ja­nu­ar 1884 bis zum 30. Ja­nu­ar 1907 an­ge­hör­te. Dort war er seit 1885 Mit­glied des wich­ti­gen Bud­get­aus­schus­ses und 1890/91 des­sen Ob­mann. Eben­falls war er Mit­glied der De­le­ga­tio­nen (par­la­men­ta­ri­sche Ver­samm­lun­gen der Ge­samt­mon­ar­chie).

Vom 16. April 1891 bis zum 20. März 1893 war Ka­th­rein der Zwei­te Vi­ze­prä­si­dent des Ab­ge­ord­ne­ten­hau­ses, vom 20. März 1893 bis zum 22. Ja­nu­ar 1897 war er der Erste Vi­ze­prä­si­dent. Am 6. April 1897 wurde er zum Prä­si­den­ten des Ab­ge­ord­ne­ten­hau­ses ge­wählt.
Er trat be­reits am 26. Ok­to­ber 1897 von die­ser Funk­ti­on zu­rück, weil er bei der von Mi­nis­ter­prä­si­dent Ka­si­mir Graf Ba­de­ni ver­such­ten par­la­men­ta­ri­schen Pra­xis ge­gen­über der deut­schen Op­po­si­ti­on nicht mit­ma­chen woll­te. Im Ab­ge­ord­ne­ten­haus ge­hör­te er dem Klub der Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven an, der un­ter­schied­li­che Namen hatte (rech­tes Zen­trum, Ho­hen­wart-Klub, Ka­tho­li­sche Volks­par­teim, Zen­trums-Klub).

In sei­nen par­la­men­ta­ri­schen Funk­tio­nen, ob im Land­tag von Tirol oder im Ab­ge­ord­ne­ten­haus bzw. dann im Her­ren­haus des Reichs­ra­tes, ver­trat Ka­th­rein wäh­rend der Kul­tur­kampf­aus­ein­an­der­set­zun­gen immer die In­ter­es­sen der ka­tho­li­schen Kir­che bzw. der ka­tho­li­schen Ver­bän­de. Ins­be­son­de­re setz­te er sich ve­he­ment für die Gleich­be­rech­ti­gung der ka­tho­li­schen Stu­den­ten bzw. des CV auf Hoch­schul­bo­den ein.

Nach­dem Ka­th­rein be­reits 1891 in den Lan­des­aus­schuß ge­wählt wurde, je­doch die Wahl wegen sei­ner Funk­ti­on im Reichs­rat (siehe oben) nicht an­nahm, wurde er am 25. Au­gust 1904 von Kai­ser Franz Jo­seph als Nach­fol­ger von Anton Graf Bran­dis (AIn EM) zum Lan­des­haupt­mann von Tirol er­nannt, wel­ches Amt er bis zu sei­nem Tod aus­üb­te.

Ka­th­rein zähl­te seit sei­ner Wahl in den Reichs­rat im Jahr 1883 zu den füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten der ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Be­we­gung. Im Ab­ge­ord­ne­ten­haus war er nach­ein­an­der Ob­mann des Ho­hen­wart-Klubs, der Ka­tho­li­schen Volks­par­tei und von 1898 bis 1906 des Zen­trums­klubs. In Tirol ge­lang es Ka­th­rein, zwi­schen den Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven und der neu­auf­stre­ben­den Christ­lich­so­zia­len Be­we­gung aus­glei­chend zu wir­ken. Au­ßer­dem hatte er als Lan­des­haupt­mann von Tirol Ver­ständ­nis für die In­ter­es­sen des ita­lie­ni­schen Lan­des­teils (Tren­ti­no) und war be­strebt, die­sem eine Au­to­no­mie zu ge­wäh­ren.

Wegen Dif­fe­ren­zen um die Wahl­rechts­re­form des k. k. Mi­nis­ter­prä­si­den­ten Max Vla­di­mir Frhr. von Beck, die von den Christ­lich­so­zia­len un­ter­stützt wurde, legte Ka­th­rein die Ob­mann­schaft des Zen­trums­klubs nie­der, zog sich von der ak­ti­ven Reichs­po­li­tik zu­rück und kan­di­dier­te nicht mehr für das Ab­ge­ord­ne­ten­haus.

Kai­ser Franz Jo­seph er­nannt ihn dafür am 14. Juni 1907 zum le­bens­läng­li­chen Mit­glied des Her­ren­hau­ses, erhob ihn am 22. Ja­nu­ar 1910 in den erb­li­chen Frei­her­ren­stand und ver­lieh ihm 1912 den Titel k. k. Ge­hei­mer Rat mit dem Prä­di­kat Ex­zel­lenz. Be­reits 1892 er­hielt er das Kom­tur­kreuz mit dem Stern des Franz-Jo­sephs-Or­dens, 1897 wurde er Kom­man­deur des Leo­pold-Or­dens und 1902 er­hielt er den Orden der Ei­ser­nen Krone I. Klas­se (Gro­ß­kreuz). Den Ti­ro­ler Stand­schüt­zen war Ka­th­rein seit sei­ner Ju­gend ver­bun­den. Von 1904 bis zu sei­nem Tod war er Lan­des­ober­schüt­zen­meis­ter.

Ka­th­rein ge­hör­te der Grün­der­ge­ne­ra­ti­on der Aus­tria Inns­bruck an und war damit einer der ers­ten CVer in Ös­ter­reich. Er war auch das erste Ur­mit­glied einer CV-Ver­bin­dung, das in das Par­la­ment (Reichs­rat) ge­wählt wurde. Die Schwes­ter sei­ner Frau war die Gro­ßmut­ter von Bun­des­kanz­ler Kurt Schu­sch­nigg (AIn).


Quellen und Literatur:

Academia 22 (1909/10), 409–412 und 29 (1916/17), 457–459.
Gründungsgeschichte der akademischen Verbindung Austria-Innsbruck und die Füchse des Jahres 1864/65. Hg. von Gustav Sauser, Josef Hofinger und Adolf Haas. Innsbruck 1935, 42–45.
Austrier-Blätter Nr. 15, 1946, 98.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 21f. und 520.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 532f.
Theodor Freiherr von Kathrein (1842–1916), Landeshauptmann von Tirol. Briefe und Dokumente zur katholisch-konservativen Politik um die Jahrhundertwende. Im Gedenken an den 150. Geburtstag von Landeshauptmann Dr. Theodor Freiherr von Kathrein am 25. März 1992. Hg. von Richard Schober (=Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 7). Innsbruck 1992.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 3, Wien 2. Aufl. 1993, 262.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Kathrein.shtml