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LH Anton Graf Brandis

LH Anton Graf Brandis

Ehrenmitgliedschaften: Austria Innsbruck

Geboren: 24.02.1832, Laibach (Herzogtum Krain, nunmehr Ljubljana, Slowenien)
Gestorben: 14.05.1907, Schloß Brandis in Lana (Bezirk Meran, [Süd-]Tirol)
Landeshauptmann (Tirol), erbliches Mitglied des Herrenhauses, Landtagsabgeordneter (Tirol), Gutsbesitzer

Lebenslauf:

Anton Adrian Karl Leopold Graf und Herr zu Brandis, so sein voller Name, wurde als Sohn des Clemens Graf und Herr zu Brandis und der Adrienne, geb. Gräfin Des Enffants d’Avernas, geboren, die eine Verwandte von Dominik Graf Des Enffants d’Avernas (Cl EM) war. Die Familie Brandis ist Tiroler Uradel, die bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. 1605 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand und 1654 in den Reichsgrafenstand. Klemens Graf Brandis war vor 1848 Landesgouverneur von Tirol und ein Historiker. Die Familie besaß Güter in Südtirol (Lana bei Meran) aber auch in der Untersteiermark (Schleinitz/Slivnica, Bezirk Marburg) und in der Krain.

Brandis erhielt anfänglich einen für seinen Stand üblichen Privatunterricht, u. a. durch den Benediktiner und Historiker Albert Jäger (AIn EM), und besuchte dann bis 1850 das Gymnasium in Prag. Dann begann er anschließend das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der dortigen Universität, war dann 1851/52 an der Universität in Löwen (Leuven/Louvain, Belgien) und zuletzt bis 1854 an der Universität in Innsbruck. 1854 trat er in den Dienst der Statthalterei für Tirol und war an den Bezirkshauptmannschaften Riva (nunmehr Trentino) und Meran eingesetzt. Daneben war er noch bei den k. k. Landesschützen Major.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1863 trat Brandis dessen Erbe an. Dadurch wurde er am 26. Mai 1863 zum erblichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, womit der Eintritt in die Politik verbunden war. Angelobt wurde er jedoch erst am 20. Januar 1865. Hier engagierte er sich bei den damals sich bildenden Katholisch-Konservativen. Ab dem 4. Februar 1890 war er im Herrenhaus eine zeitlang Obmann des Zentrumsklubs.

Aufgrund der besitzmäßigen Verankerung in Tirol kandidierte Brandis auch für den Tiroler Landtag, wurde gewählt und gehörte diesem von 1865 (Nachwahl) bis 1904 (Mandatsniederlegung) an. Bis 1871 vertrat er den Landgemeindenbezirk Meran, dann bis 1902 den Landgemeindenbezirk Brixen und zuletzt den adeligen Großgrundbesitz. Nach dem Tod von Landeshauptmann Franz Rapp Frhr. von Heidenburg (AIn EM) wurde Brandis am 28. September 1889 von Kaiser Franz Joseph I. zum Landeshauptmann von Tirol ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis zum 25. April 1904. Sein Nachfolger war Theodor Frhr. von Kathrein (AIn).

Brandis erwarb sich besondere Verdienste beim schwierigen Unterfangen des Tiroler Landesschulgesetzes von 1892, wofür er von Kaiser Franz Joseph I. den Titel k. u. k. Geheimer Rat verliehen bekam. In diesem Zusammenhang stand auch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Austria Innsbruck, womit auch deren Verbundenheit mit den Katholisch-Konservativen zum Ausdruck gebracht wurde. Er setzte sich auch für den Baue der Bahnlinie Bozen–Meran ein und war zeitweise Präsident der Österreichischen Leo-Gesellschaft.

Brandis war sowohl in der Theorie wie in der Praxis ein ausgezeichneter Verwaltungsfachmann, wobei er sich auf die Gemeindeverwaltung und Gemeindeverfassung spezialisiert hatte. Unter ihm wurde auch die Grundsteuer neu geordnet. Brandis, der auch den Titel eines k. u. k. Kämmerers verliehen bekam, lebte nach seinem Ausscheiden aus der Politik auf seinem Schloß in Lana. Er war mit Theresia, Freiin von Gudenus, verheiratet.

Quellen und Literatur:

Academia 5 (1892), 70.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1912. Gotha o. J. (1912), 148f.
https://www.parlament.gv.at/recherchieren/personen/parlamentarierinnen-ab-1848/parlamentarier-1848-1918/Brandis.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 224 und 529.
Austrier Blätter Nr. 18, 1949, 455.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 531f.