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P. Anselm Schott , OSB

P. Anselm Schott , OSB

Urverbindung: Guestfalia Tübingen (05.12.1863)

Geboren: 05.09.1843, Burg Staufeneck in Salach (Kreis Göppingen, Königreich Württemberg)
Gestorben: 23.04.1896, Maria Laach, Gemeinde Glees (Landkreis Mayen, Rheinprovinz, Kgr. Preußen; nunmehr Rheinland-Pfalz)
Ordenspriester (OSB), Autor und Herausgeber des „Schott“

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Schott wurde als Sohn eines Gräflich Degenfeldschen Gutspächters geboren und auf den Namen Friedrich August katholisch getauft. Sein Vater war protestantisch, seine Mutter katholisch. Die Volksschule absolvierte er bei Verwandten seiner Mutter in Viernheim (Kreis Heppenheim, Großherzogtum Hessen). Ab 1852 besuchte er zuerst die Realschule und dann bis 1862 das Gymnasium in Darmstadt, der Hauptstadt des Großherzogtums Hessen. Das Abitur legte er aber am Gymnasium in der Kreisstadt Ehingen ab, das seit 1346 zu den Österreichischen Vorlanden gehört hatte und 1805 an das Königreich Württemberg fiel.

Im Herbst 1862 begann Schott mit dem Berufswunsch Priester das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen (abs. theol. 1866), wo er der 1859 gegründeten Guestfalia beitrat, die sich 1864 dem CV anschloß. Im Studienjahr 1864/65 studierte er an der Universität München. Nach erfolgter Ablegung des Examens trat er im Herbst 1866 in das Priesterseminar in Rottenburg ein, das bis 1805 ebenfalls zu den Österreichischen Vorlanden gehört hatte und ab 1821 Sitz eines Bischofs wurde, der für das Königreich Württemberg zuständig war. Am 10. August 1867 wurde er zum Priester geweiht und tat danach in der Kreisstadt Biberach als Kaplan Dienst.

ORDENSLAUFBAHN

Schott fühlte sich zum Ordensleben berufen, trat im Herbst 1868 in die Erzabtei Beuron ein und nahm den Ordensnamen Anselm an. Diese Benediktinerabtei wurde 1863 gegründet. Bis zur Säkularisierung 1803 war Beuron eine reichsunmittelbare Fürstpropstei eines Augustiner Chorherrenstiftes. Im Zuge dieser fiel dessen Gebiet an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, welches 1849 in das Königreich Preußen eingegliedert wurde. In Folge des preußischen Kulturkampfes war die Erzabtei ab 1875 zeitweise aufgehoben. Nach dem Noviziat legte Schott am 6. Juni 1870 die zeitlichen Gelübde und am Dreifaltigkeitssonntag des Jahres 1873 die feierliche Profeß ab.

Nach der zeitweisen Auflassung der Erzabtei war Schott zuerst in der Abtei Maredsous (Provinz Namur) in Belgien. Diese wurde 1872 von der bekannten katholischen Verlegerfamilie Desclée aus Tournai gegründet und in der Folge von den aus Beuron vertriebenen Mönchen besiedelt. Schott war dort von 1876 bis 1881 Subprior. Danach siedelte er in das Kaisertum Österreich. Zuerst war er von 1881 bis 1883 im Emmauskloster in Prag, in das ebenfalls Beuroner Mönchen gezogen sind. Dort lebte später auch der Benediktinerpater Ildefons Georg Prinz von und zu Liechtenstein (NdW EM). Von 1883 bis 1891 war Schott in der steirischen Benediktinerabtei Seckau. Diese war ursprünglich ein Augustiner Chorherrenstift und Sitz des Bischofs von Seckau, wurde aber 1883 von Beuroner Mönchen als Benediktinerabtei wiederbegründet.

1892 ging Schott nach Maria Laach. Dort befand sich bis 1803 eine Benediktinerabtei. Später übernahmen die Jesuiten die Anlage und betrieben dort ein Kollegium. Im Zuge des preußischen Kulturkampfes wurde dieses 1892 wieder geschlossen. Die Benediktiner von Beuron konnten das Kloster erwerben und gründeten eine Abtei, in der Schott den Rest seines nicht mehr lange dauernden Lebens verbrachte.

AUTOR UND HERAUSGEBER DES SCHOTT

Bereits in Belgien und dann während seines Aufenthalts in Österreich (Prag, Seckau) übersetzte Schott das lateinische Missale für eine deutsche Ausgabe mit einer inoffiziellen Übersetzung in Gebetsbuchform und fügte für Laien verständliche liturgische Erklärungen sowie Kurzbiographien von Tagesheiligen hinzu. 1884 erschien unter dem Titel „Das Meßbuch der heiligen Kirche“ im Verlag Herder die erste Auflage. Der lateinische Text und die deutsche Übersetzung wurden jeweils parallel in getrennten Spalten auf einer Seite gesetzt. Bis zu seinem Tod 1894, also innerhalb von zehn Jahren, erschienen vier Auflagen. Danach wurde der „Schott“ von der Erzabtei im Sinne von Anselm Schott weiter betreut.

Im Vorwort zur ersten Auflage schrieb Schott u. a.: „Das ‚Meßbuch‘ möchte ein Weniges dazu beitragen, daß der reiche Gebetsschatz der Kirche, der in ihrer heiligen Liturgie niedergelegt ist, immer mehr den Gläubigen zugänglich und vertraut werde.“ Durch den „Schott“ wurden in der Tat die Messe und auch andere liturgische Handlungen erstmals in gediegener Form den Laien zur Kenntnis gebracht. Er steht somit am Anfang der liturgischen Bewegung, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfaltet hatte, und war deren Wegbereiter. 1928 hat der Verlag Herder die Bezeichnung „Schott“ warenrechtlich schützen lassen.

Neben der ursprünglichen Standardausgabe des „Schott“ gab es noch Sonderformen. So eine, bei der der lateinische Text nicht vollständig abgedruckt war. Oder einen sog. „Volks-Schott“, der nur die Texte der Sonn- und Feiertage enthielt. Die Standardausgabe zielte vor allem auf ein akademisches Publikum bzw. auf ein solches mit Hochschulreife ab. Auch für Meßdiener war der „Schott“ sehr hilfreich, denn diese standen ja mit dem Zelebranten während der Messe in einem lateinischen Dialog (z. B. Stufengebet).

Die letzte Auflage der Standardausgabe vor der Liturgiereform 1969/70 erschien 1968. Bis dahin gab es vier Überarbeitungen. Von der Standardausgabe wurden bis 1968 insgesamt 3,2 Millionen Exemplare verkauft. Da sich das römische Missale seit dessen Einführung im Jahr 1570 nur unwesentlich verändert hat, gab der „Schott“ bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Situation dieser Zeit wieder. Als Beispiel sei nur das mögliche zusätzliche Tagesgebet (Oratio) bei der Messe für den Römischen Kaiser (gemeint der des „Heiligen Römischen Reiches“) genannt, den es aber seit 1806 nicht mehr gab. Der Leser dieses Gebets war dann restlos überfordert, wenn er in diesem die Formulierung gelesen hat: si non coronatus est, electus dicatur. Wenn er (noch) nicht gekrönt war, mußte er „erwählter Kaiser“ genannt werden. Diese Formulierung spiegelt die Situation des 16. Jahrhunderts wider, als die Kaiserkrönungen durch den Papst wegfielen und die Königskrönung durch die geistlichen Kurfürsten an dessen Stelle traten.

Mit der Liturgiereform 1969/70 in Folge des II. Vatikanums wurde die jeweilige Landessprache offizieller liturgischer Text. Eine lateinisch-deutsche Ausgabe hatte somit ihren Sinn verloren. Hinzu kamen noch die drei Lesejahre sowie die neue Einheitsübersetzung der Bibel. Somit gab es als „Schott“ insgesamt sechs Bände: Drei für die Sonntage der jeweiligen Lesejahre, zwei für die Werktage pro Halbjahr und einen Band zu verschiedenen Anlässen. Es wundert daher nicht, wenn der Verkauf des „Schott“ stark nachgelassen hat.

Der „Schott“, der rund 80 Jahre für eine große Zahl von Katholiken im deutschsprachigen Raum ein spiritueller Wegbegleiter war, ist somit Geschichte geworden. Anselm Schott hat den großen Erfolg seines Werkes nicht mehr erlebt und wohl auch kaum erahnt. Er steht mit Pius Parsch (Wl EM), Vinzenz Goller (Wl) und Jakob Zeggl (F-B) in der Reihe jener Angehörigen des CV, die der volksliturgischen Bewegung entscheidende Impulse gegeben haben.

Anselm Schott wurde im Kloster Maria Laach bestattet.

Quellen und Literatur:

Häußling, Angelus: Anselm Schott, in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), 490–491. Online Version Abruf 8. 10. 2024.