Lebenslauf:
Johannes Franz Josef Prochaska, so sein voller Name, wurde zwar in Wien geboren und wuchs in Währing auf, aber seine Vorfahren stammten aus der Gegend von Brünn, die seinerzeit zur tschechischen Minderheit in Wien gehörten. Nach seiner Matura am Realgymnasium in Wien-Währing (Schopenhauerstraße) im Jahr 1962 begann er das Studium der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, das er nicht abschloß. 1973 leistete er der Präsenzdienst beim Österreichischen Bundesheer.
Prochaska engagierte sich früh politisch, trat der Jungen ÖVP (JVP) bei und wurde 1965 deren Bezirksobmann in Währing. 1968 wurde er zum Fürsorgerat des Bezirkes Währing bestellt. Bereits seit 1967 Landesobmannstellvertreter wurde er 1970 zum Landesobmann der JVP Wien gewählt (bis 1979). Von 1976 bis 1979 war er Bundesgeschäftsführer des Österreichischen Familienbundes, einer Vorfeldorganisation der ÖVP. Anschließend war er bis 1991 Landessekretär des ÖAAB Wien. Von 1984 bis 1990 war er auch Kammerrat der Wiener Arbeiterkammer und deren Vorstandsmitglied. Desgleichem war er bis 2008 Bezirksparteiobmann der ÖVP Wien-Währing.
Von 1972 bis 1981 war Prochaska Bundesleiter des Österreichischen Jungvolkes, der Kinderorganisation der JVP. Als solcher war er Vorstandsmitglied des Österreichischen Bundesjugendringes. Darüber hinaus war er Obmann-Stellvertreter des Vereins Jugendzentren der Gemeinde Wien sowie Vorsitzender-Stellvertreter des Kuratoriums Wiener Jugendheime und des Wiener Jugendherbergwerkes.
Mit 27. September 1974 rückte Prochaska für Manfred Drennig in den Wiener Gemeinderat und Landtag nach und gehörte diesem bis zum 18. November 2005 mehr als 31 Jahre an. Vom 30. Oktober 1989 bis zum 26. November 1990 bekleidete er die Funktion eines Vorsitzenden des Gemeinderates. Am 30. Oktober 1990 wurde er als Nachfolger von Günther Goller (Rg) zum Klubobmann der ÖVP-Gemeinderäte gewählt. Dies war er bis zum 23. April 2001. Sein Nachfolger wurde der damalige ÖVP-Landesparteiobmann Bernhard Görg (AW), geschäftsführender Klubobmann wurde Matthias Tschirf (Merc).
Ab 2001 war Prohaska Wehrsprecher der Wiener ÖVP, Vorsitzender des Kontrollausschusses des Gemeinderates bzw. Landtags, Mitglied der Geschäftsleitung des Österreichischen Städtebundes und der sog. Benennungskommission des Gemeinderates, die für die Benennung der Straßen und Plätze zuständig ist.
Prohaska gehörte zum konservativen Flügel der Wiener ÖVP, stand kritisch zum urban-liberalen Kurs eines Erhard Busek sowie eines Johannes Hahn, war 1976 gegen die Ablöse von Franz Josef Bauer (Nc) als ÖVP-Landesparteiobmann und stimmte gegen Busek. Dieser wollte 1990 die Wahl Prohaskas zum Klubobmann mittels eines Gegenkandidaten verhindern, was aber fehlschlug. Nach dem Ende des Kommunismus unterstütze er den demokratischen Wiederaufbau in Tschechien und wurde 1994 zum Vizepräsidenten der Österreichisch-Tschechischen Gesellschaft gewählt.
Prochaska kam in Kontakt zu der ursprünglich aus Prag stammenden Saxo-Bavaria, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Couleurname Wenzel). Bei ihr engagierte er sich auf vielfältige Weise. U. a. ließ er es sich nicht nehmen, bei einem aus irgendeinem Grund auf der Bude der Saxo-Bavaria stattgefundenen Drei-Königs-Treffen von Wiener Mitgliedern der römischen CV-Verbindung Capitolina Bier auszuschenken und Würstel zu kochen. Er war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Babenberg Wien und wurde auf dem Friedhof Wien-Südwest (Meidling) bestattet.
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 3. 9. 2025).Mitteilung Heinz Hafner 12. 8. 2025.
Mitteilung Matthias Tschirf 3. 9. 2025.
ÖCV-Archiv. Biolex. Prochaska. Diverse Unterlagen.