Lebenslauf:
Goller wurde als Sohn eines Tierarztes geboren. Nach fünf Klassen Volksschule in Sillian besuchte er ab 1939 die nach dem Anschluß errichtete Oberschule in Lienz und ab 1945 die letzten beiden Gymnasialklassen am bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz (Tirol), wo er 1947 maturierte. Anschließend begann er das Studium an der Tierärztlichen Hochschule in Wien, wo er der Rugia beitrat (Couleurname Aiax). Im Wintersemester 1954/55 war er dort Senior. Nach zwei Semestern wechselte er jedoch an die Philosophische Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1953), wo er Turkologie und Islamwissenschaften studierte.
Professor dieses Faches war damals Herbert Wilhelm Duda (Rg EM), der durch Goller in Kontakt mit der Rugia kam und dann deren Ehrenmitglied wurde. Nach seiner Promotion war Goller bei ihm wissenschaftliche Hilfskraft, begann aber auch nebenher ein Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, das er aber nicht abschloß. 1956 beendete er seine wissenschaftliche Laufbahn und wurde Angestellter bei der Landesparteileitung der ÖVP Wien.
1959 wechselte Goller ins Wiener Rathaus und wurde Sekretär des Klubs der Wiener ÖVP-Landtagsabgeordneten und Gemeinderäte. Er begann damit eine politische Laufbahn, die 1969 in seine Kandidatur bei den Wiener Landtags- und Gemeinderatswahlen mündete. Er wurde auf der Reststimmenliste der ÖVP gewählt und gehörte dem Wiener Gemeinderat bzw. Landtag nach Wiederwahlen vom 6. Juni 1969 bis zum 29. Oktober 1990 (Rücktritt) an (X. bis XIV. Wahlperiode). 1972 wechselte er als Reststimmenmandatar auf ein Direktmandat des Bezirkes Landstraße (3. Bezirk), der fortan seine politische Heimat wurde. Er blieb auch nach seiner Wahl 1969 Klubsekretär, welche Funktion er nominell bis 1983 ausübte.
Von 1972 bis 1982 war Goller Obmann des ÖAAB in Wien-Landstraße und dort von 1982 bis 1991 ÖVP-Bezirksparteiobmann. Nach den Wiener Landtagswahlen des Jahres 1973 beendete die SPÖ die Koalition mit der ÖVP, was eine Folge der 1970 eingetretenen politischen Veränderung durch eine SPÖ-Alleinregierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky war. Dadurch verlor die Wiener ÖVP ihre amtsführenden Stadträte und besaß nur mehr ressortlose (kontrollierende) Stadträte. Daraufhin schieden sämtliche amtsführenden Stadträte der ÖVP aus dem Wiener Stadtsenat bzw. der Wiener Landesregierung, darunter auch Hannes Krasser (Nc). Nicht zuletzt aufgrund seiner kommunalpolitischen Erfahrung und immensen Kenntnisse auf diesem Gebiet sowie seiner innerparteilichen Verankerung wurde Goller am 23. November 1973 zu einem der nunmehr nichtamtsführenden Stadträte gewählt.
Diese Funktion bekleidete Goller zwei Wahlperioden hindurch bis zum 27. Mai 1993. Danach wurde er zum Klubobmann der Gemeinderäte und Landtagsabgeordneten der ÖVP gewählt, was er bis zur Niederlegung seines Mandats am 29. Oktober 1990 blieb. Somit war er fast 35 Jahre seines beruflichen Lebens mit der Wiener Kommunalpolitik verbunden, die er durch sein langes Wirken entscheidend prägte. Es war dies vor allem die Zeit, als die ÖVP in Wien in der Opposition war. Er starb zwei Tage vor Vollendung seines 89. Lebensjahres und wurde in der Gruft der Luegerkirche auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Ihm wurde der „Günther-Goller-Weg“ im Bereich des Arenbergparks in Wien-Landstraße gewidmet.
Quellen und Literatur:
Circulum & Weißer Turm. Magazin des AHLB Wien, Niederösterreich und Burgenland. 30 (2019), Nr. 3, S. 23.
https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Günther_Goller(abgerufen am 07.07.2022)