Lebenslauf:
Bauer wurde als Sohn des Gastwirts und späteren ÖVP-Nationalratsabgeordneten sowie Wiener Stadtrats Franz Leopold Bauer geboren. Nach Absolvierung des Realgymnasiums begann Bauer 1945 das Studium der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1950), wo er der Norica beitrat (Couleurname Bonzo). Er engagierte sich gleich zu Beginn seines Studiums bei der gerade ins Leben gerufenen Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) und wurde 1947 Vorsitzender des Hauptausschusses der ÖH an der Universität Wien.
Am 22. Dezember 1947 wurde der Vorsitzende des Zentralausschusses der ÖH, Fritz Köhler, als verschwunden gemeldet. Man ging damals von einer Verschleppung durch die sowjetische Besatzungsmacht aus, was nicht selten vorkam. Bauer wurde daher Anfang 1948 interimistisch zum Vorsitzenden des Zentralausschusses bestimmt und war dann Spitzenkandidat der Union Österreichischer Akademiker (hieß später Wahlblock) bei den am 23. Januar 1948 stattgefundenen ÖH-Wahlen. Danach wurde er in dieser Funktion bestätigt und übte dieses Amt mehr als ein Jahr bis zum 1. Juli 1949 aus. In seiner Amtszeit wurde von der ÖH der Entwurf für ein neues Hochschülerschaftsgesetz vorgelegt, das dann 1950 beschlossen wurde. 1962/63 war Bauer Präsident der Union Österreichischer Akademiker, d. h. der wahlwerbenden ÖH-Partei Wahlblock. Die Union bzw. der Wahlblock war bis 1968 ein Dachverband von verschiedenen Verbänden (u. a. ÖCV).
Nach seinem Studium war Bauer ab Anfang 1951 zuerst Angestellter der Sozialversicherungsanstalt der Beamten, dann der Meisterkrankenkasse. Beruflich wechselte er 1955 als Journalist zur Tageszeitung „Neues Österreich“, welche 1945 unter gemeinsamer Verwaltung von ÖVP, SPÖ und KPÖ entstanden war. 1957 ging er als Wirtschaftsjournalist zur amtlichen „Wiener Zeitung“, wo er die Stellung eines Beamten erhielt (Oberredaktionsrat, ab 1. Januar 1978 Ministerialrat im Stand des Bundeskanzleramtes). Chefredakteur war damals Franz Stamprech (Dan), Redaktionskollegen u. a. Norbert Tschulik (Nc) und Hermann Wlczek (Baj).
Als politisch Interessierten zog es Bauer in die Wiener Kommunalpolitik, wo bereits sein Vater wirkte. Hier war er von 1953 bis 1955 Zweiter Sekretär des Wiener ÖVP-Landtagsklubs. Gleichzeitig engagierte er sich in seinem Wohnbezirk Währing (18. Bezirk), wo er von 1953 bis 1957 Bezirksrat war. Nach seiner Übersiedelung in den 9. Bezirk (Alsergrund) war er dort ab 1959 ebenfalls Bezirksrat und wurde dort 1964 zum Bezirksvorsteher gewählt, welche Funktion er allerdings nur ein halbes Jahr ausübte.
1964 wurde Bauer auch in den Wiener Landtag bzw. Gemeinderat gewählt, dem er vom 11. Dezember 1964 bis zum April 1970 angehörte. Bereits ÖVP-Bezirksparteiobmann auf dem Alsergrund baute er seine innerparteiliche Position derart aus, daß er nach der Niederlage der ÖVP bei den Wiener Landtags- und Gemeideratswahlen 1969 zum ÖVP-Landesparteiobmann gewählt wurde. Hier löste er den bisherigen glücklosen Landesparteiobmann Leopold Hartl auf nicht „einvernehmliche“ Art ab, was dieser als „Verrat“ empfunden hatte. Bauer wurde am 31. März 1969 in dieses Amt gewählt und wechselte nach den Wahlen 1970 in den Nationalrat, dem er vom 31. März 1970 bis zu seiner Mandatsrücklegung am 30. Juni 1977 angehörte (mit Unterbrechung vom 24. Juni bis zum 19. Oktober 1970 wegen einer Teilaufhebung der Nationalratswahlen und einer Wiederholung derselben im damaligen Wahlkreis 3). Im Nationalrat meldete er sich hauptsächlich zu Fragen der inneren Sicherheit zu Wort und gehörte dem ständigen Unterausschuß des Hauptausschusses gem. Art. 55 Abs. 2 B-VG an.
Bauer versuchte in der Funktion des ÖVP-Landesparteiobmanns, sich u. a. mit markigen Sprüchen zu profilieren. Kurz nach dem Wahlsieg Bruno Kreiskys im Jahr 1970 prophezeite er dessen Regierung, daß sie am „Schindanger der Geschichte“ landen werde. Als bei der nächsten Wiener Landtagswahl 1973 die ÖVP kaum dazugewonnen hatte, wurde die Kritik an Bauer insbesondere in den Medien stärker. Als im Sommer 1976 die Reichsbrücke einstürzte, trat seltsamerweise nicht der SPÖ-Bürgermeister Leopold Gratz zurück, sondern Erhard Busek ging von der Bundespolitik (ÖVP-Generalsekretär) in die Wiener Landespolitik und löste Bauer als Landesparteiobmann am 15. Oktober 1976 ab.
Als auf Initiative der SPÖ bzw. Kreiskys 1977 die Volksanwaltschaft errichtet wurde, wählte der Nationalrat Bauer zu einem der drei Volksanwälte. Dieses Amt (bezügemäßig im Rang eines Staatssekretärs) übte er vom 1. Juli 1977 und nach seiner Wiederwahl im Jahr 1983 bis zu seinem relativ frühen Tod aus. Dabei war er am Aufbau dieser Behörde maßgeblich beteiligt. Eine neuerliche Wiederwahl wäre nicht mehr möglich gewesen. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.
Bauer litt am Ende seines Lebens an einer heimtückischen Krebskrankheit. Am Krankenhausbett vor seinem Tod überreichte ihm Bundespräsident Kurt Waldheim (Wl EM) das von ihm verliehene Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. Ebenfalls am Krankenbett überreichte ihm der Erzbischof von Wien, Hans Hermann Kardinal Groër, das Großkreuz des Päpstlichen Gregoriusordens und spendete ihm die Krankensalbung. Bauer wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben, und zwar in einem Ehrengrab der Stadt Wien, wo bereits sein Vater bestattet war (35/H/36). Die Einsegnung nahm Kardinal Groër vor, die Trauerrede hielt Leopold Gratz. Bauer hatte zwei Söhne, einer – Franz C. Bauer – konvertierte zum Judentum und wurde Präsident der Journalistengewerkschaft, und den jüngeren Bruder Robert Bauer (Rg EM).
Werke:
Leopold Kunschak als Politiker. Von seinen Anfängen bis zum Jahre 1934 (Phil. Diss. 1950).Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 4. 6. 2021).Forster, Christine H.: Die Geschichte der Österreichischen Hochschülerschaft 1945–1955 (= Dissertationen der Universität Wien 166). Wien 1984, S. 150f.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 28.