Wartungsfunktionen

Vz.Bgm. Gym.-Dir. HR Dr. Karl Schröckenfuchs

Vz.Bgm. Gym.-Dir. HR Dr. Karl Schröckenfuchs

Urverbindung: Nordgau Wien (12.10.1923)

Bandverbindungen: GlL

Geboren: 11.01.1903, Teplitz-Schönau (Böhmen; nunmehr Teplice, Tschechien)
Gestorben: 10.09.1965, Leoben (Steiermark)
Vizebürgermeister (Leoben), Gymnasialdirektor
Politische Haft: Haft 1938 bis 1943 in Leoben, St. Pölten und Garsten, 1943 bis 1945 Strafdivision 999

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFSEINSTIEG

Schröckenfuchs, geb. Chlouba, wurde als Sohn eines Schlossers namens Chlouba geboren und war mit neun Jahren bereits Vollwaise (1911 bzw. 1912). Er besuchte den größten Teil der Volksschule und dann die Unterstufe des Gymnasiums bei den Jesuiten im nahen Mariaschein (Stadt Graupen, Bezirk Teplitz; nunmehr Bohosudov, Krupka), einem bekannten Marienwallfahrtsort. Durch die Fürsorge des Pfarrers von Teplitz, seines Taufpriesters, konnte er auch nach 1911/12 in Mariaschein bleiben. Hier dürfte er aller Wahrscheinlichkeit schon Mitglied der 1915 gegründeten katholischen Pennalie Nibelungia gewesen sein. Im Frühjahr 1918 kam er durch Vermittlung der Jesuiten in das Internat des Benediktinerstiftes Altenburg, das Schüler des nahen Oberstufengymnasiums in Horn (Niederösterreich) beherbergte, Dort war ein junger Pater aus dem steirischen Benediktinerstift St. Lambrecht (Bezirk Murau) Präfekt, wodurch sich der Kontakt zur Familie Schröckenfuchs in Teufenbach (nahe St. Lambrecht) ergab, die Karl Chlouba schließlich 1924 adoptierte und ihm den Namen gab.

Schröckenfuchs absolvierte nun in Horn (Niederösterreich) das Obergymnasium. Zu dieser Zeit war dessen nomineller Direktor der spätere Bundespräsident Wilhelm Miklas (AW EM), der aber seit 1907 wegen seines Reichsrats- bzw. später Nationalratsmandats dienstfreigestellt war. 1920 gehörte Schröckenfuchs zu den Mitbegründern der katholischen Pennalie Tursia im Stift Altenburg, die 1922 mit der katholischen Pennalie Waldmark Horn (später MKV) fusioniert wurde.

Nach seiner Matura im November 1922 begann Schröckenfuchs 1923 für das gymnasiale Lehramt das Studium der Geschichte und Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. Juli 1927; Lehramtsprüfung März 1928 in diesen Fächern, sowie in Latein und Deutsch als Nebenfach), wo er dem Nordgau beitrat (Couleurname Loki). Sein Studium finanzierte er als Nachtrevisor bei der „Reichspost“. Aufgrund der Wirtschaftskrise konnte er erst ab April 1929 als Probelehrer an der Realschule in Wien-Hietzing (Astgasse) eine Anstellung finden und wurde dann Anfang 1930 Erzieher am Konvikt und Professor am Realgymnasium in Waidhofen/Ybbs (Niederösterreich).

IM BRENNPUNKT DER JAHRE 1933 BIS 1945

Im politischen „Wendejahr“ 1933 begann Schröckenfuchs, sich zu engagieren. Er trat bereits am 1. Mai 1933 der Vaterländischen Front bei. Ebenso trat er den Ostmärkischen Sturmscharen bei und wurde deren Kreisführer. Ihr Niederösterreichischer Landesführer war der spätere Bundeskanzler Leopold Figl (Nc). Zu diesen gehörte auch das sog. Schutzkorps, deren Landesstabsführer Schröckenfuchs wurde. Im Zuge der Neuordnung der Wehrverbände im Jahr 1936 wurde er in die Frontmiliz übernommen, wo er Milizführer der Reserve war. Im Zuge der verfassungsmäßigen Neuordnung des „Ständestaates“ wurde er in den Gemeinderat von Waidhofen/Ybbs entsandt (bis 1936).

Dort wurde Schröckenfuchs gelegentlich eines Kontrollgangs am 17. Juni 1934 in ein Gasthaus gelockt, wo er von Nazis zusammengeschlagen sowie schwer verletzt wurde, woraufhin er sich in Spitalsbehandlung begeben mußte. Kaum von dort entlassen, konnte er am 28. Juli in Niederwölz (Bezirk Murau), von wo seine Frau stammte und wo er auf Urlaub war, mit anderen einen Trupp putschender Nazis entwaffnen und gefangennehmen, der von Kärnten kommend in die Steiermark eindringen wollte. 1936 wechselte er an das Realgymnasium in Leoben (Steiermark), womit alle seine vorhin genannten Funktionen in Niederösterreich erloschen sind. In Leoben engagierte er sich ebenfalls und wurde Bezirksführer beim Österreichischen Jungvolks, der offiziellen Jugendorganisation des „Ständestaates“.

Schröckenfuchs wurde am 12. März 1938 um 4 Uhr in der Früh verhaftet und in der Folge vom Schuldienst fristlos entlassen. Seine Familie wurde delogiert und konnte vorerst bei Alfred Ferstl (Trn) unterkommen. Wegen schwerer Körperverletzung eines Nationalsozialisten in der „Systemzeit“ wurde gegen ihn Anklage erhoben, wobei hier seine vorhin genannten Einsätze im Juni/Juli 1934 gemeint waren. Der früher in Bruck/Mur und dann in Wien tätige Rechtsanwalt Otto Tiefenbrunner (AIn) durfte ihn nicht verteidigen und wurde dann selbst mit zeitweiligem Berufsverbot in der Steiermark belegt. Am 25. August 1939 wurde Schröckenfuchs vom Landgericht (so hießen die Landesgerichte nach dem Anschluß) Leoben zu 20 Monaten verurteilt, jedoch wurde dieses Urteil durch Nichtigkeitsbeschwerde im Oktober 1939 vorerst aufgehoben. Trotzdem blieb er aber weiter in Untersuchungshaft und wurde in das Gefängnis des Land(es)gerichts St. Pölten überstellt.

Dort hatte Schröckenfuchs das Scheitern des Attentats auf Hitler am 8. November 1939 gegenüber Mitgefangenen bedauert und sich auch sonst regimekritisch geäußert. Aufgrund einer Denunziation wurde er wegen des Verbrechens nach § 8 des österreichischen Sprengstoffgesetzes vom 27. Mai 1885 (RGBl. 134) und wegen Vergehens nach § 2 Abs. 1 und 2 des Gesetzes gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei (sog. „Heimtückegesetz“ 1934) angeklagt. Der § 8 des offenbar auch nach dem Anschluß in Kraft gebliebenen Sprengstoffgesetzes lautete: „Wer […] diese Handlungen [gemeint Sprengstoffanschläge, Anm. d. Verf.] anpreist oder zu rechtfertigen versucht, […] macht sich eines Verbrechens schuldig und wird mit schwerem Kerker von fünf bis zu zehn Jahren bestraft.“ Die Bestimmung dieses Gesetzes, dessen Entstehung im Zusammenhang mit dem Bombenattentat auf Zar Alexander II. im Jahr 1881 zu sehen ist, war für die NS-Justiz natürlich eine „Steilvorlage“, und so wurde Schröckenfuchs am 15. August 1940 von einem Sondergericht beim Land(es)gericht St. Pölten zu acht Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Ende Juni 1942 wurde Schröckenfuchs in die Strafanstalt Garsten (Bezirk Steyr-Land, Oberösterreich) verlegt, nachdem im Mai 1941 sein akademischer Grad von der Universität Wien aberkannt wurde. (Erst am 10. April 2003 wurde durch Senatsbeschluß der Universität Wien diese Aberkennung für nichtig erklärt.) Mitte Juli 1943 wurde er zur berüchtigten Strafdivision 999 (fälschlich oft Strafbataillon 999 genannt) auf dem Truppenübungsplatz Heuberg (Kreis Sigmaringen, nunmehr Baden-Württemberg) überstellt. Der Dienst in dieser Einheit galt einer Haft, wenn nicht sogar einem KZ-Aufenthalt, zumindest gleichwertig, weil bei dieser eine sehr hohe Todesrate herrschte. Der in „Farbe tragen“ (siehe Literatur) genannte Aufenthalt im KZ Mauthausen stimmt nicht. Dieser beruht auf einer irrtümlichen Mitteilung des Anwalts Tiefenbrunner im Juli 1943 an die Familie (kurz danach wurde dieser selber wegen Mitgliedschaft in der Widerstandsgruppe „Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs“ verhaftet). Von Heuberg aus kam Schröckenfuchs kurz vor Weihnachten 1943 zum Entminungsdienst und zur Partisanenbekämpfung nach Griechenland in den Einsatz. Auf der Insel Leros geriet er im April 1945 in britische Kriegsgefangenschaft, die er dann in Ägypten (Halbinsel Sinai) verbrachte.

AKTIVE ZEIT NACH 1945

Schröckenfuchs konnte erst im Dezember 1946 wieder nach Leoben zurückkehren und nahm am dortigen Realgymnasium seine Lehrtätigkeit wieder auf. Mit 1. Januar 1948 wurde er als Nachfolger von Johann Vogelsang (NbW EM) zu dessen Direktor ernannt. Ihm ist der Neubau der Schule zu verdanken, den er seit 1949 betrieb. Er erhielt Ende 1963 den Berufstitel Hofrat.

Darüber hinaus wurde Schröckenfuchs auch für die ÖVP bzw. dem ÖAAB politisch tätig und zum ÖVP-Hauptbezirksparteiobmann für Leoben gewählt. Er rückte am 21. Mai 1948 als Gemeinderat in Leoben nach und wurde am selben Tag zum Vizebürgermeister gewählt, welche Funktion er bis zum 21. April 1955 ausübte. Damit war er am Nachkriegs-Wiederaufbau der zweitgrößten Stadt der Steiermark maßgeblich beteiligt. Politisch war diese Position nicht einfach, weil das obersteirische Industriegebiet von der SPÖ dominiert wurde. Krankheitsbedingt sowie aufgrund der Konzentration auf den Schulneubau kandidierte er nicht mehr.

Schröckenfuchs war auch Bandphilister der MKV-Verbindung Lützow Leoben. Er starb nach längerer Krankheit noch im aktiven Dienst und wurde auf dem Zentralfriedhof Leoben begraben. Sein Sohn ist Gerhard Schröckenfuchs (GlL).

Quellen und Literatur:

Schröckenfuchs, Gerhard: Ein Herz für Österreich. Unsere Familiengeschichte. Manuskript (pdf) 2017 (im ÖCV-Archiv).
ÖCV Archiv. Personalakte. Karl Schröckenfuchs (darin enthalten auch ein ausführlicher Brief von Gerhard Schröckenfuchs).
Obersteirische Volkszeitung, 26. 5. 1948 sowie 9. 3. und 1. 10. 1949.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 309–311.