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Sekt.-Chef Dr. Johann Vogelsang

Sekt.-Chef Dr. Johann Vogelsang

Ehrenmitgliedschaften: Nibelungia

Geboren: 15.06.1897
Gestorben: 20.04.1985
Sektionschef (Unterrichtsministerium)
Politische Haft: 1938 Polizeihaft Graz, 1938/39 KZ Buchenwald, 1939 Polizeihaft Leoben, 1939 – 1943 KZ Sachsenhausen

Lebenslauf:

Vogelsang studierte nach der Matura für das gymnasiale Lehramt an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil.) und war danach dort Gymnasialprofessor. Er förderte 1928 gemeinsam mit Anton Maria Pichler (NbW) die Gründung der katholischen Pennalie Vindobona II in Wien-Brigittenau und wurde in diesem Jahr auch deren Ehrenphilister (Couleurname Ekkehard). 1931 ist er als deren Philistersenior nachgewiesen.

Als Anhänger des „Ständestaates“ wurde Vogelsang nach 1935 Gymnasialdirektor in Graz und Leoben. Daher wurde er bereits am Abend des 11. März 1938 verhaftet und am 25. November 1938 in das KZ Buchenwald verbracht. Dort blieb er bis zum 3. Juli 1939. Danach wurde er ins Polizeigefängnis Leoben verlegt, um dann neuerlich am 30. November 1939 ins KZ Sachsenhausen überstellt zu werden. Von dort wurde er dann am 30. Januar 1943, am 15. Jahrestag der Machtübernahme Adolf Hitlers und kurz vor dem Fall Stalingrads, entlassen.

Die Gestapo Wien berichtete am 3. Juli 1943 an die Gauleitung Wien: „Dr. Vogelsang Johann war in der Zeit vom 11. 3. 1938 bis zum 30. 1. 1943 in Schutzhaft, der in der Systemzeit [mit diesem Begriff bezeichneten die Nazis den „Ständestaat“, Anm. d. Verf.] als Direktor des Gymnasiums Leoben ein ausgesprochener gehässiger Gegner des Nationalsozialismus war. Er hat nicht nur Schüler, sondern auch Professoren zur Anzeige gebracht, die dadurch schweren Schaden erlitten.“ Vogelsang war ohne Unterbrechung vier Jahre und zehneinhalb Monate in Haft. Er erhielt dann später das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Nach dem Krieg wurde Vogelsang als Direktor des Realgymnasiums Leoben wieder eingesetzt, jedoch bald in das Staatsamt für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und Kultusangelegenheiten zur Dienstleistung berufen und sogleich zum stellvertretenden Leiter der Sektion IV Unterricht und Erziehung bestellt. Dieses Staatsamt wurde damals von dem Kommunisten Ernst Fischer als Staatssekretär geleitet. Mit der Wiederrichtung der Bundesregierung blieb Vogelsang weiterhin stellvertretender Sektionsleiter und wurde als Ministerialrat vom Unterrichtsministerium übernommen. Sein Nachfolger als Direktor des Realgymnasiums Leoben wurde Karl Schröckenfuchs (NdW).

1948 wurde Vogelsang dann zum Sektionsleiter der Sektion IV bestellt und 1950 zum Sektionschef ernannt. Zuerst umfaßte diese Sektion sowohl die Angelegenheiten des allgemeinen sowie des berufsbildenden Schulwesens. Später wurden letzere Agenden in einer eigenen Sektion zusammengefaßt. Vogelsang war am Wiederaufbau des österreichischen Schulwesens nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich beteiligt. 1962 trat er in den Ruhestand.

Am 2. August 1958 erhielt Vogelsang das Ehrenband der Nibelungia Nebraskensis und wirkte 1960 bei der Gründung der MKV-Verbindung Tressenstein Bad Aussee mit, von der er in diesem Jahr das Band erhielt. Er wurde auf dem Döblinger Friedhof beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Nibelungia (Mitteilung Gottfried Mazal, 3. 4. 2016).
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 – Teil 2. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesens, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band VIII). Wien 2003, S. 264f..
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 375.