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Vors. BR Vz.Bgm. RA Dr. Josef Stampfl

Vors. BR Vz.Bgm. RA Dr. Josef Stampfl

Urverbindung: Norica (14.10.1904)

Bandverbindungen: Cl

Geboren: 24.12.1884, Braunau am Inn (Oberösterreich)
Gestorben: 17.05.1962, Linz
Vorsitzender des Bundesrates, Landtagsabgeordneter (Oberösterreich), ÖVP-Landesparteiobmann (Oberösterreich), Vizebürgermeister (Linz), Rechtsanwalt
Politische Haft: 1944 Polizeihaft

Lebenslauf:

Stampfl wurde als Sohn eines Verleger bzw. Buchdruckers geboren und absolvierte 1904 das Gymnasium in Salzburg. Dort war er Mitbegründer der katholischen Pennalie Almgau (später MKV). Danach begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, wo er der Norica beitrat (Couleurname Stambul). Zeitweise studierte er auch an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (Dr. iur. 1910), wo er bei der Carolina aktiv war.

Nach seinem Studium und der Gerichtspraxis schlug Stampfl die Rechtsanwaltslaufbahn ein und wurde Konzipient bei Hermann Esser (AIn). 1916 eröffnete er in Linz eine eigene Kanzlei, die er bis 1960 betrieb. Durch Esser kam er in die Politik. So wurde er gegen Kriegsende von den Christlichsozialen in die Provisorische Landesversammlung Oberösterreichs entsandt, die die Funktion eines Landtags wahrnahm und der er vom 2. November 1918 bis zum 17. November 1919 angehörte. 1925 wurde er zum Ersatzmitglied des Bundesrates gewählt (war jedoch damals nicht Mitglied desselben).

Sein politischer Schwerpunkt in der Zwischenkriegszeit lag jedoch in der Linzer Kommunalpolitik. Dessen Gemeinderat gehörte Stampfl zwischen 1918 und 1934 an. Von 1919 bis 1931 sowie von 1934 bis 1938 war er 2. Vizebürgermeister, von 1931 bis 1934 war er 3. Vizebürgermeister. Bürgermeister von Linz von 1934 bis 1938 war übrigens Wilhelm Bock (Nc).

Nach dem Anschluß im März 1938 verlor Stampfl seine politischen Ämter, konnte aber als Rechtsanwalt weiter arbeiten, wo er u. a. häufig auch katholische Organisationen und Einrichtungen vertrat. So hat er auch den Linzer Karmeliter P. Paulus Wörndl vor dem Volksgerichtshof vertreten. Wegen eines Briefwechsel mit einem Soldaten, der einer österreichisch-norwegischen Widerstandsgruppe angehört hatte, wurde er dann zum Tode verurteilt und am 26. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee enthauptet. Nicht zuletzt auch deshalb wurde Stampfl im Zuge der Aktionen nach dem Hitler-Attentat 1944 für acht Tage inhaftiert. Man nahm bei ihm auch mehrere Hausdurchsuchungen vor.

Nach 1945 war Stampfl bei der Gründung der ÖVP beteiligt. Nach dem provisorischen Landesparteiobmann Josef Zehetner (Le) wurde er im August 1945 zum ersten Landesparteiobmann der ÖVP gewählt, welches Amt er bis zum 28. November 1947 ausübte. Sein Nachfolger wurde Albert Schöpf (AIn). Damit stand Stampfl an wichtiger Stelle beim Wiederaufbau des staatlichen wie wirtschaftlichen Aufbaus. Vom oberösterreichischen Landtag wurde er in den Bundesrat entsandt, dem er dann vom 19. Dezember 1945 bis zum 5. November 1949 angehörte. Vom 1. Januar 1948 bis zum 30. Juni 1948 war er dessen Vorsitzender.

Stampfl bekleidete zahlreiche Funktionen im vorpolitischen Raum. So war er u. a. von 1920 bis 1961 Mitglied des Komitees des Katholischen Preßvereins der Diözese Linz, zuletzt dessen Obmannstellvertreter. Seit 1925 war er Kuratoriumsmitglied der Landeshypothekenanstalt und von 1955 bis zu seinem Tod Oberkurator. „Eine seiner hervorragendsten Eigenschaften war seine persönliche Bescheidenheit. Er war kein bestrickender Redner, aber ein guter Rechtsanwalt und sachlicher Politiker“ (Harry Slapnicka).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina, Carolinas Tote IX, S. 233f.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3). Linz 1976, S. 246.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 530.