Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Bock wurde als Sohn eines Beamten (Landesrechnungsdirektor) geboren und absolvierte 1914 in Linz das Gymnasium. Danach begann er im Herbst 1914 mit dem Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1920). Dieses unterbrach er im Februar 1915, weil er sich freiwillig zum Infanterieregiment Großherzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14, dem Linzer Hausregiment, meldete. Im Oktober 1915 kam er an die russische Front. Im Frühjahr 1916 wurde er an die italienische Gebirgsfront (beim Monte Cimone) versetzt (Letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Signum laudis, Karl-Truppenkreuz). Im Frühjahr 1918 erhielt er Studienurlaub. Das Ende des Krieges erlebte er am Oberlauf der Piave, von wo er sich mit seiner Kompanie Richtung Osttirol durchschlagen konnte.
Bock setzte nach dem Krieg gleich sein Studium fort und trat der Norica bei (Couleurname Hermann). Im Sommersemester 1920 war er Consenior unter dem Senior Carl Habich (Nc). Nach Studienende trat er in die Oberösterreichische Landes-Brandschadenversicherung ein, deren stellvertretender Direktor er wurde.
BOCK ALS BÜRGERMEISTER UND ERSTE HAFT
Am 27. März 1934 wurde Bock in den Beirat des Regierungskommissars für Linz, Franz von Nusko, berufen. Am 7. November 1934 wurde er dann von diesem Beirat zum Bürgermeister der drittgrößten Stadt Österreichs gewählt. In seiner Amtszeit bemühte er sich mit zahlreichen Baumaßnahmen um eine produktive Arbeitslosenfürsorge, so u. a. durch Intensivierung des sozialen Wohnbaus, den Ausbau der Höhenstraße auf den Freinberg und andere Infrastrukturmaßnahmen. Dadurch konnte bis 1938 die Arbeitslosenzahl signifikant gesenkt werden.
In dieser Zeit war Bock auch Bundesführerstellvertreter sowie oberösterreichischer Landesführer der Christlich-deutschen Turnerschaft (der Vorgängerin der Turn- und Sportunion nach 1945). Bundesführer bzw. Bundesobmann war damals Josef Pultar (Nc).
Nach dem Anschluß wurde Bock als Bürgermeister am 12. März abgesetzt und am 14. März 1938 in Polizeihaft genommen. Am 17. Juni 1938 wurde er ins KZ Dachau überstellt. Dort reifte sein Entschluß – nicht zuletzt in Gesprächen mit Johannes Hollnsteiner (ehemals Nc) – , Priester zu werden. Im Februar 1939 wurde er als Landesbeamter entlassen.
BOCK ALS CHORHERR UND PRIESTER
Nach seiner Haftentlassung am 4. Mai 1939 trat Bock im August 1939 in das Chorherrenstift
St. Florian ein, studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt sowie an der in Linz. Anfang 1941 wurde das Stift St. Florian beschlagnahmt. Teile des Konvents sowie der Hochschule bezogen ein ehemaliges Kloster in Pulgarn (gehört zu Steyregg). Bock legte am 28. August 1942 die ewige Profeß ab und wurde am 10. April 1943 zum Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Lasberg (Mühlviertel).
Am 10. Oktober 1944 wurde Bock im Zusammenhang mit einer Widerstandsgruppe in Freistadt, mit der er aber keinen Kontakt hatte, neuerlich verhaftet und war zuerst im Polizeigefängnis in Linz und dann ab 4. Januar 1945 im Gefangenhaus Wels, wo er die Zelle mit Johannes Ude (Cl) teilte. Man warf ihm die Beteiligung an einer verbotenen politischen Organisation in Freistadt (Oberösterreich) vor. Am 9. März 1945 wurde er ins KZ Schörgenhub bei Linz überstellt und am 27. April auf Fürsprache des damaligen Linzer Weihbischofs Josef Fließer freigelassen.
Danach trat Bock seinen Dienst wieder in Lasberg an und erlebte dort die unmittelbare Nachkriegszeit mit der sowjetischen Besatzung und der damit verbundenen Plünderungen. Im Februar 1946 wurde er zum Stiftskooperator nach St. Florian berufen und übte dort bis 1956 verschiedene Funktionen aus (u. a. Stiftsdechant, Generalökonom). Ab 1956 war er Pfarrer von Hofkirchen (im Traunkreis) und dann vom 1. Januar 1958 bis zu seinem Tod Stadtpfarrer von Vöcklabruck.
Bock wurde nach 1945 als Beamter rehabilitiert, ging aber als solcher in den vorzeitigen Ruhestand. Am 23. Februar 1951 wurde er rückwirkend zum wirklichen Hofrat ernannt (er wurde dann als „Gotteshofrat“ bezeichnet) und als solcher pensioniert. Den Ruhegenuß daraus verschenkte er an Bedürftige.
Bock litt seit 1959 an einem langwierigen Darmkrebs, dem er schließlich erlag. Er wurde auf dem Priesterfriedhof des Stiftes St. Florian begraben. Nach ihm wurde in Vöcklabruck eine Straße benannt. Er war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Welfia Linz.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz; Lebenslauf von Bock, verfaßt von Prof. DDr. Karl Rehberger CanReg.).Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht. 1918 bis 1938. Linz 1976, S. 51–52.
Leitner, Franz: Dr. Wilhelm Bock. Vom Linzer Bürgermeister zum Stadtpfarrer von Vöcklabruck. Einzelveröffentlichung seiner KZ-Dachau aus Dachau (= Vöcklabruck einst und jetzt Nr. 28). Vöcklabruck 2012
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 36f.