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Gen.-Anw. StA Mag. Dr. Otto Tschulik

Gen.-Anw. StA Mag. Dr. Otto Tschulik

Urverbindung: Norica (26.10.1951)

Bandverbindungen: Le

Geboren: 13.04.1933, Wien
Gestorben: 24.01.1991, Wien
ÖCV-Amtsträger (Rechtspfleger), Träger des ÖCV-Ehrenringes, Erster Stellvertreter des Leiters der Generalprokuratur

Lebenslauf:

Otto Werner Maria Tschulik, so sein voller Name, wurde als Sohn des späteren Direktors des Piaristengymnasiums (Wien-Josefstadt) Werner Tschulik (F-B) geboren. Dieser stammte aus Westböhmen und verfaßte 1949 das vor allem in Schulunterricht eingesetzte Werk „Die österreichische Dichtung im Rahmen der Weltliteratur“, das mehrere Auflagen erlebt hat. Otto Tschuliks Mutter Elisabeth, geb. Janata, war wiederum die Schwester von Generalmajor Friedrich Janata (F-B). Tschulik besuchte nach der Volksschule zuletzt das Gymnasium in Wien-Alsergrund (Wasagasse). Nach der Matura dort im Jahr 1951 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1955), wo er der Norica beitrat (Couleurname Dr. cer. Mädi). Dort war er im Sommersemester 1956 Fuchsmajor und im Wintersemester 1956/57 Senior. Davor war er bis 1955 Fachschaftsleiter der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Sein diesbezüglicher Nachfolger war Alois Mock (Nc).

Tschulik schlug nach der Gerichtspraxis am Oberlandesgericht Wien zuerst die Richterlaufbahn als Richteramtsanwärter ein und war als solcher an den niederösterreichischen Bezirksgerichten Wolkersdorf, Langenlois und Kirchberg am Wagram sowie am Handelsgericht Wien, am Kreisgericht Wiener Neustadt und am Exekutionsgericht Wien eingesetzt. Nach seiner Richterprüfung im April 1959 wurde er zuerst kurz im Justizministerium und dann am Jugendgerichtshof Wien verwendet. 1962 wechselte er in die Staatsanwaltschaft Wien, wo er 1968 beim Betrugsprozeß gegen Viktor Müllner (ehemals Dan EM) eingesetzt war und im Verlaufe dessen Drohungen erhielt. 1973 wurde er an die Oberstaatsanwaltschaft Wien berufen, deren Stellvertreter er 1974 wurde. 1976 erfolgte seine Ernennung zum Generalanwalt und somit seine Berufung in die Generalprokuratur am Obersten Gerichtshof. Im Jahr 1990 wurde zum Ersten Stellvertreter des Leiters der Generalprokuratur ernannt, welche Funktion im Rang eines Sektionschefs steht.

Tschulik engagierte sich in seiner Verbindung und im ÖCV. In der Norica war er an der Herausgabe von deren Geschichte „75 Jahre Norica“ beteiligt (erschienen 1962). Er bearbeitete zum einen den Text der Norica-Geschichte („Das weiß-blau-goldene Band“) von Friedrich Funder (Cl, Nc), die 1933 herausgegeben wurde, und verfaßte zum anderen den Teil über die Zeit von 1945 bis 1958. Ebenso hat er dann 1987 gemeinsam mit Bernhard Moser (Nc) die Geschichte Noricas anläßlich deren 100. Stiftungsfestes herausgebracht. Von 1969 bis 1974 war er Vorsitzender des Verbindungsgerichts und von 1977 bis 1981 Philistersenior der Norica.

Als solcher wurde Tschulik auch im ÖCV bekannt, so daß er auf der Cartellversammlung 1980 als Nachfolger von Eduard Saxinger (Trn) zum Rechtspfleger gewählt wurde, welches Amt er bis zu seinem Tod ausübte. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde Wolfgang Mazal (NbW). Neben der normalen Tätigkeit eines Rechtspflegers, insbesondere im Umfeld von Cartellversammlungen, gab er 1986 die 3. Ausgabe des Vademecum des ÖCV heraus, in das Verbandsbeschlüsse aufgenommen wurden.

Im März 1985 beschloß die Norica, eine Integration von Studentinnen anzustreben. Zu diesem Zweck wurde eine Kommission zur Ausarbeitung eines Studentinnen-Statuts eingesetzt, der auch Tschulik angehörte. Dieses stand nach seiner Auffassung in vollem Einklang mit dem Cartellrecht. Daraufhin erfolgte am 5. Oktober 1985 die Gründung der Norica Nova, worauf sich in den folgenden Jahren im ÖCV eine kontroverse Diskussion entwickelte. Sie erreichte ihren Höhepunkt in den neunziger Jahren und dauert abgemildert nach wie vor an. Tschulik erarbeitete über Auftrag der Cartellversammlung 1987 einen Vorschlag an die Verbandsführung über den Status befreundeter Verbindungen und Vereine. Es war das ein Modell der mittelbaren Integration (Angliederung) von Studentinnen. Tschuliks Sohn kommentiert im Rückblick diese Sache folgendermaßen: „Er war eher skeptisch. Als Jurist hat er das ganze vor allem aus dem Blickwinkel gesehen, daß die Norica nicht gegen ÖCV-Recht verstoßen solle. Ich denke, er war nicht prinzipiell gegen Frauen im CV, er versuchte nur, das ÖCV Recht dahingehend behutsam anzupassen. Den einen war das dann schon zu radikal, den anderen war das ÖCV-Recht egal.“ Die Eskalierung dieser Causa sollte er aber nicht mehr erleben.

Im Antrag auf die posthume Verleihung des ÖCV-Ehrenringes an Tschulik steht, daß seine Amtsführung von Sachkompetenz, großem Fleiß und absoluter Korrektheit geprägt war. „Ein Wesensmerkmal der Amtsführung von Cbr. Dr. Otto Tschulik war sein unermüdliches Drängen auf strikte Einhaltung des geltenden CV-Rechts bei gleichzeitiger Bereitschaft zu dessen prinzipienkonformer Änderung, wenn Bedarf dafür gegeben schien.“ Die Cartellversammlung Ende Mai/Anfang Juni 1991 in Innsbruck hat ihm posthum den ÖCV-Ehrenring verliehen, der dann seiner Ehefrau überreicht wurde.

Tschuliks Sohn ist Peter Tschulik (Nc), sein Bruder war der Journalist („Wiener Zeitung“) Norbert Tschulik (Nc), dessen Söhne sind wiederum Andreas Tschulik (Nc) und Martin Tschulik (Nc). Tschulik starb im aktiven Dienst plötzlich und unerwartet an einem Aortenriß auf dem Heimweg kurz vor dem Haus in Wien-Alsergrund, wo er wohnte. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben (33A/17/28).

Werke:

Fünfundsiebzig (75) Jahre Norica. Mit Beiträgen von Friedrich Funder (Cl), Gustav Blenk (Nc) und Otto Tschulik (Nc) (1962).
Moser, Bernhard/Tschuli, Otto: Hundert (100) Jahre Norica. Hg. von der K. a. V. Norica (= Nc-Info Nr. 181) (1987).
Ergänzungsheft betr. §§ 146–168 StGB zum Wiener Kommentar zum Strafgesetzbuch, Lfg. 10, §§ 146 – 168, hg. von Foregger Egmont und Friedrich Nowakowski, bearbeitet von Otto Tschulik (1990).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 7. 11. 2020).
Mitteilung Peter Tschulik (Nc) (7. 7. 2020).
Puck, Elmar (Nc): 23 Jahre Studentinnenverbindung Norica Nova in Wien, in: Bruckmüller Ernst/Schragl, Engelbert (Red.), Kompetenz und Solidarität. 125 Jahre Norica. Wien 2008, S. 171f. und 180.
ÖCV-Archiv. Protokoll der XXXIV. Cartellversammlung. 30. 5.–1. 6. 1991, Innsbruck. Antrag 21 Verleihung des ÖCV-Ehrenrings an Otto Tschulik (Nc).
Academia intern, Februar 1991. Nachruf Clemens M. Auer (Cl).