Lebenslauf:
Wallner (Rufname Leo) wurde als Sohn des Holzgroßhändlers Josef Wallner geboren, der von 1949 bis 1962 ÖVP-Nationalratsabgeordneter war. Wallner absolvierte das Realgymnasium in Amstetten, wo er bei der MKV-Verbindung Ostarrichia aktiv wurde. Zuerst hatte er den Wunsch, Priester zu werden, doch er begann nach der Matura in Wien mit dem Studium an der Hochschule für Welthandel (Dkfm. 1958, Dr. rer. comm. 1961), wo er der Danubia beitrat (Couleurname Konto). Im Sommersemester 1956 war er dort Senior. Er engagierte sich auch in der Hochschulpolitik und war von 1957 bis 1960 Vorsitzender des Hauptausschusses der Österreichischen Hochschülerschaft an der Hochschule für Welthandel.
Danach war Wallner am nicht mehr existierenden Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung in Wien tätig, das ein außeruniversitäres Forschungsinstitut war. Langjähriger Leiter war u. a. Karl Wenger (Kb). Dort veröffentlichte Wallner 1963 eine interessante Studie über den Umfang der Verstaatlichten Industrie. 1964 wurde er von Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) in dessen persönliches Kabinett berufen, wo er für wirtschaftliche Fragen zuständig war.
Nach einer kurzen Tätigkeit als Geschäftsführer der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft 1967/68 wurde Wallner über Vermittlung von Klaus am 15. Februar 1968 zum Alleinvorstand (Generaldirektor) der Spielbanken AG (ab 1985 Casino Austria AG) berufen. Ab 1. Januar 1998 war er dann dort Vorsitzender des Vorstandes. Diese Position bekleidete er bis zum 8. Mai 2007, danach war er Vizepräsident des Aufsichtsrates. Von 1991 bis 2007 war er Geschäftsführer der Casino Austria International Holding GmbH und von 1986 bis 2007 Vorstandsvorsitzender der Österreichische Lotterien GmbH. Zusätzlich bekleidete er weitere Aufsichtsfunktionen in der Wirtschaft, wie z. B. Vizepräsident des Aufsichtsrates der Österreichischen Verkehrsbüro AG (1975–1990), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Österreichischen Sportwetten GmbH (2000–2007), Vizepräsident der Österreichischen Lotterien GmbH (2007–2011) sowie Präsident des Aufsichtsrates der Casino Austria International Holding GmbH (2007–2011).
Wallners Verdienst war der Ausbau des ursprünglichen Geschäftsfeldes der Casino AG. Ab 1976 engagierte er sich mit den Casinos auch außerhalb Österreichs, 1886 führte er in Österreich das bereits seit langem in Deutschland bekannte Lotto „6 aus 45“ ein. Auch erkannte er ab 1992 die Bedeutung des Internets für das Glückspiel, wobei er stets immer die soziale Verträglichkeit beachtete. 1995 wurden die Rubbellose eingeführt und 2004 die länderübergreifende Lotterie „EuroMillionen“.
Neben seiner beruflich erfolgreichen Tätigkeit engagierte sich Wallner auch im Sport bzw. bei dessen Förderung. Von Ende 1990 bis Oktober 2009 war er Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) und vom Februar 1998 bis Dezember 2014 Mitglied des Olympischen Comités. Der Grund für seinen Rücktritt als Präsident des ÖOC war das Bekanntwerden von finanziellen Ungereimtheiten anläßlich der Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele. Verstrickt war Wallner zuletzt auch in einem Verfahren wegen illegaler Parteienfinanzierung an Peter Westenthaler bzw. an das BZÖ aus dem Jahr 2006. Wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes wurde jedoch gegen ihn nicht ermittelt.
Wallner, der privat nie Casinos besuchte, starb nach schwerer Krankheit.
Werke:
Umfang der öffentlichen Unternehmertätigkeit in Österreich. Die öffentliche Hand als Unternehmer 2. Hg. vom Institut für Angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung (1963).Quellen und Literatur:
Geszti, Stefan: Der Herr der Spiele – Leo Wallner, eine Biografie. Wien 2005.Die Presse, 29. 7. 2015
Kurier, 29. 7. 2015
Lebenslauf Leo Wallner unter www.casinos.at/content (Abruf 10. 8. 2015)
Vytiska, Herbert: Zwei Abschiede – symbolhaft für die Zeitenwende, in: Österreichische Academia 65 (2015) Oktober, S. 32f.
BWG. Informationen in Blau-Weiß-Gold, Nummer 304, Oktober 2016, S. 24f..